Schule 3.0: digital total?

Veröffentlicht: Sonntag, Februar 12, 2012 in Schule, Web 2.0

Am nächsten Donnerstag darf ich an einer Podiumdiskussion auf der didacta zum Thema „Schule 3.0: digital total?“, veranstaltet vom Verband Bildungsmedien, teilnehmen. Inhaltlich sollen die folgenden Fragen besprochen werden (auf Seite 6 des Programmhefts zu entnehmen; ich finde es übrigens immer noch cool, dass sie DIESES Bild genommen haben :-)):

Die Digitalisierung der Gesellschaft schreitet rasant voran: Ständig verfügbares Internet, soziale Netzwerke und zahllose Apps gehören bereits heute für viele Schülerinnen und Schüler zum Alltag. Doch wie wird sich diese Entwicklung auf den schulischen Unterricht auswirken, wie sieht die Zukunft des Lernens aus? Vor diesem Hintergrund soll der Einsatz von digitalen Medien im Unterricht beleuchtet werden: In welchen Lernszenarien bieten diese Medien überhaupt Vorteile? Ist das klassische Schulbuch ein Auslaufmodell? Wie steht es um die Medienkompetenz der Lehrkräfte, welche Rolle spielt die Lehrerbildung? Und über allem schwebt die Frage, welche politischen und finanziellen Rahmenbedingungen notwendig sind, um die Unterrichtsqualität durch den Einsatz von digitalen Medien effektiv zu erhöhen.

Ich habe mir einmal ein paar Statements zu den Punkten überlegt, möchte gerne vorab mit euch in die Diskussion einsteigen und eure Beiträge mit in die Podiumsdiskussion nehmen (um gleichzeitig ein Beispiel für den Nutzen des Internets in Lehr-/Lernsituationen zu geben). Ihr könnt natürlich gerne eigene Statements hinzufügen oder die bestehenden kommentieren. Also, neine Statements:

  1. Die Schule hat die Verpflichtung, digitale Medien in den Unterricht in erheblich stärkerem Maße zu integrieren. Zum einen sind digitale Medien im Alltag der Schülerinnen und Schüler omnipräsent (Alltagsrelevanz) und es lässt jetzt schon abschätzen, dass die Digitalisierung noch weiter voranschreiten wird (Zukunftsrelevanz; vgl. auch hier). Ich frage mich, wann „die Schule“ (ganz gemein verallgemeinernd) es schafft, digitale Medien im Sinne der Weltorientierung alltäglich und selbstverständlich in den Unterricht zu integrieren. Solange dies nicht der Fall ist, muss sich Schule vorwerfen lassen, weltfremd zu sein. Auf das Leben in welcher Welt bereitet Schule heute eigentlich noch vor? Schule ist der einzige Ort, an dem die Förderung von Medienkompetenz systematisch verankert werden kann. Es gibt keine Alternative: Schule muss digital werden.
  2. Über die Vermittlung von Medienkompetenz hinaus können digitale Medien im Unterricht unzählige Funktionen als Werkzeuge übernehmen: Sie dienen der Informationsdarbietung, der Veranschaulichung, der Kommunikation, der Zusammenarbeit, der Recherche, der Präsentation (siehe zum Beispiel den L3T-Artikel Mehr als eine Rechenmaschine). Und eben weil der Alltag digital ist, können sie nicht nur diese Funktionen übernehmen, sondern sie müssen es – zumindest zu einem ordentlichen Anteil.
  3. Aufgrund der Vielfalt der vorhandenen Werkzeuge und deren Einsatzmöglichkeiten fallen mir keine Lernszenarien ein, in denen digitale Medien keine Vorteile bringen können. (Fallen euch welche ein? Nennt mal ein Szenario, in dem es sinnlos wäre, digitale Medien einzusetzen!)
  4. IT wird aber vermutlich in der Breite erst dann in den Unterricht einziehen können, wenn wir unabhängig werden von Computerräumen und Laptop-Schränken. Das Zukunftsszenario ist das folgende: Schülerinnen und Schüler nutzen ihre eigenen Devices (Smartphones, Tablets, …) mit Internet-Flatrate bei Bedarf („on demand“), und zwar ähnlich wie jetzt die Taschenrechner. Also: Völlig raum- und zeitunabhängig. Dort, wo sie gerade sind. Auch zu Hause.
  5. Schüler haben zukünftig also keine Bücher mehr dabei (eine Ende der schweren Ranzen und Rucksäcke!), sondern ein Device (z.B. Tablet) mit multimedialen Dokumenten, interaktiven Anwendungen und Zugang zum Internet. Schüler haben auch keine Schulhefte mehr, sondern erstellen digitale Produkte, die sie darüber hinaus einfach teilen und wiederverwenden können.
  6. Der Anreiz, offene Lernmaterialien (Open Educational Resources; vgl. die Diskussionen bei Herr Larbig) zu verwenden, wird zukünftig sicher größer werden, so zumindest meine Hoffnung, die, denke ich, nicht ganz unbegründet ist: Es macht kaum Sinn, Schulbücher als PDF-Dateien auf Tablets zur Verfügung zu stellen. Der Druck ist relativ hoch, dass „Schulbücher“ dann multimedial und interaktiv sein müssen. Aber – schaffen Schulbuchverlage das, solche Materialien in angemessener Qualität und Zeit zu produzieren? Das ist ein riesiger Aufwand! Welch Vorteil hingegen, wenn solche Materalien verteilt auf der ganzen Welt produziert und an zentralen Stellen gesammelt bzw. verlinkt werden. Ich warte schon länger auf Community-Projekte, die (ähnlich wie bei Wikipedia) kollaborativ freie Online-„Schulbücher“ zu allen Fächern in allen Schulstufen erstellen. Das heißt: Was wird passieren, wenn man im Web qualitativ bessere Lernmaterialien finden wird als in kommerziellen Angeboten? Schulbuchverlagen müssen – um am Leben zu bleiben – vermutlich ziemlich bald zu alternativen Geschäftsmodellen übergehen (vgl. auch diese Diskussion bei Herr Larbig).
  7. Ganz zentral: Medienkompetenz der Lehrpersonen. Medien- und IT-Lehrerfortbildungen werden von Lehrerinnen und Lehrern zu wenig besucht (mein persönlicher Eindruck; ist aber auch klar, wenn man weiß, welche Qualität solche Fortbildungen oft haben). Lehrerfortbildungen reichen hier aber auch konzeptuell nicht aus, sondern können allenfalls winzige Einstiegspunkte sein; dafür ist die digitale Welt viel zu gewaltig. Lehrerinnen und Lehrer müssen sich selbstständig weiterbilden – und das Internet ist voll von Hilfen und Einstiegspunkten! Sie müssen nicht nur die Schüler aufs lebenslange, selbstverantwortliche Lernen vorbereiten, sondern müssen dies als Lehrende selbst praktizieren und vorleben. Letztlich muss Lehrern klar sein: Es ist ihre Mitverantwortung, Schülerinnen und Schüler aufs digitale Leben vorzubereiten. (Und, überhaupt, was heißt hier „vorbereiten“? Das Leben der Schüler ist bereits digital.)
  8. Wichtiger Punkt auch: Die Lehramtsausbildung. Wie und in welchem Umfang werden digitale Medien eigentlich im Lehramtsstudium eingesetzt? Und im Referendariat? Leben denn Dozentinnen und Dozenten bzw. Mentorinnen und Mentoren vor, wie man digitale Medien nutzbringend zum Lernen und Lehren einsetzen kann? Wer wagt sich denn über die Verwendung von „PDF-Schleudern in Learning Management Systemen“ hinaus? Ich kenne zahlreiche Beispiele Dozentinnen und Dozenten, die Medien vorbildlich einsetzen, ich vermute aber, wenn man flächendeckend Deutschland diesbezüglich in den Blick nimmt, dann wird man auch hier ein ordentliches Verbesserungspotenzial aufdecken.
  9. Welche politischen, welche finanziellen Rahmenbedingungen sind notwendig? Meine These wäre: Es sollte (vielleicht absurderweise) nicht die Finanzierung technischer Maßnahmen in den Fokus gerückt werden. Die Beschaffung technischer Endgeräte für Schüler macht keinen Sinn, denn hierdurch wird teure, oft ungenutzte Technik beschafft, die relativ schnell sowieso veraltet ist, und Schüler werden in relativ naher Zukunft ohnehin eigene Geräte haben, die eingesetzt werden können (mit Ausnahme vielleicht von Leihgeräten für finanziell schwächere Familien). Finanziert werden sollte auch kein Funknetz und keine WLAN-Infrastruktur an den Schulen, denn Endgeräte werden per LTE (oder Nachfolgern) ins Internet kommen. Im technischen Bereich sollte allenfalls – zentral – eine Serverstruktur finanziert bzw. weiter ausgebaut werden, so eine Art „Schulcloud“ oder so etwas. Nein, der wesentlich größere finanzielle Batzen sollte für Personal aufgewendet werden. Für Lehrerinnen und Lehrer. Denn mit kleineren Gruppen und weniger Lehrdeputat wird Raum und Zeit geschaffen für die persönliche Weiterbildung, für die Umsetzung innovativer Ideen, für die Planung von Unterricht unter neuen (digitalen) Bedingungen. Und für technisches Support-Personal an den Schulen, zur Unterstützung der Lehrerinnen und Lehrer.
  10. Politisch muss gefordert werden: Eine noch stärkere Verankerung der Medienbildung in den Curricula. In allen Altersstufen, in allen Fächern.

Was meint ihr dazu? Habt ihr weitere Statements?

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Kommentare
  1. Schade, ich bin Mittwoch auf der Didacta, nicht Donnerstag.

    Zwei Dinge fallen mir ein:
    1. Generelle Frage für mich ist, ab WANN (Alter/Schuljahr) digitale Medien in der Schule eingesetzt werden sollten
    2. zu deinem Punkt 3) Schreiben lernen macht man auf Papier, nicht am Pad.

  2. cspannagel sagt:

    @magisternavis

    zu 1. sie sollten meiner Ansicht nach schon vor der Schule eingesetzt werden, im Kindergarten. Natürlich nicht nur, sondern entsprechend dosiert.
    zu 2. Wie lang noch?

  3. Schreiben lernt man auf Papier _und_ mit dem Tablet. Noch lange. Siehe http://wiki.doebe.li/Beat/MitTabletsLesenUndSchreibenLernen

  4. Oliver Tacke sagt:

    Zu 1 und 2) Nur weil heute alles mit Hypermedial-Surround-Sound-4.0-Webapplikationen für unterwegs gemacht wird, muss das doch nicht noch Einzug in die Schule halten. Der ganze Kram lenkt doch nur vom Lernen ab.

    Zu 3) Wie sollen den digitale, womöglich noch diese neumodischen Web-2.0-Sachen helfen bei…
    * der Vermittlung von Teamfähigkeit? Wie lernt man damit, sich in andere hineinzuversetzen?
    * der Förderung der Persönlichkeit? Wie lernt man damit, sich auch mal durchzusetzen? Beharrlichkeit? Mut?
    * dem Nahebringen von Ästhetik? Digital heißt doch dröge… Wie lerne ich damit das Schöne kennen? Wie lerne ich da, für andere etwas ansprechend zu gestalten?
    * Kreativität? Im Internet macht doch keiner mehr was selbst, wird alles kopiert. Neugierde wird doch mit Computern abgetötet.
    * Sinnfragen? Wie vermittele ich mit „Devices“ den Sinn von Ehrenamt, von Umweltschutz, von Weltverbesserung?

    Zu 4) Große Unternehmen mit eigenen IT-Abteilungen fürchten schon das „Bring Your Own Device“-Prinzip: Integrationsprobleme, Sicherheitsbedenken, und, und, und. Wie soll das dann von Schulen zu leisten sein?

    Zu 5) Wer bezahlt das?

    Zu 6) Es gibt auch Seiten wie die Wikiversity, wo ganze Kurse entstehen könnten. Da ist auch nicht viel los. Wieso sollte es plötzlich Inhalte für Schulen geben? Wie sollen den Laien dieselbe Qualität erbringen können, wie die Experten in den Schulbuchverlagen?

    Zu 7) Wann sollen Lehrerinnen und Lehrer denn die Zeit finden, das neben der Arbeit auch noch alles zu machen?

    Zu 8) Lässt sich auf 1 und 2 zurückführen. Warum muss das denn an Unis anders sein? Die klassische Vorlesung hat sich schon lange bewährt. Mag sein, dass Medien etwas bringen, aber wir warten doch lieber mal die Entwicklung ab, bis die Konzepte ausgereizt sind.

    Zu 9) Wer finanziert den LTE-Zugang? Zur Gruppengröße: Im Focus wurde vorletztes Jahr eine Studie zitiert, in der gesagt wurde, dass kleinere Klassen gar keinen Effekt hätten. Team-Teaching in derselben Klassengröße sei effektiver. Aber dafür braucht man doch nicht digitales Zeugs.

    Zu 10) Der Grund ist noch immer unklar.

  5. Wolfgang Mueller sagt:

    Hallo Christian,

    zu 3: Ich bin hier etwas vorsichtiger in der Formulierung, da ich selbst kaum Studien kenne, die belegen, dass sich die Qualität der Lehre durch den Einsatz digitaler Medien allein umfassend verbessert. Kennst Du welche? Aber eben auch umgekehrt: es gibt keinerlei Studien, die belegen, dass durch den Einsatz digitaler Medien die Qualität der Lehre sinkt … 🙂

    zu 6 und auch zu 5: Warum denn eigentlich nicht als erster Schritt zur Einführung digitaler Medien in der Schule: Ein Kindle für alle! Wäre das nicht günstiger als alle die Printfassungen der Schulbücher? Schon klar, dass wir uns lieber den iPad wünschen würden … 😉
    Und: wann fangen wir an mit dem Lehrbuch zu Medienkompetenz frei im Netz?

    Zu 9: Ich glaube, hier wirst Du zu einigen Punkten Widerspruch ernten … und ich bin mir das aus verschiedenen Gründen auch nicht so sicher! Die Vision ist sicherlich richtig: keine Rechnerräume, die nicht gewartet werden, in denen nur die Hälfte der Rechner funktioniert und die immer ein Bottleneck darstellen. Schüler sollen daher wohl die eigenen Mobiles mitbringen. Soweit ok! Aber wie sieht es mit der Infrastruktur an Schulen aus? Die Schul-Clould … ja, warum nicht! Aber sonst keine Infrastruktur? Ich denke, WLAN-Zugänge müssen verfügbar sein … und zwar mit passenden Filterfunktionen, die die Zugriffe im Netz beschränken! Auch wenn es technisch denkbar ist, dass auch Schüler in Zukunft immer und überall Zugriff auch auf das Internet haben könnten, würde dies aber bedeuten, dass Die Verantwortung für eine adäquate Zugriffskontrolle so allein auf die Eltern (wer soll es sonst machen, oder vertraust Du auf von der Leyens Netzsperren?) abgeschoben würde. Da sehe ich keine Chance auf Akzeptanz! Daher eher: Schulen bieten einen sicheren Zugang zu Netzressourcen …

    Zu 10: Ich glaube, das ist einer der wichtigsten Punkte, auch wenn er hier scheinbar etwas kurz kommt!

    Ein Aspekt, den ich wichtig finde und der mir hier noch fehlt, ist der der in der EU auf politischer Ebene allgemein akzeptierten Version des Lebenslangen Lernens! Die Orientierung an dieser Vision hat zwangsläufig zur Folge, dass zunächst akzeptiert wird, dass wichtige Lernerfahrungen in informellen Lernprozessen erworben werden … und das dabei natürlich in der Zukunft gerade die digitalen Medien eine zentrale Rolle spielen werden (Learning on Demand). Das heisst, die Schule hat die Verantwortung genau darauf adäquat vorzubereiten!

    In diesem Kontext stellt sich natürlich dann auch direkt die Frage, inwieweit die Orientierung an dieser Vision auch eine Einfluss auf Standards/Curricula in der Schule haben sollte (allgemein: Weg vom Faktenwissen, hin zu Kompetenzen wie Selbstlernen, forschendes Lernen …). Aus meiner Sicht hier aber auch ein Punkt: Informatik sollte als neue Kulturtechnik in der Schule der Zukunft ebenfalls eine wichtigere Rolle spielen!

  6. cspannagel sagt:

    @Beat Ganz wichtiger Hinweis, danke! Logo! Gerade Tablets ermöglichen ja beides, also auch das Schreiben mit der Hand!

  7. jazzy sagt:

    zu 1) Es wäre spannend, verschiedene Ansätze der IT-Integration in das formale Bildungswesen zu analysieren, bspw. scheiternde Lehrerfortbildungen, Ausstattungsinitiativen , etc. (gibt es dazu Literatur?) Aber es scheint tatsächlich ein sehr langfristiges Unterfangen zu sein denn über das letzte Jahrzehnt wurden kaum flächendeckend sondern meist nur vereinzelt Fortschritte gemacht.
    zu 6) sehr spannender Gedankengang!
    zu 7) die These hört sich für mich sehr stark an nach „Ihr Lehrer habt ja Zeit, kümmert Euch gefälligst selber darum!“ – Das scheint mir unrealistisch, wenn man sich den Lehreralltag anschaut. Ist aber ein schwieriges Thema, dass eine intrinsische Motivation da sein muss, ist klar, ohne diese bringt keine Weiterbildung etwas (vgl. auch die Intel-Programme vor gut 10 Jahren, innerhalb derer flächendeckend Lehrkräfte weitergebildet wurden mit nahezu keinem langfristigen Effekt). Dazu kommt, dass selbst motivierte Lehrer, die Fortbildungen besuchen, auch schnell wieder im Alltag ankommen, in dem einfach nicht die Zeit, nicht die Technik oder nicht die organisatorische Unterstützung gegeben ist. Daraus könnte man glatt einen Teufelskreis machen.
    zu 8) Weil in meinem Bekanntenkreis einige das Referendariat durchlaufen haben, kann ich nur zustimmen: Häufig ist zu hören, dass hier und da eine ppt das Höchste der Gefühle ist. Interessant ist, dass bei unseren Erhebungen an der PHW auf Basis des INCOBI-R herauskam, dass Dozierende offensichtlich nicht über weniger sondern sogar deutlich mehr verfügen (kann man hier wirklich von „mehr“ reden? Wohl eher über ein höheres Level o.ä.), als Lehramtsstudierende. Da kann das Problem also nicht liegen – ich vermute, dass i.d.R. der Mehrwert nicht klar ist oder auch gar nicht das Interesse an dem Erkennen der Potenziale besteht (also eigentlich ein ähnliches Problem wie im Lehramt selbst).
    zu 9) Ich stimme Dir voll und ganz zu. Viele Schulen haben derzeit vollkommen andere Probleme, als auch nur in Ansätzen die Fundierung einer Medienbildung voran zu bringen oder sich mit einem eigenen Konzept der Medienbildung zu beschäftigen. Der Alltag in Schulen sieht im IT-Bereich meist so aus, dass eine Lehrkraft sich irgendwie mal eben nebenher mit Einrichtung und Wartung der Technik beschäftigt – ganz zu schweigen davon, dass diese i.d.R. nicht genutzt wird oder ohnehin veraltet ist.
    zu 10) Sehe ich anders: Nicht eine noch stärkere Medienbildung muss politisch gefordert werden: Es muss endlich eine grundlegende fundierte Medienbildung sowohl auf der Ebene der Schüler wie auch der Lehrkräfte geschaffen werden (meiner Meinung nach hat sich da nicht wirklich etwas getan)! Wobei mir bisher noch kein aus meiner Sicht taugliches Konzept über den Weg gelaufen ist, denn entweder sind die entwickelten Konzepte kaum flächendeckend umsetzbar oder wenn doch, zu teuer, um diese der Politik schmackhaft machen zu können.

    Einen weiteren Punkt möchte ich gerne hinzufügen: Einer der wichtigsten Aspekte scheint mir gerade derzeit eine grundlegende Medienbildung für Schülerinnen und Schüler zu sein. Da geht es weniger um eher in Richtung Medienkompetenz zu deutende Aspekte, also den Umgang mit IKT (den lernen die Kids sehr schnell selber), sondern eher in Richtung problematische Aspekte der Medien: Die meisten Kids nutzen tagtäglich IKT sehr umfassend ohne sich über etwaige Gefahren im Klaren zu sein. Als medienpädagogischer Referent bin ich jedes Mal baff, wie wenig Schülerinnen und Schüler selbst, Eltern, Lehrkräfte und Lehramtsstudierende eigentlich über Cybermobbing, Pornographie ganz zu schweigen von Datenschutzfragen o.ä. wissen – alles Themen, die nach den aktuellen JIM- und KIM-Studien immer mehr im Alltag der Schüler ankommen.

    Ja … puh … etwas ausführlicher 😉 Grüße aus Weingarten & gutes Diskutieren auf der Didacta!

  8. Sigi Jakob sagt:

    Nicht zufällig hast du da 10 Punkte aufgeschrieben ??? – diese 10 Punkte sollten als 10 Gebote nochmal in jeweils einem Satz postuliert werden. Sie bedingen sich alle gegenseitig und eigentlich wären sie auch einfach und kostensparend zu realisieren.
    Wo liegt also der größte Stolperstein oder die größte Hürde?
    Nach meiner Erfahrung haben die Lehrer diffuse Ängste vor der digitalen Welt, die sie allzu oft erst spät oder garnicht selbst betreten haben. Aus dieser Unsicherheit resultiert Ablehnung – nichts Neues. Das konnte ich selbst in einem meiner letzten Vorträge vor einem solchen skeptischenPublikum erfahren ( siehe mein Blogbeitrag zu „Keynote Debakel – eine Analyse“ http://www.school-networking.de/start/?p=857 )
    Die Angst besteht auch vor einem Kontrollverlust, wenn man zum Teil die Aktivität des Lehrervortrags durch die Eigenverantwortung für das Lernen auf die Schüler überträgt und dadurch nur steuernd in den Lernprozess eingreifen kann. Das bedeutet sich auf unsicheres Terrain zu begeben, in Kauf zu nehmen, dass auch mal etwas daneben geht und Lernziele nach 45 Minuten abzuschreiben. Daß man dann die unterschiedlichen Ergebnisse der Lernprozesse nicht unbedingt mit traditionellen Bewertungsschemate erfassen kann, sorgt noch mehr für Verunsicherung – das Wort Feedback ist ein Schreckgespenst in den Lehrerzimmern geworden, weil auch die Lehrer jetzt der Evaluation unterliegen.
    Der vielversprechendste Ansatzpunkt liegt nach meiner Erfahrung in den Seminaren, wo die Referendare fachdidaktisch ausgebildet werden. Die Einführung von Kompetenzprüfungen wird auch hier etwas in Gang setzen müssen.
    Wenn jedoch in den Seminaren die Medienbildung bzw IT Bildung aus einem – vom jeweiligen Fach losgelösten – 4Wochen Kurs besteht, in dem ein LMS als Datadump mit PDF Dateien und Tests erlebt wird, sind das eher abschreckende Erlebnisse. Erst wenn das Potenzial digitaler Medien für die Kooperation, Kommunikation und Kollaboration erkannt und eingesetzt wird, nähern wir uns dem Punkt, wo man dann auch keine traditionellen Schulbücher mehr braucht. Immer wieder werden aber den Schulleitungen von cleveren Vertreter teure LMS verkauft, weil sie in einem chicen Layout genau das verkaufen, was Schulleitungen lieben: Überblick und Kontrolle über das gesamte schulische Leben von der Buchung eines Beamers über die Leistungskontrollen und Unterbringung aller Formulare etc…. und insbesondere die Abbildung des Curriculums und des Lehrbuchs in einem LMS. Auf keinen Fall aber eine Änderung für Lehren und Lernen, das ist zumindest sekundär.
    Die(offiziellen) Fortbildungen – zumindest wie ich das immer wieder mitbekomme, sind aber allzu oft technikbezogen und sollen die Teilnehmer in die Lage versetzen, ein bestimmtes Tool zu beherrschen. Es sollte jedoch umgekehrt sein, zu überlegen, wie ich ein Problem am besten lösen kann und ob und mit welchen digitalen Tools das am geschicktesten geht. Dazu gehört auch, dass die Schüler mehr Freiheiten und Mitspracherechte bekommen, wie sie Problemstellungen lösen oder Projekte organisieren können. Um diese Lernprozesse zu unterstützen braucht es allerdings medien- und fachkundige kundige Lehrkräfte, die dieses Arbeiten auch selbst vorleben.
    Diesen Teufelskreis kann man im Prinzip an jedem beliebigen deiner 10 Punkte unterbrechen, da hat dann automatisch Auswirkungen auf die anderen Punkte…..
    Ich setze meine Hoffnung auf die Vernetzung und den Einfluß derjenigen,die sich schon seit einiger Zeit auf den Weg gemacht haben – wir alle müssen jungen Lehrkräften den Rücken stärken – das Spagat zwischen den veralteten Prüfungsanforderungen und den zeitgemässen Unterrichtsformen zu schaffen…
    Ich wünsche dir viel Erfolg bei der Diskussion – du solltest vielleicht da auch echt mit dem Outfit vom Bild hingehen, das wär ein cooler Hingucker 😉

  9. cspannagel sagt:

    @Oliver Danke für das „Advocatus Diaboli“-Training! 🙂

    zu 1) und 2) Meiner Ansicht nach lenken die drögen Physikbücher, wie sie gerade in Schulen verwendet werden, eher vom Lernen ab.

    zu 3) Das sind alles Lernziele, kein Lernsituationen. Darüber hinaus erwecken deine Fragen den Eindruck, als würden digitale Werkzeuge „alleinig“ eingesetzt werden. Selbstverständlich können Sie bei all diesen Lernzielen mitwirken: als Medien und Werkzeuge. Den Unterricht/die Lernsituation/die Aufgaben drumherum muss natürlich trotzdem der Lehrer gestalten. Weshalb sollte man im Team nicht die Ergebnisse digital speichern? (Die Teamarbeit kann dabei ja trotzdem offline stattfinden) Weshalb sollte man also zum Ehrenamt nicht im Web Suchaufträge verteilen? Weshalb sollte man Kreativität nicht beim Erstellen digitaler Objekte fördern? usw. usw. usw…

    zu 5) Genau diejenigen, die zurzeit den Schülern die Handys bezahlen: Die Eltern. Ich rede auch nicht von heute. In Zukunft werden die Devices billig genug sein.

    zu 6) Ich warte ja noch drauf. Und, Rückfrage: Weshalb sind diejenigen, die Lernmaterialien ins Web stellen, Laien? Wieso sollten das keine Bildungs- und Fachexperten sein? Es gibt doch schon unendlich viel Bildungsmaterialien im web… sind die alle von Stümpern produziert worden? Selbstverständlich gibt es Materialien von ganz unterschiedlicher Qualität. Und deswegen fänd ich es wirklich gut, wenn eine solche Initiative mal entstehen würde.

    zu 7) Das beantworte ich bei 9) :-))

    zu 8) Okay, DAS meinst du wirklich nicht ernst. :-))

    zu 9) Es geht mir nicht unbedingt um Lernen in kleineren Gruppen. Es geht mir darum, Zeit und Raum für Lehrer zu schaffen. Und den schafft man beispielsweise, wenn man das Lehrdeputat absenkt oder auch durch kleinere Gruppen (weniger Korrekturarbeiten, weniger Organisationsaufwand, mehr Überblick usw.)

  10. medienpaedagogikblog sagt:

    Ich möchte mich jetzt hier direkt aus der Praxis einklinken….bin als Schulsozialarbeiterin tätig aber auch Studentin im Masterstudiengang E-Education an der FernUni Hagen.
    Ich kann die 10 Thesen voll unterstreichen, einzig die 10. würde ich im Sinne meines Vor-vorredners umformulieren.
    In der Praxis sieht das in meinem Schulalltag so aus, dass man mir in meiner Schule verboten, hat den PC-Raum für ein intergenerationelles Computerprojekt zu nutzen: „die Geräte werden zu stark abgenutzt“ und „im Internet ist es zu gefährlich für die Schüler“, „Schule ist kein Spielplatz“….in diesem Sinne wünsche auch ich Ihnen ich gute Diskussionen auf der didacta und mir, dass die Resultate davon auch möglichst schnell in der Praxis ankommen……

  11. cspannagel sagt:

    @Wolfgang zu 3) Okay, ich meine nicht, dass durch den Einsatz der digitalen Werkzeuge der Lerneffekt größer wird, sondern dass sie – ganz allgemein gesprochen – irgendwelche Vorteile haben. Allein der Einsatz einer digitalen Tafel hat schon zig Vorteile, zum Beispiel organisationelle (ohne dass dadurch ein besserer Lerneffekt entsteht).

    Ansonsten stimme ich mit dir überein, danke auch für den Hinweis aufs lebenslange Lernen. Das ist ein weiteres Grund für die „Digitalisierung“ der Schule.

    Eine Sache noch zu WLAN: Wenn in einer Schule gleichzeit alle Schüler ins WLAN gehen, wie viele Access Points braucht man da? Wenn Schüler sowieso mit ihren Endgeräten nachmittags frei ins Internet kommen – wieso sollte man an den Schulen den Zugriff begrenzen? Sollte man nicht lieber den sinnvollen Gebrauch des Internets immer wieder besprechen als Zugangssperren einzurichten, über die sich die Schüler sowieso kaputt lachen, weil sie parallel per UMTS, LTE, … ins Netz ganz ohne Sperre kommen? Wie sinnvoll wir ein WLAN (in Zukunft!) mit all seinem infrastrukturellen Aufwand wirklich sein? Trotzdem würde ich dir zustimmen: Wenn der Zugang beschränkt werden soll, dann müsste man auch in Funknetz-Infrastruktur investieren – aber nur bis zu diesem Punkt. Keine Endgeräte anschaffen!

  12. zu 1., 7. und 8.: Ja, wann schafft „die Schule“ es, digitale Medien zu integrieren? Wenn die Lehrer dies schaffen, nehme ich an. Ich kann nichts über tätige Lehrer aussagen, sehe aber in der Ausbildung von Lehrern, dass a) Lehramtsanwärter die nötigen digital literacies nicht mitbringen und b) sie diese im Studium nicht vermittelt bekommen u.a., weil c) Hochschullehrende noch nicht immer erkannt haben, wie sich das Netz professionell nutzen lässt. Manchen fehlt die Bereitschaft und manche können digitale Medien anscheinend auch gar nicht mit ihrer Lehr-Lernphilosophie vereinbaren. Wann also gelingt die Integration „alltäglich und selbstverständlich“- Hier würde ich gerne mal die etwas älteren der derzeit im Lehramt tätigen fragen wollen: wie sieht es mit deren Bereitschaft aus? Sind sie dabei, oder muss man sie abschreiben und warten, bis eine neue Generation nachgewachsen ist, die interessierter ist? Damit die Schule digital wird, sollten die Lehrer digital werden – sind sie dazu bereit? Erkennen sie die Verantwortung, die du in Punkt 7 beschreibst? Zudem sollte auch die Hochschule digital werden, sie ist der einzige Ort, an dem die Förderung von Medienkompetenz der angehenden Lehrkräfte systematisch verankert werden kann. Es gibt keine Alternative: Hochschule muss digital werden.

    zu 2.: Inspiriert von einem Blog-Beitrag von Trent Batson zum Thema ePortfolio (http://www.aaeebl.org/tbb?mode=PostView&bmi=746168), bin ich nicht mehr so ganz zufrieden mit dem Begriff des „Werkzeugs“. Ein solches, so Batson, ist beispielsweise ein Hammer. Monofunktional – man schlägt Nägel damit in Wände. Ein Auto würde er nicht als „Werkzeug“ bezeichnen wollen, weil es für den Nutzer so viel mehr bedeuten kann (Mobilität, individuelle Freiheit, Unabhängigkeit, Projektionsfläche für die eigene Persönlichkeit usw.). Ich meine, gleiches gilt für digitale Medien. Sie sind mehr, als nur ein Werkzeug, mit dem sich bestimmte Zwecke erreichen lassen. „We do not help ourselves by so diminishing the importance of our work through using an unfortunate misnomer.“

    zu 9.: Das finde ich sehr gut – das Hauptaugenmerk nicht auf die Technik legen, sondern auf die zu ihrer Nutzung nötigen Techniken, auf die Didaktik. Scheint ja das zukunftsfähigere Modell zu sein.

    zu 10.: Du sprichst es ja selbst an, ich möchte es nur nochmal untersteichen: Das gilt für Schule UND Hochschule gleichermaßen.

  13. cspannagel sagt:

    @jazzy Zu 7) Ja, ich will natürlich auf keinen Fall den Eindruck erwecken, ich würde denken, Lehrer seien zu faul dazu. Ich weiß: Es ist kaum Zeit für so etwas da – daher auch die Forderung bei 9) (lieber Geld in Personal als in Technik stecken). Trotzdem, auch dann kommt man nicht drum herum: Es liegt in der Verantwortung jedes einzelnen Lehrers (im Sinne lebenslangen Lernens, danke nochmal an Wolfgang :-)), sich hier selbst (einigermaßen) up-to-date zu halten.

  14. cspannagel sagt:

    @Sigi „Angst vor Kontrollverlust“ – das ist ein sehr guter Gedanke in dem Kontext. Der Einsatz von digitalen Medien bedeutet: 1) Die Schüler kennen sich vielleicht besser aus als ich. 2) Wenn etwas nicht funktioniert, bin ich hilflos. 3) Ich muss meinen Unterricht ggf. auch schülerzentrierter gestalten….. Ououou…. lieber keine digitalen Medien einsetzen! … Insofern würde ich meinen Lieblingspunkt 9) wieder unterstreichen wollen: Mehr Luft für Lehrer, dadurch weniger Überforderung und mehr Freiraum für Kreativität, und insbesondere Unterstützungspersonal (IT-Fachleute, Medien-Coaches, …), die unterstützen können…

  15. cspannagel sagt:

    @medienpaedagogikblog „Schule ist kein Spielplatz“ – Tja, das klingt ja so wie „Schule darf nicht Spaß machen“. 😉 Der Ablenkungsfaktor durch das Internet ist natürlich eine Gefahr. Doch:: Wenn ich am Computer arbeite, mache ich auch zig Sachen parallel (Twitter, Facebook, E-Mail, …)…. und meinen Schülern soll ich es verbieten? Vielleicht müssen wir auch unsere „digitalen Arbeitsweisen“ den Schülern zugestehen? (also offene Frage in den Raum gestellt)

    @DanielSpielmann Danke für den deutlichen Hinweis: Ja, ich stimme dir zu. Hochschule muss genau so digital werden! Ganz verstanden hab ich den Gedanken zu „Werkzeug ist zu wenig“ ehrlich gesagt noch nicht. Kannst du das noch ein wenig ausführen?

  16. Oliver Tacke sagt:

    Okay, weiter geht’s 🙂

    Zu 1 und 2) Klammern wir langweilige Bücher aus. Und dann stellen wir uns vor, jeder kann mit seinem Gerät im Internet surfen. Wer sorgt denn dafür, dass sie sich tatsächlich mit dem Lerninhalt beschäftigen und nicht bei Facebook surfen? Das ist doch sicher gerade für pubertierende Schülerinnen und Schüler spannender!

    Zu 3) Dann fällt mir spontan nichts ein 😉

    Zu 4) Ist offen! Ich mach’s konkreter: http://www.ftd.de/it-medien/computer-technik/:bring-your-own-device-reiz-und-risiko-privater-smartphones-im-job/60155151.html

    Zu 5) Dann greife ich hier auf den Link unter 4 zurück: Sparen tun die Firmen kaum, wenn sich die Mitarbeiter Handys oder Laptops selbst kaufen. Das jedenfalls ist die Erfahrung von Oliver Tuszik, Chef des IT-Dienstleisters Computacenter in Deutschland. „Die Unternehmen kostet das Geld, weil sie zusätzliche Geräte verwalten müssen, die nicht kompatibel zu den bestehenden Strukturen sind.“ Den Schulen ergeht es dann sicher ähnlich, dort wären das aber Kosten, die es heute noch gar nicht gibt.

    Zu 6) Die Verlage sind doch aber spezialisiert darauf, solche Inhalte herzustellen. Lehrer sind Spezialisten im Unterrichten, aber nicht zwingend darin, Inhalte zu produzieren und ansprechend aufzubereiten.

    Zu 7) Der ursprüngliche Einwand war ein Zitat von einer befreundeten Lehrerin zu der Thematik – alles sicher interessant, aber nebenbei nicht zu machen.

    Zu 8) Naja, es gibt dieses Argument! Da wird so viel gehyped, warten wir erst einmal ab, was nachher wirklich übrig bleibt.

    Zu 9) Da in 10 eine politische Forderung aufgestellt wurde, gleich die politische Frage: Wo streichen wir an anderer Stelle das Geld, um das finanzieren zu können? Es könnte auch jemand auf die Idee kommen zu sagen: Die demografische Entwicklung zeigt, dass künftig die Schülerzahlen zurückgehen, da regelt sich die Zeit von allein. Wenn nun massiv neue Lehrer eingestellt werden, sind die später alle überschüssig (besonders bei Verbeamtung ein Problem).

    Zu 10) Als Forderung und somit Impuls zur Diskussion akzeptiert.

  17. Sigi Jakob sagt:

    … hab noch was vergessen.. eine Motivationsbremse für Lehrer, die etwas bewegen wollen, sind häufig auch die Schulleitungen und die IT Abteilungen. (Leidvolle Erfahrung) . Eine jüngere Lehrkraft, die in ihrer Beurteilung von der Schulleitung abhängig ist, wird einen Teufel tun, mit „so neumodischem Internetgedöns“ und Social Media andere Lernszenarien einzuführen… das habe ich immer wieder mit Referendaren erlebt, die zwischen Seminar und Schule festsaßen und seitenweise Unterrichtsentwürfe schrieben mussten, um genau zum Ertönen der Klingel das Lernziel erreicht zu haben.
    Und die IT Verhinderungsriege, die dafür gesorgt haben, dass in den PC Räumen die Rechner alle in Reih und Glied stehen und skype geblockt wird, Firefox nicht installiert wird… Sprachlehrer sich dafür rechtfertigen müssen, PC Räume für ihren Unterricht zu nutzen und gebetsmühlenhaft die Freigabe des WLAN für die Schüler zu verweigern – dabei brauchten wir nur Internetzugang und nicht Zugang zum Schulnetz! Ergebnis: meine Schüler kamen dann mit ihren portable apps auf USB Stick in den PC Raum und einige hatten eh schon Internet Flatrate, so dass wir zumindest im normalen Klassenraum ein paar mobile Geräte hatten… die Lehrer sitzen also oft zwischen vieln Stühlen : Schulleitung, Curriculum, Schüler und alle haben irgendwie unterschiedliche Zielsetzungen und Vorstellungen…. dazu kommt, dass man meist keine Wertschätzung für die Unruhe, die man bei seinen Aktionen verbreitet, erfahren darf – ausser von den Schülern ( aber das ist ja dann auch am schönsten!)
    So, das war jetzt mehr als my 2pence…. ich könnte dazu Romane schreiben …

  18. cspannagel sagt:

    Oliver!!! :-))

    zu 1) Wer sorgt denn dafür, dass sie nicht einfach nur rumsitzen und träumen? Wer sorgt denn dafür, dass sie den Text in dem Buch auch lesen, der vor ihnen liegt? Wer sorgt denn dafür, dass sie die Hausaufgaben auch wirklich machen und nicht einfach abschreiben? Das Problem, das du beschreibst, hat nix mit digitalen Medien zu tun. Es geht ganz allgemein um die Arbeitshaltung.

    Darf ich zu 4) und 5) auch etwas flapsiger reagieren? Das sind alles Übergangsprobleme… Wenn Schüler alle mit ihren eigenen Devices und ihrem eigenen Internetzugang arbeiten: wo genau entstehen dann Kosten aufgrund von inkompatiblen Strukturen?

    Zu 6) Sind die Verlage wirklich spezialisiert darauf, multimediale, interaktive, sinnvolle (!) Lernmaterialien in Massen zu erstellen? Wo genau gibt es denn solche Produkte? Ein Schulbuch ist vergleichsweise (!) schnell produziert. Jede interaktive Anwendung, die unter Umständen extra programmiert werden muss… welch ein Aufwand!

    zu 7) siehe 9)

    zu 8) Wer hier zu lange wartet, wird international abgehängt. Können wir, deren einzige Ressource Bildung ist, uns es wirklich erlauben zu warten? Sollten wir nicht hingegen voranschreiten?

    zu 9) Zur demographischen Entwicklung: Okay, wenn die Politik sich dazu entschließt, aufgrund der Entwicklung nicht weniger Lehrer einzustellen: alles prima. 🙂

  19. HerrHolze sagt:

    Ich mach jetzt mal einen auf Miesmacher. Zehn Punkte.
    1. Schüler wollen nicht wirklich, dass Schule „ihre digitalen Medien“ verwendet. Denn was wir als omnipräsent bezeichnen, beschränkt sich auf facebook, youtube und Chat. Schüler mit einem eigenen Blog sind im eigentlich nicht existent, der Umgang mit Wikis o. Ä. beschränkt sich auf Konsum. Medienkompetenz ist für die meisten eher lästig.
    2. Digitale Medien werden (wenn überhaupt) lediglich zur Recherche eingesetzt. Früher hat man halt den Eintrag im Lexikon nicht verstanden, heute Wikipedia. Nur Powerpoint hat sich als Präsentationsmedium durchgesetzt, weil man halt so hübsche Spielereien machen kann.
    3. Die Sinnhaftigkeit von digitalen Medien richtet sich nicht nach dem Thema, sondern nach dem Aufwand, der für den Einsatz betrieben werden muss. So ist das in der Realität. Wenn eine Schule mit 450 Schülern drei Beamer hat, dann ist deren Einsatz eben nicht selbstverständlich.
    4. IT ist noch gar nicht wirklich in der Schule angekommen, nicht einmal in Computerräumen (die dauernd belegt sind, weil es nur einen gibt) oder mit Hilfe von Laptopwägen (die nicht funktionieren, die keinen Stick zum Speichern annehmen). Die Zukunftsvision „Schülerinnen und Schüler nutzen ihre eigenen Devices (Smartphones, Tablets, …) mit Internet-Flatrate bei Bedarf („on jemand“)“ ist so zukünftig, dass ich sie wahrscheinlich nicht mehr erlebe.
    5. und 6. Verlage wollen Bücher verkaufen, sie lassen sich ja noch nicht mal auf PDF-Ausgaben ihrer Schulbücher ein, weil sie Angst vor Umsatzeinbußen haben. Das hat ja die Debatte um den Schultrojaner deutlich gezeigt. Schulbuchverlage verhalten sich ähnlich innovativ wie die katholische Kirche. Beispiel: ein bekannter Schulbuchverlag hat ein wirklich gutes Produkt zum Nationalsozialismus (CD Rom) geschaffen. Leider nicht lauffähig: Betriebssystem Windows XP. Eine Nachbesserung ist nicht in Sicht. Offene Lernmaterialien wird es so schnell nicht geben. Erstens teilen die wenigsten Lehrer gerne und keiner macht etwas „für lau“ und zweites ist die urheberrechtliche Dimension schwierig zu überblicken.
    7. Die Medienkompetenz der Lehrerinnen und Lehrer in deren Hände zu legen ist ganz nett, aber eigentlich weltfremd. Ich bekomme als Deutschlehrer ab und an Unterlagen (von Schülern) zur Korrektur, die im Unterricht bei Kollegen entstanden sind. Begründung: Du bist der Deutschlehrer, du kannst das besser.
    8. Kann ich nicht beurteilen. Meine Referendariatszeit ist so lange her, dass Mail noch eine neue Technologie war (manche halten das jetzt noch für innovativ).
    9a. Personal und Finanzen: Wir haben einen Systembetreuer für etwa 150 Rechner. Der bekommt zwei Anrechnungsstunden. Kleine Rechnung: wenn auf jeden Rechner ein Update für ein Programm gespielt werden sollte, dann dauert das vier Minuten (Anschalten, Schutz ausschalten, CD ein und auswerfen, Aufspielen, Schutz einschalten, Herunterfahren) – optimistisch geschätzt. Vier mal 150 macht 10 Stunden. Das wäre die Arbeit für fünf Wochen. Den Rest kann sich jeder selbst ausrechnen. Wenn ich dem Systembetreuer jetzt sage, wir wollen mehr IT…
    Ein Wirtschaftsbetrieb (mit dem wir ja so gerne verglichen werden, wenn es um Kürzungen geht) hätte übrigens eine IT-Abteilung mit bezahlten Mitarbeitern.
    9b. „Endgeräte werden per LTE (oder Nachfolgern) ins Internet kommen.“ – Scheitert schon am Verlangen der Schule nach Kontrolle. Ich kämpfe im Moment mit der Einführung eines Schulfilters, weil mir der Sachaufwandsträger einen aufs Auge drückt (es sei ja wohl pädagogisch unverantwortlich, wenn Schüler ohne Filter im Netz wären). Ich kann nicht mal am Lehrerrechner den Drucker installieren, weil der Filter die Verbindung zum Hersteller blockiert (facebook funktioniert aber!).
    10. Politisch ist die Medienbildung dann ok, wenn sie nichts kostet (damit ist auch Personaleinsatz gemeint). Meine Schulart wird gerade auf den Kopf gestellt (neuer Fächerkanon, neue Lehrpläne…), von Medienbildung ist aber nichts zu sehen.

    Versteh mich nicht falsch: Ich würde dir gerne für jeden deiner 10 Punkte Applaus geben. Ich unterrichte selbst in zwei Notebookklassen und setze IT so oft wie möglich (und sinnvoll) ein. Aber deine Vision beachtet die Realität an der Schule zu wenig.
    Dennoch hoffe ich, dass ich einige Punkte als Lehrer auch noch erlebe.

  20. Oliver Tacke sagt:

    @Christian
    Okay, jetzt würde es wohl etwas „unrealistisch“ werden… Ich versuche zwar, mir eine gesunde Portion Skepsis zu bewahren, aber nachher denkt tatsächlich noch jemand, das wären meine Positionen 😉

    Bei 4 allenfalls noch auf die Schnelle: Dann muss aber sichergestellt sein, dass offene Standards und Formate genutzt werden, die auf möglichst vielen Geräten laufen; ggf. müssen die Inhalte daran angepasst werden. So etwas wie iBooks scheidet dann aus. Und vielleicht noch als Nachsatz zu 8: Da wären wir grob bei der Schulmeister-Diskussion vom Hamburger EduCamp.

    HerrHolze scheint ja nun zu übernehmen…

  21. Verdammte Sch**** …

    natürlich, es gibt viele Sachen, die man bei Christians 10 Punkten anmerken kann. Die „Aber“s sind aber irgendwie nervig und zum Haare zerraufen, weil sie genau das Problem darstellen. Hier, auf dem Blog sind sicherlich diejenigen zu finden, die sich mit Computer und Internet beschäftigen. Und keiner wird sicher widersprechen, dass Computer in Form und/oder Größe von Tablets irgendwann mal in die Schule kommen.

    Wie und wann das geschieht hängt von genau denen ab, die hier herumhängen … weil die anderen haben halt keine Ahnung und würde es sowieso falsch machen oder machen es einfach nicht.

    Anstatt nur zu Jammern und auf Probleme hinzuweisen sollten WIR hier mal was anfangen. Egal wie … wenn man nichts ausprobiert wird es auch nicht anders. Dann kann man keine positiven Beispiele zeigen, deutliche machen, wie der Bedarf an Material und ManPower ist.

    Wichtig wäre es, diese Aktivitäten zusammen zu bekommen. Leider tut sich bei der deutschen OER-Bewegung nichts.

    Wir bräuchten eine Stelle, wo man als Lehrer eben mal … wie bei Wikipedia … seinen Beitrag leisten kann. Wenn jeder nur ein bisschen gibt, hat jeder wenig zu tun.

    Ich frage mich, ob die ZUM mit ihrer Wiki-Farm da eine Stelle wäre, oder ob eine Initiative der Wikimedia-Foundation bzw. der Wikimedia-Verein Deutschland die Infrastruktur liefern könnten. Eine Nutzung von den Commons-Bibliotheken und eine einfache Kopiermöglichkeit von Wikipedia-Texten als Basis für Lehrbuch-Inhalte wären meiner Meinung nach wichtig.

    Ich würde liebend gerne mein Material (http://superlehrer.de/index.php?title=Chemie-Zukunft) mit dem von anderen zusammenschließen, aber keiner hat mich bisher angesprochen (außer mal etwas Lob) … und das obwohl es ein paar Chemie-Lehrer gibt, die im Netz unterwegs sind und teilweise auch Material anbieten.

    Dieses Gejammer „Keine Zeit“ ist so was von verrückt! Die Idee und die Stärke des CrowdSourcing wird leider auch von denen vergessen, die überhaupt wissen was das ist.

    ….

    so … *Dampfniveau wieder reduzier* … sorry, konnte nicht schlafen und bin aus persönlichem Grund sowieso nicht so positiv gestimmt.

  22. Lutz Becker sagt:

    Moin von Nordsee,

    ein paar (im wahrsten Sinne des Wortes recht frühe) Gedanken dazu:

    Der aktuelle Facebook Chat mit Freunden ist (vor allem Montags und Freitags) immer wichtiger als das Geschehen in der Gruppe
    Dauerhafter Medienberieselungen führen zu Reizüberflutung (Stichwort: Burn-Out)
    Medienwechsel haben sich bewährt, um die Lern- bzw. Spannungskurve voranzutreiben
    Hapitische Erfahrungen steigern der Lernerfolg (Machen!)
    Lernen sollte ein soziales Ereignis/Experiment sein, um (a) das Lernergebnis zu vertiefen und (b) soziale Kompetenz zu fördern.
    Sollte durch Perspektiv- (≈Medien-) Wechsel auch die Kritikfähigkeit gegenüber den Medien gefördert werden.

    Das ist keine Fundamentalkritik an Christians Punkten, nur eine Relativierung.

    Viel Erfolg!

  23. Ja…Lebenslangem Lernen scheint hier eine sehr große Bedeutung zuzukommen. Damit landet die Diskussion dann sehr schnell bei prinzipiellen Einstellungen und Motivationen von Lehrkräften und dann bei deren gesellschaftlichem Status 😉

    Aber eigentlich kann man doch dem von Dir oben genannten Zitat vier Themen entnehmen:

    1) In welchen Lernszenarien bieten diese Medien überhaupt Vorteile? Vermutlich in den meisten, wenngleich das meiner Meinung nach nicht im Sinne von „IKT MÜSSEN immer und überall in der Schule eingesetzt werden“ zu deuten ist, aber Lehrkräfte müssen IKT zur Verfügung haben und die entsprechenden Fähigkeiten, um situationsspezifisch entscheiden zu können.

    2) Ist das klassische Schulbuch ein Auslaufmodell? Ja, mit Sicherheit, denn gerade OpenSource Angebote sollten für Schulen (und damit auch die Länder) sehr interessant sein.

    3) Wie steht es um die Medienkompetenz der Lehrkräfte, welche Rolle spielt die Lehrerbildung? Das hatten wir schon..aber noch ein Verweis: Den Teufelskreis der Medienbildung (Kammerl & Ostermann 2010) finde ich hier sehr passend 🙂

    4) Und über allem schwebt die Frage, welche politischen und finanziellen Rahmenbedingungen notwendig sind, um die Unterrichtsqualität durch den Einsatz von digitalen Medien effektiv zu erhöhen? Wichtig wäre vermutlich eher die Erkenntnis, dass sich die Integration von IKT in Schulen trotz sicherlich hoher Anschaffungskosten durch Open Source Angebote mittel- und langfristig vermutlich kostenneutral wenn nicht sogar kostenreduzierend auswirken könnte – was aber natürlich bei der anfänglich von Dir angedeuteten Diskussion, ob der schulische Computerraum 13 oder 15 Computer umfassen soll, kaum absehbar ist. Ich bin auch überzeugt davon, dass „Schule“ wie wir sie kennen ein Auslaufmodell ist und letzten Endes wesentlich individueller ablaufen wird, und was böte sich im Kontext der Differenzierung/Förderung von Heterogenität etc. besser an, als der umfassende Einsatz digitaler Medien?

    🙂

  24. Ein sehr interessanter Blogbeitrag; mögliche Zuspitzungen bzw. Ergänzungen, in aller Kürze:

    _Digitale Medien/Devices brauchen sinnvolle Lehr- und Lernkonzepte und ermöglichen einen Wandel der Lernkultur hin zu individuellen und differenzierenden Lernformen

    Wie jedes andere Werkzeug und jede andere Methode auch definieren digitale Medien (abgesehen von Medienkompetenz) zunächst kein vorrangiges Ziel von Unterricht. Schule wird sich auch in Zukunft nicht allein dadurch ausweisen, wie sie digital/medial ausgestattet ist. Denn es braucht sinnvolle Lehr- und Lernkonzepte, die den Unterricht mit einer Lerngruppe von +/- 30 Schüler_innen tragen.

    Der Einsatz digitaler Medien/Devides bedeutet (auch bei kollaborativen Formaten mit Hilfe von social media), dass Schüler_innen idR einzeln oder in Partnerarbeit an den Geräten arbeiten. Per se zielt der Einsatz digitaler Medien deshalb vorrangig auf individualisiertes Lernen. Das ist der Vorteil und die große Chance, denn Individualisierung und Differenzierung werden zwar seit Jahren gefordert, in den Schulen der Sekundarstufen sind diese Unterrichtsformen aber noch immer nicht weit verbreitet; an vielen Schulen gibt es noch bis heute ausschließlich lehrerzentrierten Unterricht.

    Wenn also die Verbreitung digitaler Medien mit einem Wandel der Lernkultur hin zu Formaten selbstständigen Lernens einher geht, dann kann in Zukunft das Potenzial des Lernens mit digitalen Formaten in vielfacher Form sinnvoll eingesetzt werden und öffnet viele neue Türen. Schon heute gibt es viele tolle Ideen und Ansätze. Übrigens kommen diese Ideen vorrangig von den Lehrer_innen selbst. Deshalb haben die OER ein enormes Potenzial – einfach, weil sie sich heute sofort verbreiten. Es steht zu vermuten, dass kommerzielle Anbieter den neuen Ideen der OER in Zukunft immer mehr hinterherhinken.

    Zuletzt: Lehr- und Lernkonzepte lassen sich nicht über alle Fächer ausgießen. Sie müssen in den Fachdidaktiken der verschiedenen Unterrichtsfächer entwickelt werden. Hier gibt es zurzeit noch Luft nach oben. Tipp: An der Uni Köln versucht segu, ein tragfähiges Konzept für den Geschichtsunterricht zu erarbeiten (CC, OER): http://www.segu-geschichte.de/

  25. Hokey sagt:

    @Christian
    Ich stimme dir erst einmal generell zu, besonders, was die didaktische Verortung in den Punkten 1 und 2 angeht. Daran ist m.E. nichts zu rütteln und das wären für mich die schlagenden Argumente für eine Veränderung. Wie diese aussehen soll, also der Rest deiner Punkte, ist diskutabel, mir hier aber viel zu groß, um das ordentlich diskutieren zu können. Ich möchte aber etwas ergänzen:

    Vergessen wird bei aller Debatte oft die politische Seite von Schule. Schwierig machen eine Umsetzung all der schönen Ideen/Forderungen vor allem die Entscheidungsprozesse. Ein Wlan scheiterte bei uns an einigen Eltern, die ihre Kinder dem Elektrosmog nicht aussetzen wollten (nebenbei ein „Danke“ an all die fleißig Panik machenden berichterstattenden Magazine wie Spiegel, Fokus et.al.). Deren Kinder sind nun im Studium oder in der Ausbildung und zurück bleibt eine Schule ohne Wlan.

    Und deshalb kommt es besonders auf die „Abers“ an (@Birgit), denn denen muss man gerade als „Macher“ begegnen, weil niemand hier auch nur eine dieser Entscheidungen über seinen eigenen Unterricht hinaus treffen kann, selbst, wenn die Schulleitung sehr wohlgesonnen ist. Weder die Frage nach den Endgeräten, des Netzzugangs oder der zu verwendenden Unterrichtsmaterialien wird an der Schulpolitik oder den Lehrer- und Schulkonferenzen vorbei entschieden werden können (zu Recht, wie ich meine). Da sind Überzeugungskraft und gesellschaftlicher Druck gefragt. Letzterer fehlt mir übrigens, ich sehe nirgendwo Eltern, die OER oder Laptops fordern, weil das der Lebenswelt entspräche. Die brauchen wir aber für Veränderungen.

    Darum ist Christians Vorgehen hier genau richtig: Die „Abers“ diskutieren und gut vorbereitet zur Didacta fahren.

  26. Maik Riecken sagt:

    1. Was müsste geschehen, damit Lehrkräfte und andere Experten anfangen, sich für OER zu engagieren?
    2. Wie geht es einer konservativen Lehrkraft beim Lesen dieser Diskussion hier?
    3. Was geschieht, wenn man eine komplette Schule morgen mit LTE-fähigen Geräten in einem entsprechend ausgebauten Netz ausstattet?
    4. Wie ginge es Lehrkräften, wenn Supervision und externe Beratung selbtverständlicher Teil des Berufsbilds wären?
    5. Welchen Stellenwert hätten heute digitale Medien, wenn von Anfang an Supervision und externe Beratung selbtverständlicher Teil des Lehrerberufsbilds wären?
    6. Welche Vortellungen hat ein Kultusminister von der Funktion des ihm anvertrauten Bildungssystems? Welche Vorstellung sollte er haben?

    (to be continued…)

    Achso. Ich bin mit drei Fernsehprogrammen aufgewachsen und hatte mein erstes Handy mit 21. Heute baue ich Schulclouds und „Backbones“ für mobiles Lernen. Geht ja eigentlich nicht – Lernen ohne Medien kann ja nicht funktionieren – so viele Modalverben hier… Wehe, ich erwische einen von euch, der den Waldkindern hier ein iDingens mit Pilz-App in die Hand drückt :o)…

  27. Sigi Jakob sagt:

    hier noch eine schöne Fundstelle zu Creativity – die in einer veränderten Lernkultur eine tragende Rolle spielen muss – und auch besser umzusetzen ist mit Hilfe der digitalen Hilfen zu Vernetzung und Kommunikation – mir fällt dazu auch das ePortfolio oder ein Blog ein, wo die eigene Kreativität abgebildet und verbreitet werden kann…. auch als Anreiz, bessere Leistungen zu bringen, die eine Veröffentlichung wert sind!
    http://suifaijohnmak.wordpress.com/2012/02/13/change11-cck12-creatagogy-creativity-and-creative-learning/

    So, how not to be creative? sounds so familiar with the traditional way of teaching, where teachers and students are expected to follow the routines, with teachers spoon-feeding students with canonical knowledge. This could often be counter-productive in creativity and innovation, especially in the case of adult learning.

    What we need would be renewed ways of supporting and developing ours’ and our fellow students’ creativity in their search and exploration of knowledge, whilst constructing and navigating through the networks and communities, and the teaching and learning activities and tasks in classes, networks and communities.

  28. […] Schule 3.0 – eine Sammlung von Statements Teilen:MehrShare on TumblrDiggDruckenE-MailGefällt mir:LikeSei der Erste, dem dieser post gefällt. […]

  29. cspannagel sagt:

    @HerrHolze Danke fürs Miesmachen! 🙂 (Ganz wichtig!)
    Zu 1) Aber genau deshalb muss in der Schule der vernünftige, produktive, kreative Umgang mit diesen Tools (wie Wikis) erlernt werden. Gerade weil im privaten Bereich nicht mehr läuft als Facebook, Youtube & Co – und dort Dinge angestellt werden, die besser nicht angestellt werden sollten.
    Zu 2) Genau das muss sich ändern. 🙂
    Zu 5) Dein Beispiel mit dem Produk zum Nationalsozialismus zeigt: Es ist verdammt aufwändig, diese digitalen Medien zu produzieren und anschließend zu pflegen. Ich glaube nicht, dass der Verlag keine Lust drauf, das Produkt zu aktualisieren, sondern: Es ist vermutlich schlichtweg nicht leistbar. Daher meine Hoffnung der OER-Nutzung.
    Insgesamt: Klar, letztlich gehst du von der jetzigen Situation aus, und die ist von den technischen Bedingungen usw. mehr als unzureichend. Ich habe versucht, eine Vision zu geben, in welche Richtung sich Schule entwickeln wird und entwickeln muss. Dass wir heute noch nicht da angekommen sind und sich dies alles nicht einfach so umsetzen lässt, ist klar. Insofern: Ich weiß, dass das alles die momentane (!) Realität zu wenig berücksichtigt. Das alles hier ist letztlich ein Sammelsurium dazu, was sich alles ändern müsste.

    @otacke zu 4) Genau, daher: frei produzierte OER, bei denen der Anspruch, überall lauffähig zu sein, naheliegender ist als bei Verlagsprodukten.

    @BirgitLachner Wir sollten da wirklich mal drüber nachdenken. Ernsthaft.

    @LutzBecker: „Dauerhafte Medienberieselung“ – gilt das auch für Schulbücher? Für mich geht es nicht vornehmlich um „Informationsaufnahme“, sondern mehr um „Werkzeugnutzung“. Und all das hier soll natürlich auch nicht bedeuten, dass man nur noch digitale Medien einsetzt. Wenn meine Schulbücher auf nem Tablet sind, bedeutet das doch nicht, dass ich das Ding permanent nutze! Natürlich (!) müssen ganz viele andere Aktivitäten, Methoden, Medien, … im Unterricht eingesetzt werden. Ich will doch nicht die Schüler vor nen Rechner setzen. Ich will, dass sie digitale Werkzeuge immer zur Verfügung haben und nutzen können und dürfen, wenn es gebraucht wird.
    … Ah… @JazzyOne beschreibt genau das unter Punkt 1) … 🙂

    @JazzyOne Danke für den Hinweis auf den Teufelskreis der Medienbildung!

    @segu_geschichte Ich stimme dir weitgehend zu (insbesondere auch zu dem Punkt mit den Fachdidaktiken)! Zum Argument, dass in Einzel- und Partnerarbeit an den Geräten gelernt wird und daher individualisierter Unterricht gefördert wird: Das hätte ja dann auch beim Schulbuch der Fall sein müssen (da guckt man ja auch immer alleine rein)… ich glaube, ob Unterricht „individualisierter“ stattfindet, ist eine äußere Konzeptionssache und hat weniger was mit den Medien zu tun. Diese können aber vielleicht als Katalysator wirken.

    @Hokey Danke für die Fokussierung auf die Rahmenbedingungen (letztlich sind das ähnliche Punkte, die @HerrHolzle ins Feld geführt hat). Um die zu ändern, müssen sich Systeme ändern, ganz viele Einstellungen von Menschen in relevanten Positionen usw. usw. usw….. aussichtslos?

    @Maik Ich krieg nicht so ganz deinen Punkt… was genau… äh? 🙂

    @Sigi Danke für den Link! In einer Paralleldiskussion wurde geäußert, dass man digitale Medien keinesfalls einsetzen sollte, wenn es darum geht, kreativ zu sein… was meinst du dazu?

  30. HerrHolze sagt:

    @Christian
    So „verkaufe“ ich meinen Einsatz im Bereich IT meinen Kollegen und den Eltern auch. Bei den Eltern renne ich übrigens meistens offene Türen ein. Ich denke, du bist mit deinem Sammelsurium schon auf dem richtigen Weg und mir ging es einfach darum zu betonen, dass alles händelbar sein muss. Und zwar nicht nur für Kenner der Szene, sondern auch für den „Ottonormallehrer“.

    Nebenbei: Der Begriff „Vision“ hat mir dank Helmut Schmitt immer ein wenig Bauchgrummeln verursacht: „Wer Visionen hat, soll zum Arzt gehen.“ Mittlerweile heilt mich aber Thomas Edison: „Vision without execution is halluzination“. In diesem Sinne packen wir’s an, oder?

    Zu deiner letzten Frage, dass man digitale Medien im Bereich Kreativität nicht einsetzen sollte. Halte ich für falsch. Ich finde ein selbst gemachter Podcast ist schon kreativ (und ohne digitale Medien gar nicht machbar!).

  31. FriederK sagt:

    Kommentar zum Begriff der „Kreativität“ – gern.
    Ich rufe also die Suchfunktion auf:
    1. Treffer: „Alles wird kopiert, deshalb keine eigene Kreativität.“
    Wer kopiert, weiß was immerhin er finden will, dazu ist die richtige Frage nötig, die könnte Ergebnis eines kreativen Aktes sein.
    Ausnahmslose jede Künstlergeneration ging von bekannter Kunst aus, die kopiert, kommentiert, paraphrasiert wurde … Man sollte die Kopie, an der gelernt wird, die also kritisch betrachtet wird, nicht so gering schätzen.
    2. Treffer: „Weshalb sollte man Kreativität nicht beim Erstellen digitaler Objekte fördern?“ Genau, gerade da braucht man eigene Kreativität besonders, um die öfter arg engen Grenzen vorgegebener Softwares etwas zu erweitern. Nach dem Motto: Was denkbar ist, kann man digital auch machen … Dazu ist nur die geeignete Methode, also eben die Möglichkeiten verschiedener Programm zu kombinieren, Voraussetzung: statt eines ziellosen Herumspielens in den unendlichen Möglichkeiten der Programme (etwa der Filter von Bildbearbeitungsprogrammen) eine konkrete Zielvorgabe: wir wollen eine informative, auffällige Ankündigung unserer Schülerfirma und haben bloß 11 x 14 cm Platz, wie machen wir das …
    3. Btw: Meine Vorstellung eines kreativen Rechnereinsatzes ist die folgende:
    a) Imagination: Zur Idee, Gestaltungslösung trägt der Rechner nix bei. Da scheint mir Bleistift & Papier unschlagbar.
    b) Diversifikation: Wenn es um Anregungen, um Variationen z. B. um Farbvarianten, geht kann der PC sehr hilfreich sein, weil der Ausgangspunkt nicht verloren geht.
    c) Präzision: Unverzichtbar wird der Rechner für die eventuell notwendige Exakheit: z. B. eine Signet-, Logo-, Zeichengestaltung soll gedruckt werden, dazu ist die rechnertypische Genauigkeit notwendig.
    Soviel zur Kreativität und den Folgen … 🙂

  32. […] Beitrag bezieht sich auf den gerade im Blog von Prof. Dr. Christian Spannagel erschienen Artikel „Schule 3.0: digital total?“. Da mein Beitrag für die Kommentarspalte des Blogartikels ein wenig zu umfangreich wurde, […]

  33. Sigi Jakob sagt:

    zum Thema Kreativität und digital wurden ja schon einige Beispiele gegeben. Mir fällt dazu noch das Beispiel eines Schülers ein, der seinen Praktikumsbericht in einem ePortfolio gemacht hat, aber dort Bildergalerien eingebunden hat und seine Tageseinträge nicht in langen Berichten sondern in Photostories, ausgelagert nach Joomla und im ePortfolio wieder eingebettet hat.
    Hier seine Ansicht, sie ist public:
    http://mahara.mhs-moodle.de/view/view.php?id=696
    Das fanden alle eine geniale Idee und der Schüler, der nicht so gut Deutsch kann, war der Star. Es sahen dann übrigens alle Parktikumsberichte anders aus, aber keiner war langweilig und öde. Meine Idee, das nicht wie vorgegeben in der Textverarbeitung zu machen, wurde gerne angenommen – von den Schülern – der Deutschlehrer hatte seine Probleme damit, „ich kann doch das nicht am Computer lesen und korrigieren“ – es war etwas schwierig, ihn zu Feedback statt Korrigieren zu bewegen 😉 … auch die praktischen Beispiele wie das Entwerfen von Flyern für den Tag der offenene Tür oder Logos …. das sind alles kreative Möglichkeiten, die ohne Digitalisierung undenkbar sind. Die Schüler selbst haben auch durchaus kreative Ideen, was man z.b. mit einem Video in der Fremdsprache machen kann…. am begehrtesten ist meist die Aufgabe der „Wörterbuch Experten“ die Fachbegriffe zum jeweiligen Thema in Leo online klären und ins Kursglossar eintragen, gefolgt von den “ Interviewern“ , die Fragen an den Protagonisten des Videos ausdenken…. alles wird immer gleich im Kurs online eingetragen und steht allen überall und jederzeit zur Verfügung … andere machen online eine Mindmap, die von der ganzen Gruppe auch wieder bearbeitet werden kann – aber das geht alles nur, wenn man nicht extra in einen PCRaum wandern muss, sondern mobile Geräte genauso zur Verfügung stehen wie Stift und Papier – als normales Arbeitsgerät.

  34. Frieder sagt:

    Zu 3.) Medien haben zum einen häufig einen öffentlichen Charakter (zumindest social media) zum anderen aber sind digitale Medien auch immer mathematisch dominiert und somit logisch.

    Viele Lerninhalte die mit Gefühl oder mit einer sinnlichen Erfahrung zu tun haben können nur schwierig mit modernen Medien vermittelt werden. Mir fällt hier das triviale Beispiel der Ausprägung des Gleichgewichtsgefühlt ein (Fahrradfahren, auf einem Balken balancieren etc.), als auch die Fähigkeit „in sich hinein zu hören“, die Dinge ruhen zu lassen.

    Außerdem kommt mir hier auch die Ausführung von Thomas von Aquin in den Sinn, der vereinfacht von drei Arten des Lernens spricht. 1. innere erleuchtung des Geistes 2. Lernen durch/ mit und von Anderen 3. Lernen durch einen Engel.

    Die Medien nehmen einem nicht die Aufgabe ab für sich zu denken, sondern lenken häufig so sehr ab, dass es nicht mehr dazu kommt.

  35. cspannagel sagt:

    @Sigi Danke für die schönen Beispiele für Kreativität im „digitalen Raum“! Digitale Werkzeuge laden oft ja geradezu dazu ein, kreativ zu gestalten, Objekte kreativ zu kombinieren, Probleme kreativ zu lösen…

    @FriederK Eine vernünftige Haltung, finde ich. 🙂 Nur den Punkt „Imagination“ kann ich nicht teilen. Weshalb sollten Papier und Bleistift hier hilfreicher sein als Tablet und Stift?

    Mein Anliegen ist auch nicht ausschließlich die „Vermittlung von Inhalten“ mit digitalen Medien, sondern eine breiter gedachte Verwendung digitaler Werkzeuge. Digitale Werkzeuge bei Meditation? Klar, z.B. zum Abspielen der Meditationsmusik. … okay, beim Schwebebalken fällt mir nix ein… 🙂

  36. Berta sagt:

    Mit dem Hinweis auf die Alltagsrelevanz lässt sich der Einsatz digitaler Medien im Unterricht nicht begründen. Der Schluss von „x ist bedeutsam für den Alltag“ auf „x muss im Unterricht behandelt werden“ ist nicht gültig. Um das zu zeigen, genügt ein x, das die Prämisse wahr werden lässt, ohne dass die Konklusion auch wahr wird. Also z.B.: Aus der Tatsache, dass das Auto für den gesellschaftlichen Alltag bedeutsam ist, folgt sicher nicht, dass wir in der Schule den Führerschein machen müssen. Wohl gemerkt, dass der o.g. Schluss nicht gültig ist, bedeutet nicht, dass die Konklusion nicht trotzdem wahr sein kann. Oder anders: Es mag sein, dass digitale Medien in den Unterricht gehören, aber aus ihrer Alltagsrelevanz folgt das nicht.

    (Altenativ kann man das auch als eine Variante des naturalistischen Fehlschlusses entlarven.)

    @Ablenkung:

    Natürlich gucken Schüler auch ohne digitale Medien mal gelangweilt aus dem Fenster. Aber das Fenster zum Schulhof ist im Gegensatz zum Facebook-Fenster keines, das aktiv Aufmerksamkeit fordert. Wenn FB ständig als Konkurrenzkanal läuft, hat selbst guter Unterricht keine Chance. Wer das anzweifelt, hat noch nie in einer 8. Klasse Grammatik unterrichtet.

  37. J. Deickmann sagt:

    Erste Auswirkungen der totalen Digitalisierung nehmen wir als Lehrende (ich als Lehrer, meine Frau als Dozentin an der Uni) jetzt schon wahr. Schüler und Studierende nehmen sich wegen der ständigen Verfügbarkeit seltener die Zeit selbst denkend aktiv zu werden, sondern suchen gleich im Netz. Das ist wegen der weniger intensiven Auseinandersetzung oft ein Problem, da sie dann kein tieferes Verständnis mehr entwickeln (können). Ursache? Vermutlich die immer stärkere „Output-Orientierung“, also das ständige Schielen danach, welche Note / Punkte usw. eine Leistung bringt und nicht mehr die Suche nach persönlicher Weiterentwicklung.

    Insofern sollte Schule ein Gleichgewicht bieten zwischen Lernformen mit und solchen ohne Medieneinsatz, damit die Lernenden Gelegenheit haben, sich auch an verschiedenen Arbeitsvarianten auszuprobieren.

    Es bleibt die Frage nach den Prüfungen: lässt man den Netzeinsatz zu, müssen die Aufgaben sehr komplex sein, um die eigene Leistung des Schülers noch ermitteln zu können. Das ist bei der Auseinandersetzung mit neuen Themengebieten oft für die Lernenden noch nicht zu leisten, eine Leistungsüberprüfung soll aber stattfinden. Dieses Dilemma wird also die Lehranstalten noch sehr lange beschäftigen.

    Auch wenn es unmodern klingt: in vielen Bereichen ist das Auswendiglernen unabdingbar für den kreativen und produktiven Umgang mit der Materie.
    Beispiele: Vokabeln, Formeln, Abläufe, Stilmittel usw. Will man einem Lernenden also gerade zu diesem komplexen Beurteilen anleiten, hilft man ihm häufig, wenn man ihn – wie ein Trainer im Sport – auch dazu drängt, „Lernarbeit“ ohne Medien zu leisten, deren Erfolg dann gerne als Produkt mithilfe des Mediums gezeigt werden kann.

  38. Birgit Lachner sagt:

    Mal drei konstruktive Beispiel, wie ich mir Chemie-Unterricht der Zukunft bzw. das Chemie-Buch der Zukunft vorstellen könnte. Alle sind noch nicht ganz vollständig und werden sicher noch ergänzt bzw. überarbeitet. Ich muss meine Erfahrungen noch einbringen.

    1.) Thema Feuer:

    Auf der Seite http://superlehrer.de/index.php?title=Chemie-Zukunft/Was_ist_Feuer%3F bekommen die Schüler alle notwendigen Informationen, um sich mit dem Thema zu beschäftigen. Zu einzelnen Bereichen werden sie zum Beispiel per Experiment hingeführt, bekommen dann die theoretischen Hintergrund-Informationen und sollen dann weiterführende Fragen dazu beantworten, die sich mit alltäglichen Problemen beschäftigen … was beim Feuer nicht so schwer ist.
    Bei einigen Themen geht es auch umgekehrt: Erst die Theorie, dann die Praxis, worauf die Theorie angewendet wird.

    2.) Thema Wasser:

    Auf der Seite http://superlehrer.de/index.php?title=Chemie-Zukunft/Wasser ist es ähnlich wie vorher. Hier habe ich noch die Zeit gehabt, mehr Tests zur Eigenkontrolle einzubauen.

    Bei beiden Themen sind die wichtigen Infos in roten Kästchen gesammelt. Die Schüler müssen dies als Basiswissen auswendig lernen und werden darüber abgefragt. Ich erlaube ihnen, das Kästchen auch auszudrucken, damit sie sie in der Schule haben.
    Ich habe in allen Fällen versucht, Medien aller Art passend zum Thema zu finden: Abschnitte aus dem offiziellen Buch, Wikipedia-Artikel, Filme auf YouTube, Zeitungsartikel, ungefährliche Experiment für zu Hause usw.

    3.) Thema Ionen:

    Das es sehr theoretisch ist, stehen die Übungen im Vordergrund. Auf http://superlehrer.de/index.php?title=Chemie-Zukunft/Aufgaben_zu_Ionen_1 finden die Schüler Anleitungen, teilweise in Form von Filmen oder kurzen AudioBoo-Kommentaren. Zu den Aufgaben gibt es die Lösungen per Wiki-Code versteckt. … wird bis Sommer noch mal etwas überarbeitet, wenn meine Schüler zu dem Thema kommen.

    Mit dahinter steckt bei allen drei Themen auch die Idee des Flipped Classroom, d.h. ich lasse Schüler nicht die Theorie nicht in der Schule von der Tafel abschreiben, sondern gebe es Ihnen als Hausaufgaben auf. Ebenso das Gucken von Filmen wie bei zu gefährlicheren Experimenten.

    Im Unterricht sollen dagegen Experimente stattfinden und die Theorie gemeinsam angewendet werden.

    Im Moment sind die Lehrbuchtexte noch herausgelassen, d.h. ich verweise explizit auf das Schul-Buch, wo es geht. Ich könnte mir aber vorstellen, dass man stattdessen Sequenzen z.B. aus Wikipedia nutzt und sie zu einem, für Schüler lesbaren, Text zusammenschreibt.

    Die schon erwähnte Individualisierung kann sicher auch eine Rolle spielen. Ich könnte mir aber nicht vorstellen, die Schüler zu lange daran alleine arbeiten zu lassen. Es entstehen am Anfang im Chemie-Unterricht zu schnell Fehlvorstellungen und die Fachsprache wird falsch angewendet. Hier muss ich eingreifen können.
    Allerdings haben schwache Schüler die Möglichkeit sich einem Thema langsamer zu nähern (Film öfters gucken, Anleitung mehrfach hören, Mehr texte lesen) und Schüler die schneller sind, können sich mehr in Themen vertiefen und … das fände ich am besten … mehr Experimente dazu machen. Was aber nicht so einfach umzusetzen ist.

    Ich hoffe, mal etwa die Fantasie beflügelt zu haben …

    Birgit Lachner

  39. Birgit Lachner sagt:

    @J. Deickmann … du schreibst

    …“Auch wenn es unmodern klingt: in vielen Bereichen ist das Auswendiglernen unabdingbar für den kreativen und produktiven Umgang mit der Materie.
    Beispiele: Vokabeln, Formeln, Abläufe, Stilmittel usw. Will man einem Lernenden also gerade zu diesem komplexen Beurteilen anleiten, hilft man ihm häufig, wenn man ihn – wie ein Trainer im Sport – auch dazu drängt, “Lernarbeit” ohne Medien zu leisten, deren Erfolg dann gerne als Produkt mithilfe des Mediums gezeigt werden kann.“

    Bezgl. des Lernenes sehe ich auch so … allerdings … warum nicht zum Lernen ein digitales Medium nutzen!?

    Ich habe etwas gesucht und bin auf Anki gestoßen. Ein Betriebssystemübnergreifendes Lernkartei-Sytem. Meine Erfahrungen und Informationen habe ich auf dem ZUM-Wiki gesammt: http://wiki.zum.de/Anki

    Wäre es nicht was, wenn die Schüler statt auf dem Handy zu Facebook zu gehen, Vokabeln oder Fachbegriffe pauken?

  40. Aus anthropologischer Sicht: die Gestaltung einer an Informationen reichhaltigen Umwelt ermöglicht Schülern und Studenten, ihren Bedarf an Bites, auch wenn er sehr hoch ist, zu befriedigen. Das erhöht ihre Zufriedenheit, denn Informationsverabeitung ist ein zentrales Bedürfnis.

  41. FriederK sagt:

    Zum Lob auf „Bleistift / Papier“

    Ich erlebe es so: Die Gruppe sitzt um einen Tisch, entwirft & skizziert. Die gefundenen Lösungen werden reihum gezeigt, beschrieben, verglichen, erläutert, kritisiert (= gewürdigt), verbal & zeichnerisch geändert …
    Der Gebrauch digitaler Technik setzt erst ein, wenn sich eine Lösung stabilisiert hat, getestet & verwirklicht werden soll.
    Bei der Entwicklung des Entwurfs mit „Stift / Papier“ („Kreiden / Tafel“) ist keine Bootzeit abzuwarten, kein Programm muss laden, kein Dokument geöffnet oder angelegt werden, kein digitales Werkzeug muss passend gewählt werden, kein „Anfasserpunkt“ erwischt werden, kein Untermenü durchsucht werden …
    Der Umgang mit „Stift & Papier“ ist direkt, man reagiert unmittelbar, alle können an derselben Stelle mitgestalten.
    Die zeichnerisch geäußerte Form, lässt in etwa erkennen, welche Gedanken die Entwerfer bewegen, z. B. auf welcher Abstraktionsebene argumentiert/gearbeitet wird. Ergo: Individuelle Zugriffe aufs gemeinsame Gestaltungsproblem sind offenbar.
    Es ist folglich ein Nahmedium. Wie Kreide / Tafel & ganz im Gegensatz zu einem „PC“ (Tabletts sind auch PCs). Das sind Distanzmedien, die mit vorbereiteter Technik, eingeübtem Umgang, technischer Limitierung, Schwierigkeiten & Voraussetzungen, unnötige Abstände zwischen die Mitarbeitenden bringen.

  42. Maik Riecken sagt:

    @christian
    Hatte beim Lesen der einsetzenden (auch technioden) Diskussion deine zehn Punkte wieder ganz aus den Augen verloren. Ich wollte eigentlich also zustimmen, dass Technik eigentlich ziemlich egal ist…

    Bin leider auch schon Morgen auf der Didacta…

  43. Gehrd sagt:

    Zu 1) und 2): Die Statements finde ich hervorragend und ich wünsche Dir, dass Du nicht nur gehört wirst, sondern auch etwas bewegen kannst.
    Zu 3): Zum Beispiel Handschrift, Musik und Sport! „Emerging research shows that handwriting increases brain activity, hones fine motor skills, and predict a childs’s academic success in ways that keyboarding can’t.“ (Chicago Tribune, June 15, 2011). Die beiden Professorinnen, die in diesem Artikel genannt werden, sind Karin Harman James (u. a. Cognitive Neuroscience) und Virginia Berninger (Educational Psychology). Mir ist bei meinen Schüler/-innen z. B. schon seit langem aufgefallen, dass diejenigen, die ein Musikinstrument beherrschen, in den schulischen Leistungen im Durchschnitt erheblich besser sind. Ein Tablet bringt hier nichts – und ein Beamer in der Turnhalle oder auf dem Fussballplatz? Bitte die Kirche im Dorf lassen!
    Zu 4) und 5): Voriges Jahr in einer 6. Klasse „Natur und Technik – Schwerpunkt Informatik“ (entspricht ITG woanders): In der Vorbereitung von Präsentationen sollten sich die Kinder Tierfotos aus dem Netz herunterladen. In einer Klasse mit 31 Schüler/-innen hatten sechs Jungs (an drei Rechnern) ein zweites Firefox-Fenster offen, wo sie Spiele machten. Allerdings ahnten sie nicht, dass ich beim Durchgehen der Reihen immer zuerst auf die Taskleiste schaue und meine Tastenbefehle kenne, hier Alt+Tab, und ich bin knapp zwei Meter groß … — Vor einigen Jahren wurden an unserem Gymnasium zwei WLAN-Bereiche (Aula/Mensa und Kollegstufenflügel) eingerichtet. Dabei wurde darüber nachgedacht, alle Klassenzimmer mit WLAN einzurichten – und wurde sofort wegen Elektrosmog verworfen. Außerdem könnten dann die Schüler/-innen unkontrolliert ins Internet. Jetzt erhält jeder Raum eine LAN-Dose. Sollte es eines Tages Programme geben, die beim Einloggen in den Schulserver automatisch alle unerwünschten Aktivitäten verhindern, könnten Smartphones oder Tablets Schulbücher ersetzen.
    Zu 6): Ich beobachte seit einiger Zeit ZUM-Wiki und Schulbuchwiki (und habe auch etwas beigetragen). Bei beiden ist doch offensichtlich, dass sehr viele reinschauen und nur ganz wenige mitmachen. Hier müsste ein Belohnungssystem (im weitesten Sinne) erfunden werden als Anreiz sich zu engagieren. Sicherlich ein gänzlich neuartiges Produktionsmodell!
    Zu 9): Bitte unterschätze nicht die finanziellen Rahmenbedingungen! In Bayern sind die Sachaufwandsträger die Rathäuser (Hauptschule) und Landratsämter (Realschule und Gymnasium). Die Forderung nach einer Ausstattung aller Klassenräume, wie von Dir vorgeschlagen, würde sofort zum Politikum werden. Es ist jetzt schon mühevoll genug die Kommunal-Politiker zu überzeugen, dass die vorhandene Computertechnik veraltet ist und zukünftig sogar noch mehr gebraucht wird. — In jeder Firma mit vergleichbarer Personalgröße gibt es mehrere IT-ler, die den „Laden“ am Laufen halten. Für die immer kompliziertere/umfangreichere EDV-Technik bekommt unser Systembetreuer gerademal zwei Wochenstunden. Zur Umsetzung Deiner Statements wäre die (vermutlich utopische) Forderung aufzustellen einen Lehrer dafür freizustellen, der von Oberstufenschüler/-innen eines LK Informatik unterstützt werden könnte. — Eine Landesregierung wird bestimmt nicht die kostenlosen Schulbücher durch kostenlose Tablets ersetzen und Du würdest bestimmt nicht viele Eltern finden, die freiwillig alle drei Jahre mehrere hundert Euro dafür auszugeben bereit wären. Ich habe noch gut in Erinnerung, wie vor Jahren eine Mutter (Zahnärztin) von mir wissen wollte, ob der Laptop ihrer Tochter (damals zu Beginn der 13.) wirklich so hoffnungslos veraltet sei. Wenn der eigene Laptop (oder Tablet) nicht genauso neu, schick(!) und leistungsfähig ist, wie der der Mitschüler/-innen hat man ein Problem …
    PS: Freue mich auf Deinen Vortrag am Donnerstag.

  44. cspannagel sagt:

    @Berta Der Schluss mit der Alltagsrelevanz ist zwar nicht immer gültig, aber in diesem Fall mit Sicherheit. Der einzige Ort, in dem Schüler den vernünftigen, produktiven Umgang mit digitalen Medien erlernen können, ist die Schule. Wo sonst? Mein Argument ist also nicht die Alltagsrelevanz alleine, sondern: a) Medienkompetenz ist im Alltag höchst relevant. b) Der einzige Ort, an dem die Gesellschaft sichern kann, dass Schüler systematisch den vernünftigen Umgang mit digitalen Medien erlernen, ist die Schule. c) Also gehörts in die Schule.

    Zur Ablenkung: Ich denke, das man das pauschal nicht sagen kann; es kommt auf das Unterrichtsszenario an. Folgende Vorstellung: Schüler müssen zu einem bestimmten Zeitpunkt ein Ergebnis abliefern und arbeiten bis dahin selbstständig, dürfen alles machen – auch in Facebook sein. Vielleicht nutzen sie Facebook ja in produktiver Weise; zumindest sollte ich dies nicht durch ein Verbot unterbinden. Vielleicht ist es aber pure Ablenkung – wenn sie am Ende trotzdem ein ordentliches Ergebnis abliefern, prima. Wenn nicht, dann muss dies gemeinsam mit den Schülern besprochen werden: Wo lag das Problem? Könnte es sein, dass Facebook dich zu sehr abgelenkt hat? Wie könntest du das beim nächsten Mal verhindern? usw.

    @J. Deickmann: zum Gleichgewicht verschiedener Arbeitsweisen: Zustimmung. Zum Auswendiglernen: auch Zustimmung. Aber gerade beim Auswendiglernen können Übungsprogramme doch gut helfen… 🙂 Nicht falsch verstehen: Ich will nicht digitale Medien um ihrer eigenen Willen immer und überall einsetzen. Doch: wenn digitale Medien allgegenwärtig einsetzbar sind, dann wird man ganz natürlicherweise genau dazu übergehen.

    @Gehrd In diesem Sinne zu deinem Punkt 3) Selbstverständlich wird man zukünftig Bewegungsabläufe im Sport mit digitalen Medien aufnehmen und auswerten (mit Video aufnehmen, gemeinsam analysieren), und Menschen, die ein Musikinstrument erlernen, können sich selbst aufnehmen und kleine Mini-Konzerte auf Youtube veranstalten. (Das sind alles einfach Ideen, die in bestimmten Situationen sinnvoll sein können und in anderen nicht.) Insofern: Digitale Medien werden so natürlich überall vorhanden sein, dass man in ganz vielfältiger Weise in unterschiedlichen Situationen selbstverständlich nutzt. Und das bitte hoffentlich eben auch in der Schule, die nicht der Alltagsnutzung der digitalen Medien „hinterherhinken“ darf. Ich befürchte ein digital gap – und zwar zwischen der Schule und dem Rest der Welt!

    zu 9) Ich verstehe deinen Einwand nicht ganz. Ich sage doch gerade, dass eben nicht die Technik an den Schulen beschafft werden soll. Meine These ist doch gerade: Eben weil Schüler die Geräte und Internetaccess einfach selbst haben (weil billig!), wird es eben nicht notwendig sein, die Klassenräume auszustatten. Oder auf welchen Punkt beziehst du dich?

    @Birgit Vielen Dank für deine Praxisbeispiele! „Ich erlaube ihnen, das Kästchen auch auszudrucken, damit sie sie in der Schule haben.“ – das wird dann hoffentlich in Zukunft nicht mehr notwendig sein.

  45. Gehrd sagt:

    Als Lehrer kämpfst Du ununterbrochen um die Aufmerksamkeit Deiner Schüler/-innen. Wie willst Du die Freiheit des Internet begrenzen, damit sich die Schüler/-innen nur damit beschäftigen, was Du ihnen beibringen sollst? Mit der Technik der Schule! Außerdem kann ich mir nicht vorstellen, dass Tablets usw. billiger werden. Die Geräte werden morgen mehr können, aber nicht billiger sein. Ich erwarte in spätestens drei Jahren den Einsatz von Smartphones. Und die werden in der Schule von der Schultechnik gesteuert. Wir brauchen nur noch die Programme dafür. Da bin ich mir mit Kollegen einig.

  46. cspannagel sagt:

    @Gehrd Wenn man als Lehrer ununterbrochen (!) um die Aufmerksamkeit der Schüler/-innen kämpfen muss, dann wäre meine erste intuitive Reaktion, dass sich hier etwas am Unterrichtsstil ändern muss. Beispiel Projektarbeit: Weshalb sollte man als Lehrer bei Projektarbeit permanent um die Aufmerksamkeit der Schüler kämpfen? Weshalb sollten Schüler bei Projektarbeit nicht alle Ressourcen nutzen dürfen, die es gibt? Oder in Gruppen- und Einzelarbeit? Es gibt unzählige Situationen im Unterricht, in denen ich sagen würde, Schüler dürfen Internetressourcen nutzen – und müssen dabei lernen, sich eben nicht ablenken zu lassen. Wie sollen sie das lernen, wenn man ihnen alle Ablenkungsmöglichkeiten verbietet?

    Zum Schulnetz mit Sperren: Die Schüler werden das in Zukunft müde belächeln, weil sie mir ihren eigenen Geräten an eurem Netz vorbei ins Internet kommen. Wenn Jugendschutzmechanismen greifen sollen, dann in den Handys, Tablets, … der Schüler – nicht im Schulnetz.

  47. FriederK sagt:

    Nachtrag: #Alltagsrelevanz

    „Der alltägliche Normalfall muss nicht unterrichtet werden. Das wäre eher ein Einschleichen in die Lebenswelten der Schüler: ,Ich bin einer von euch, ich kenn mich aus‘ – was mit zunehmendem Alter eher peinlich wird.“
    K.-J. Pazzini am 26. 11. 2010 im Frankfurter Kunstverein anlässlich der Auftaktveranstaltung zu BuKo12.

  48. Gehrd sagt:

    Nach den Rückmeldungen, die ich auch Jahre später bekomme, kann mein Unterrichtsstil so schlecht nicht sein. Ich gebe zu, dass ich etwas konservativer geworden bin – und damit erfolgreicher. Zur Projektarbeit: Gehören dazu auch Computerspiele, wie von mir oben geschildert? Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass in der Schule die „Freiheit des Internets“ über „Kinder brauchen Grenzen“ steht. Wie ich schon anfangs sagte: Technik in der Schule? Ja und sogar vielmehr als bisher – aber mit Augenmaß!

  49. Bitte alle Punkte einfordern von einem Vater, der wirklich nicht verstehen kann, wie die Kinder mit diesem Thema alleingelassen werden können. Zum Thema „mich interessiert das Thema nicht, von daher beschäftige ich mich auch nicht damit bzw. ich habe schon so genug zu tun“:
    Die Ignoranz von gesellschaftlichen/kulturellen Veränderungen empfinde ich im Bildungsbereich als unterlassene Bildungsleistung. Auf was werden die Kinder denn vorbereitet? Auf die Vergangenheit?
    (Ganz zu schweigen davon, dass vermutlich diejenigen, die das Thema ignorieren gleichzeitig über das Verhalten der Jugendlichen im Netz schimpfen…)

  50. Klaus Meschede sagt:

    Dank an alle für die tolle Diskussion! Ich habe selten eine so spannende und zugleich vergnügliche Web-Argumentation gelesen.
    Nur eine kleine Ergänzung: Bei der Diskussion über die Zukunftsbedeutung der digitalen Medien muss man betonen, dass es nicht in erster Linie um das Beherrschen von Technik geht oder das Verfügen über Kompetenzen im engeren Sinne, sondern um die Verinnerlichung einer grundsätzlichen Haltung: Networking. Das wurde in einigen Beiträgen auch angesprochen mit Ausdrücken wie „kollaborativ“ oder „kooperativ“. Wenn man Netzwerken ernst nimmt, kann man die SuS auch dort abholen, wo sie sind, im Netz bei Fb etc. Sie netzwerken ja dort schon fleißig, wir müssen ihnen nur überzeugend zeigen, dass sie dort auch fachlich lernen können. Die meisten großen Internetseiten sind ja auch auf Fb etc. vertreten und produzieren dort ergänzend zu den redaktionell aufwändig betreuten Hauptseiten eine etwas smartere, meist aktuellere und breitere Information. Ein Schüler, der z.B. in einem LK Geschichte engagiert mitarbeitet, findet bei Fb viele tolle Seiten zu seinem Interessengebiet, z. B. segu 🙂 Und die Kommunikation zwischen SuS und Lehrern kann bei Fb wunderbar über den Präsenzunterricht hinaus ergänzt werden, z.B. vor Klausuren. Das geht natürlich nur, wenn die Lehrperson sich selbst als Netzwerker einbringt. Dass das trotz hoher beruflicher Belastung möglich ist, habe ich selbst in den letzten Jahren meines Berufslebens erfahren (ok, mit drei Stunden Altersentlastung), man muss nur einfach anfangen. Wenn die SuS erst einmal den Mehrwert des Networking in dem einfachen Bereich der social media erfahren haben, kann man sie auch an die etwas ungewohnteren Formate wie Wikis, Blogs etc. heranführen.

  51. Klaus Meschede sagt:

    @christian: Bis morgen um 11.00h!

  52. J. Deickmann sagt:

    @Birgit Lachner, @cspannagel:
    Mir ging es nicht darum, die Medien nicht ZUM Auswendiglernen einzusetzen. Es ging darum, das Problem der Leistungsüberprüfung bei omnipräsentem Netz zu rechtfertigen / zu motivieren. Normalerweise lässt man das reine Auswendiglernen ja nicht während der _Unterrichtszeit_, sondern selbständig erledigen – dazu werden bereits viele entsprechende Tools einsetzen, oder (ganz analog) Papier-Lernkarten.

  53. cspannagel sagt:

    @FriederK Zu einem Alltagsrelevanz-Zitat: Schüler verwenden tagtäglich zu Hause das Internet, geben Daten von sich preis, begehen Urheberrechtsverletzungen, usw. usw. Wenn dann jemand kommt und sagt: „Wir brauchen das Internet in der Schule nicht zu verwenden, das machen die Schüler ja schon im Alltag, und da würden wir uns in ihre Alltagswelt einschleichen“, dann ist das meiner Ansicht nach schon fahrlässig.

    @Gehrd „Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass in der Schule die “Freiheit des Internets” über “Kinder brauchen Grenzen” steht.“ – Wie gesagt: Die ganzen Techniksperren der Schulen werden nichts nützen, weil die Schüler an dem Schulnetz vorbei ins Internet kommen. Das heißt: technische Grenzen bringen in dieser Situation nix. Grenzen muss man anders setzen: Durch den unterrichtlichen Rahmen, durch „Vertragsschlüsse“ mit den Schülern, durch Aufgreifen und Reflektieren von „Übergriffen“ im Unterricht. So bringt man Schülern den verantwortungsvollen Umgang mit dem Netz bei – nicht durch Verbote und Sperren.

    @Alexander: „Vorbereiten auf die Vergangenheit“ – witzige Wendung… nein, eher ernst. Ich frage mich: Weshalb hinken wir in Deutschland im Bildungsbereich hier hinterher? Sollten nicht gerade wir voranschreiten?

  54. cspannagel sagt:

    @Klaus Prima, bis morgen! 🙂 Danke auch für den Hinweis auf „Networking“ bzw. Vernetzung – das ist ein wesentlicher Aspekt von Medienkompetenz. heute und zukünftig. Ob ich allerdings als Lehrer mit meinen Schülern wirklich in Facebook arbeiten oder lieber alternative Arbeitsplattformen wählen sollte… ich tendiere dazu, nicht facebook zu nutzen (im Wesentlichen um keinen „Sog nach Facebook“ für Schüler zu erzeugen, die nicht in Facebook sind).

    @J. Deickmann Du hast völlig recht: Die Prüfungsgestaltung mit Internet ist eine recht schwierige Sache – wäre aber eine logische Konsequenz, wenn das Internet auch beim Lernen erlaubt ist und wir das prüfen wollen, was gelernt wurde (nämlich z.B. das Internet sinnvoll zu verwenden). Hier fehlen uns vielleicht noch adäquate Systeme – oder wir müssen tatsächlich offene, komplexe Aufgabenstellungen stellen… das ist mir selbst noch nicht wirklich klar….

  55. Oliver Tacke sagt:

    @Christian @J. Deickmann
    Das Thema Klausurdesign und organisatorische Rattenschwänze haben wir gestern auch gerade diskutiert. „Andere“ Aufgabenstellungen gibt es ja auch schon in „Kofferklausuren“, zu denen man Material mitbringen darf.

    Bei Nutzung des Internets käme hinzu, dass sich die Klausurteilnehmer austauschen können. Will man das? Will man das nicht? Vielleicht läuft es auf andere Prüfungsformen hinaus.

  56. @Christian: Klar würde ich mir wünschen wir würden da voranschreiten (als Netzwerker und Coach, der sich auf lebenslanges Lernen spezialisiert hat =), aber ich glaube nicht, dass das so schnell passieren wird – jedenfalls solange nicht, solang meine Tochter (jetzt schreibt der Vater) noch Lehrinhalte lernt, die ich vor 30 Jahren!!!! in ähnlicher Form präsentiert bekommen habe….
    Von daher finde ich es super, dass hier so viele engagierte Menschen etwas tun und ich hoffe, dass IHR den Funken in eure Bildungsinstitutionen tragt und etwas bewegt… dran belibt… fordert… verweigert… Neues macht! Ein Tropfen… aber immerhin ein Anfang!

  57. Klaus Meschede sagt:

    Nachlese
    Die Veranstaltung war super, hat Spaß gemacht. Aus meiner Sicht kam nur die „große Theorie“ (Lisa Rosa) etwas zu kurz. Natürlich ist die Diskussion über Technik wichtig, natürlich ist die Diskussion über Fachdidaktik wichtig, aber die Klammer für alles ist die Frage, wie wir Schule und Bildung allgemein an die Netzwerkgesellschaft anpassen können. Der Leitmedienwechsel ist ja schon vollzogen, wir müssen also nachziehen. Wir müssen in allen Bereichen die Grundprinzipien eines neuen Lernbegriffs verankern: Autonomie, Vernetzung, Verschiedenheit, Offenheit, etc. Wenn man das Ganze mal von oben herunter denkt, wird es vielleicht klarer: Forschung kann heute nur noch international vernetzt produktiv sein, wissenschaftliche Qualifikation sollte sich heute national und international als p2p-Diskussion vollziehen, studentische Lernarbeit sollte sich in Projekten und Portfolios dokumentieren, SuS sollten ebenfalls in Vorbereitung auf ihren Abschluss Portfolios nutzen können, SuS sollten grundsätzlich in Projekten ihre Stärken zeigen können, auch die Kleinen sollten in vielfältiger Form ihr Lernen multimedial gestalten und dokumentieren können, etc.
    Prof. Fthenakis hat in einer Diskussion im Anschluss sehr schön deutlich gemacht, dass wir in Deutschland einen Paradigmenwechsel brauchen.: Wir müssen das Lernen von Anfang an als individualisiertes Lernen zulassen, wir müssen dies aber auch im Sinne einer Neukonzeptualisierung von Schule und Früherziehung zulassen..

  58. cspannagel sagt:

    @Klaus Danke für deine Nachlese! Ja, dieser Punkt kam tatsächlich in unserer Diskussion zu kurz. Was ich mich dabei frage: Würde man viele Menschen, die selbst keine Erfahrung mit solchen vernetzten Arbeitsweisen haben, mit den Forderungen „sollte so sein“ und „sollte so sein“ nicht überfordern oder gar abschrecken? Sollte man diesen Personen nicht auch erste kleine Schritte zugestehen?

  59. cspannagel sagt:

    Dank Tim Krumkühler gibt es nun eine Audioaufnahme des gesamten Podiums: http://unterricht-mit-medien.de/2012/02/19/schule-3-0-digital-total-forum-bildung-auf-didacta-2012/ – vielen Dank, Tim!

  60. Oliver Tacke sagt:

    Scheint doch ziemlich Einigkeit geherrscht zu haben, und Applaus gab es auch.

  61. cspannagel sagt:

    @Oliver Ja, wir sind nicht in Streit geraten. 🙂 Fazit: Große Einigkeit zu a) digitale Medien müssen in die Schulen kommen (um Medienkompetenz zu vermitteln, als Unterrichtsmittel) b) Die Schaltstelle hierfür ist die Medienkompetenz der Lehrerinnen und Lehrer und c) Keine Ahnung, wie man das schafft…

  62. Heiko Wagner sagt:

    Hallo! Habe mein eigenes Schreiben jetzt mal kopiert und hoffe, dass mich ACTA dabei nicht erwischt hat.
    Christian, dir zu folgen ist ganz schön zeitraubend, aber es macht immer wieder Spaß. Der letzte Redner war also Klaus Meschede. Ist das Richtig?
    Zu Birgits Eintrag „… lasst uns nicht jammern, sondern legt mal los.“ Habe ich bei uns in der Runde (Fachschaft Ph – 6Leute incl. SL) versucht, nachdem im letzten Sommer Martin Kurz in seinen Ferien dazu aufgerufen hat, was zu machen. Es ging nicht, obwohl von den 6 Leuten auch noch 2 Info-unterrichten. Es war frustrierend. Allein bekommt man das nicht hin.
    Zu den Punkten vom eigentlichen Beitrag werde ich vielleicht später was schreiben.
    Hier die Kopie zur Tonaufnahme:
    Liebe Zuhörer,
    ich habe mir vor 7 Tagen fest vorgenommen Quarkspitzen (Rezept S.88 DDR – Muttibackbuch)zu backen. Damit wollte ich meine Eltern überraschen, die von ihrem 2 tägigen Umzug zurück kamen. Ich stand also rund eine Stunde in der Küche und habe während meiner nichtdigitalen Tätigkeit die Tonaufnahme mir “reingezogen”. Hätte auch Radio anmachen können. Mit meiner Mutter war ich am 15.2. auf der Didacta und verpasste leider diese Diskussionsrunde. Ich bin seit 16 Jahren im Schuldienst, war vorher bisschen (3 Jahre) bei der Armee, 5 Jahre Studium und darf seit 11 Jahren an einer Eliteschule des Sportes unterrichten. Was gefällt bzw. missfällt mir bei dieser Diskussionsrunde? Zuerst fange ich mit dem Gefallen an. Unser Prof. von der PH HD bestimmt seit Jahren medial positiv das Arbeiten mit digitalen Medien in der Bildung. Leider habe ich ihn erst vor einem Jahr im Web gefunden, aber schon viele Beiträge mir angehört und auch angeschaut. Ich nehme sein Auftreten in dieser Runde so war, dass einige in der Runde ihn nicht richtig für ernst nehmen. Gerade unsere Abgeordnete des Bundestages und Mitglied in der Enquete bringt durch ihre Beiträge (nicht alle) ein falsches Bild zur Herangehensweise mit den digitalen Medien in unserer “Bildungsgesellschaft”. Ich habe mir auch die Zeit genommen, 2 vollständige Sitzungen dieser Enquete (12`2011 und 12`2012 mit Prof. G. Dueck- Schlussworthalter in dieser Sitzung) anzuhören und genau das kam bei der Tonaufnahme wieder zum Vorschein. “Bildung muss langsam sich bewegen, damit die Evolution auch vernünftig vonstatten gehen kann”. Wenn sie in der Enquete bewußt oder unbewußt sich über Jahre hin beraten, was nun in der Gesellschaft insbesondere in der deutschen Gesellschaft sich im digitalen Zeitalter verändern muss, dann kann ich nur sagen – Gute Nacht. Es gibt auch noch andere Politiker in dieser Enquette die sich völlig gegen das digitale Zeitalter stellen und alle als Kriminelle darstellt, die mit diesem Medium bewusst umgehen. Ich schreibe hier auch den Namen Herr Heveling, Ansgar (CDU). Alle die es bis hierhin geschafft haben zu lesen, denen würde ich noch einmal die letzten 6 min der Tonaufnahme empfehlen. Da kam von einem Klaus (ab 1.08.00) die Wortmeldung mit einer Super Zusammenfassung: sinngemäß “… grundlegend müssen wir uns hin zur Netzgesellschaft bewegen und nicht zur Buchgesellschaft.” Antwort von Prof. Spannagel ging leider unter, der darauf antwortete “Große Ressourcen in die Bildung und mal keine Evolution sondern einfach mal richtig voranschreiten.” Trotzdem noch was positives unserer MdB zum Thema Senioren in der digitalen Gesellschaft. Meinen Eltern habe ich vor 6 Monaten ein iPad gekauft. Sie hatte einen PC auf dem sie bisschen spielten. Jetzt gehen sie offensiv mit dem Internet um, skypen mit ihrer Enkelin und der Tochter, sponsern unsere Sportler (DKB) und mailen durch die “Gegend”. Und da geht mir gerade in diesem Punkt die Hutschnurr hoch, wenn SL erzählen, dass die Generationen in der Schule erst einmal alle rauswachsen müssen, damit wir mit den digitalen Medien auch mit unseren Schülern und den doch so vielen jungen neuen nichteingestellten Lehrern voranschreiten können. Wie lange wollen wir noch warten??? Wann geht denn mal ein massiver Impuls von der Enquete aus???
    Noch was zum iPad. Alle jammern, dass die nur Profit machen wollen und deshalb unseren Kinder und deren Eltern in die Tasche greifen wollen? Warum werden plötzlich in der Bildung, so viele mürrisch was Apple betrifft? Wer ein Windowssystem in der Schule hat, kennt vielleicht die schönen Begebenheiten HDguard, andere Virenschutzprogramme und dergleichen. Stundenlanges Abmühen mit Anschalten der PC (war auch ein Aspekt in der Runde), Abstürzen etc.
    Ich denke Apple sind die ersten richtigen Truppen, die für uns im UR auch didaktische Möglichkeiten geben, damit auch Technikgegner mit bestimmten Programmen und Simulationen Schüler digital unterrichten könnten.
    VG
    Heiko

  63. cspannagel sagt:

    @Heiko Stimmt, das war Klaus. 🙂
    Zu deinem Eindruck: Nein, wir haben uns alle in der Diskussionsrunde gegenseitig ernst genommen, der Eindruck in der Aufzeichnung ist vielleicht ein falscher. Die Positionen unterschieden sich aber in der Radikalität, so wie du es in etwa beschreibst. Meiner Ansicht nach (und deiner auch) sollten wir als Land, dessen größte Ressource Bildung ist, in diesem Bereich voranschreiten und nicht „langsame Evolution“ betreiben. Das größte Problem dabei ist – neben der Technikfrage – die Medienkompetenz der Lehrerinnen und Lehrer. Die Frage, wie hier Überzeugungsarbeit und Weiterbildung in großem Umfang und vor allem schnell geleistet werden kann, ist für mich ein großes Rätsel…

  64. alensaweek sagt:

    „Nein, der wesentlich größere finanzielle Batzen sollte für Personal aufgewendet werden. Für Lehrerinnen und Lehrer. Denn mit kleineren Gruppen und weniger Lehrdeputat wird Raum und Zeit geschaffen für die persönliche Weiterbildung, für die Umsetzung innovativer Ideen, für die Planung von Unterricht unter neuen (digitalen) Bedingungen. Und für technisches Support-Personal an den Schulen, zur Unterstützung der Lehrerinnen und Lehrer.“

    Das hört sich fantastisch an – leider im doppelten Sinne des Wortes. Ach wie schön wäre es, wenn es real würde… Lehrer arbeiten deutlich mehr als noch vor 20 Jahren und ich sehe keinerlei Schimmer am Horizont, dass dies irgendwann einmal zurückgenommen wird. Ich mag mir nicht vorstellen, was geschehen wäre, wenn z.B. Lokführer oder Fluglotsen 15% Mehrarbeit ohne Lohnausgleich bei mehrfachen Nullrunden und einer Gehaltsprogression weit unter der Inflationsentwicklung und einer ständig wachsen Bürokratie hätten hinnehmen müssen. Das Land hätte wochenlang stillgestanden. Lehrer mussten das akzeptieren und konnten nichts dagegen machen…

  65. Eibel Thomas sagt:

    Tablets, SmartPhones, Notebooks, PCs und Internet sind so weit verbreitet und so in den Alltag der Menschen/Kinder integriert, dass es teilw. seltsam anmutet, wie weit weg die Lehrpersonen vom Einsatz dieser Medien sind – v.a. wenn es um Unterricht geht. Es scheint, als würde Anstrengung vollzogen, diese Medien draußen zu halten.

    Meiner Meinung nach ist hier eine Veränderung auf einer noch grundsätzlicheren Ebene notwendig: welches Bild von einem Unterrichtstag haben die Lehrer/innen, die Schüler/innen und die Gesellschaft denn im Kopf?
    Offensichtlich ist es nach wie vor ein Ideal, dass Lehrer/innen im Frontalunterricht Schüler/innen den Lehrstoff ‚mitteilen‘, den Stoff dann abprüfen und so die Schüler/innen bewerten und beurteilen.
    Mit diesen Rollenbildern im Kopf ergeben sich für mich als Lehrer folgerichtig eine Menge an Fragen bez. neuen Medien: Wozu brauche ich neue Medien? Und wie viel Medieneinsatz ist in welchem Alter sinnvoll? Und was ist didaktisch wertvoll? Und welches App ist geeigneter? Und … (Anmerkung: in Deutschland ist der Anteil an Frontalunterricht im Verhältnis zur Unterrichtszeit ausgesprochen hoch – im Vergleich zu den OECD-Staaten). Der Lehrer prüft und beurteilt den Schüler: dadurch ist der Schüler vom Lehrer abhängig und an dessen Denke gebunden – es geht systemisch nicht mehr um Lernen und Wissen an sich, sondern um die Replikation des Lehrerwissen – was heute, wie einige bereits ahnen, etwas kurz greift, wo viel mehr an Wissen frei, zeit- und ortsunabhängig zur Verfügung steht.
    Mit den tradierten System- und Rollenbildern im Kopf ergeben sich folgerichtig auch schon die Antworten auf all die gestellten Fragen: „Wozu sollte ich in meinem Unterricht Computer brauchen? Ich unterrichte nach Lehrplan was die Kinder wissen müssen, dann prüfe ich das ab und wenn sie es können, haben sie brav gelernt und verstanden, wenn nicht, sind sie zu dumm oder zu faul.“

    Meiner Meinung stellt sich das Selbstbild des Lehrers (die Lehrerzentriertheit, die durch Schulstruktur, Schüler und Gesellschaft allgemein gestützt wird) jedem Wandel im Schulsystem (auch dem Einzug der Schülerwirklichkeit bez. des Medieneinsatzes) entgegen. Ist jedoch der Schüler für sein Lernen selbst verantwortlich und kann unabhängig vom Vortrag (von der inhaltlichen Belehrung) des Lehrers lernen, stellen sich diese Fragen gar nicht mehr (hin zur schülerzentrierten Schule).

    Ein Podiumsdiskussion zu diesem Thema ist meiner Meinung nach vertane Zeit, wenn nicht die darunterliegenden Vorstellungen von „Schule“ und „Unterricht“ geklärt sind.

  66. Für mich besteht das ganze Leben aus einzelnen Projekten. Darum sollte man Projektarbeit in Schulen vorantreiben. Schwierige Lerninhalte mit Videoclips auf Internet Blogs posten wäre sinnvoll. Oftmals wird in Schulen auf Datenschutz verwiesen und sofort knicken Lehrer ein. Dabei lernt man am meisten über Fehler.

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