Flipped Classroom: Frequently Asked Questions

Veröffentlicht: Mittwoch, Juni 3, 2015 in Uncategorized

Einige Fragen werden mir öfters zum Flipped Classroom gestellt:

  • Wie sieht es mit Wirksamkeitsstudien aus?
  • Wie geht man mit großen Gruppen in der Präsenzveranstaltung um?
  • Und was macht man, wenn sich keiner auf die Präsenzsitzung vorbereitet hat?

Ähnliche Fragen haben auch die Teilnehmer_innen eines Kurses von Axel Blessing (PH Schwäbisch Gmünd) gestellt. Daher haben wir uns gestern, als wir so gemütlich beisammen saßen und nix anderes zu tun hatten :-), dazu entschlossen, ein paar Antworten aufzuzeichnen:

Gerne darf hier natürlich wieder diskutiert werden!

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Kommentare
  1. Marco Bakera sagt:

    Danke für den Überblick zur Wirksamkeit von flipped
    classroom. Schade, dass es keine signifikante Verbesserung durch
    die Methode gibt. Vielen Dank auch für die Tipps gegen eine träge
    Vorbereitung. Die Murmelphase und die Fragenpriorisierung
    gefallen mir gut. Das werde ich auch mal testen.

    Mir haben auch Quizzes als Kontrolle bzw. das Übernehmen eines im
    Video entwickelten Tafelbildes gefallen.

  2. dunkelmunkel sagt:

    @Marco Bakera „Schade, dass es keine signifikante Verbesserung durch
    die Methode gibt.“ – Einige stellen dies fest, andere berichten eine Verbesserung. Das Problem: diese Berichte halten keinen wissenschaftlichen Qualitätsüberprüfungen stand. Nichtsdestotrotz kann man nicht sagen „es gibt keine Verbesserung“, sondern höchstens „einige stellen eine Verbesserung fest, aber wer weiß, ob das an der Methode liegt“. ;-))

  3. Julian Hundt sagt:

    Vielen Dank vorab an Christian, dass du diese Diskussion angestoßen hast!
    Bei diesem Thema sind wohl doch mehr als 140 Zeichen als auf Twitter nötig 😉

    Oftmals steht bei Wirksamkeitsstudien ein kognitiver Lernbereich im Fokus, möglicherweise auch, weil er einfacher zu erheben ist. Andererseits könnten sich auch durch Einsatz der Methode motivationale Bedingungen verändern.

    Zudem kommt die Methode Studenten entgegen, die zeitlich „eng eingebunden“ sind. Ich denke an Eltern, oder diejenigen, die Pflegefälle betreuen oder beruflich eingebunden sind.
    Flipped Classroom kommt diesen Studenten besonders entgegen, ohne die „Normal“-Studenten zu benachteiligen.

    In dem Kontext fällt mir das Quadranten-Modell von „Ken-Wilber“ in Bezug auf Bildungsfragen ein. https://www.youtube.com/watch?v=dnftZiBjPDs&feature=player_detailpage#t=4386

    Die Einführung der Methode bedeutet damit eine Veränderung des funktionalen Passens (interobjektiver Bereich), in dem er veränderte Lebens (und Lehr-/Lern-)Bedingungen reagiert.

    Es sind also insgesamt drei Bereiche von Bedeutung:
    Objektiv: Hat die Methode einen Mehrwert im Hinblick auf die Verbesserung des Lernens?
    Subjektiv: Macht die Methode Spaß? (Motivationale, volitionale Bedingungen)
    Interobjektiv: Ist die Methode funktionell passend?

    Möglicherweise hat sie auch Einfluss im intersubjektiven Bereich: Ist die Methode kulturell passend?Wegen der Digitalisierung, die beinahe alle Lebensbereiche durchzieht, kann man diese Frage auch bejahen.

    Zu den anderen Fragen kann ich weniger beitragen, da ich hier keine Erfahrung bei der Durchführung von Hochschulveranstaltungen habe.

    Reicht es nicht im Rahmen einer universitären Ausbildung darauf hinzuweisen, dass es für den Lernerfolg notwendig ist, sich mit den Inhalten zwingend auseinanderzusetzen. Wenn die Studenten dem nicht nachkommen, müssen sie die Erfahrung (dass sie wenig / weniger) lernen machen dürfen!

    Viele Grüße!

  4. jhandke sagt:

    Im Prinzip habe ich zu den meisten der Fragen in meinem neuen Buch „Handbuch Hochschullehre Digital“ ab. S. 102 schon Stellung genommen (http://amzn.to/1Q49l0T):

    – Wirksamkeitsstudien (Pierce, 2013; Handke, 2015)
    – Mastery Learning
    – Formative Assessments
    – Audience Response Systems (ASR)

    Und dann natürlich eine der 4 zentralen Thesen in diesem Buch:

    „Learning is not just Video!“

    Mit Videos allein, das habe ich mehrfach publiziert und einem einfachen Classroom Flip sind die Effekte gering. Erst durch ausgefeilte Zusatzkomponenten, wie z.B. formative E-Assessments nach Phase I, die weitreichende Digitalisierung der für die Übungsphase benötigten Zusatzmaterialien und – das wird immer vergessen – mit einer speziellen Plattform werden (teil)invertierte Modelle erfolgreich. Mit ILIAS, Moodle etc. kommt man da nicht weiter, hier fehlen völlig die administrativen Prozeduren, die z.B. MOOC-Plattformen haben. Ein Beispiel: Lehrende müssen jederzeit vor jeder Präsenzphase einen präzisen Überblick über den Mastery-Level der Studierenden haben, um die formativen Effekte für die Präsenzphase zur Geltung zu bringen.

    ASR-Systeme, die wir zur vertiefenden Fragestellung zu Beginn jeder Präsenzphase einsetzen sind zwar hilfreich, können aber nicht mehr für die Vorbereitung der Präsenzphase sondern nur für spontane formative Effekte genutzt werden (https://youtu.be/vMO-tr_6mpM)

    In der Marburger Anglistik/Linguistik praktizieren wir dieses mittlerweile preisgekrönte „Inverted Classroom Mastery Model“ mit den genannten Bestandteil seit 2011 in zahlreichen Lehrveranstaltungen von der Studieneingangsphase bis hin zum Examen (und auch in unseren MOOCs) mit großem Erfolg. Jeder Kurs wurde und wird evaluiert, Behaltensleistungen wurden über 5 Semester überprüft (siehe auch ICM-Tagungsband 2013, 2014 und demnächst 2015).

    Schade, dass unser mittlerweile weltweit (auch an amerikanischen Unis) genutztes Modell in den Videos überhaupt nicht vorkommt.

    Plattformen:
    – Die Digitale Komponente: http://www.linguistics-online.com (11.000 Benutzer)
    – Video-Kanal: http://www.youtube.com/linguisticsmarburg (18.000 Abonnenten)

    – Unser Modell im Fernsehen: (HR, Mai 2015): http://bit.ly/1AlZu4N

  5. Frank Vohle sagt:

    Lieber Christian, toll, danke dir, alles was gesagt werden muss! Werde die Videos für die Weiterbildung von TrainerInnen nutzen :-). Frank

  6. Hey Christian,

    ich habe deinen Beitrag gesehn auf YouTube.
    Viele Dozenten bei uns versuchen sich auch an diese Methode ran zuarbeiten scheitern allerdings oft an denen von dir angesprochenen Punkten.
    Eine Methode möchte ich dir jedoch kurz schildern, die mich persönlich sehr angesprochen hat:

    Im Rahmen eines Seminars (du musst wissen, dass wir und in einer Geisteswissenschaft bewegen) wurden wir von unsere Dozentin aufgefordert mehrere Texte zu verfassen. An der FH Köln arbeiten wir mit dem e-lerning Illias. Dort war die Aufgabe: „Stellen Sie ihre Beobachtungen, das rezensierte Video dort als Text hinein.
    2. Aufgabe: Lesen mindestens 3 Beiträge ihrer Kommilitonen und kommentieren sie davon mindestens einen.
    Um die „Motivation zu steigern wurde für beides eine feste Frist gesetzt.

    Nach diesen Aufgaben gab es keinerlei Veranstaltungen mehr, jedoch hat sich jeder Student mit Literatur eingedeckt um seinen Beitrag zu schreiben. während die ersten Beiträge so langsam in Illias erschienen begannen auch die ersten andere Beiträge zu kommentieren und auch zu kritisieren. somit entwickelte mit kleiner komentatorischer Unterstützung der Dozentin viele verschiedene Diskussionen, die bei jedem einzelnen das aneignen von Wissen verstärkten. Es entstanden neue Gedanken, es wurde Wissen von Studen an Studenten vermittelt und durch die Dozentin in der Diskussion angeregt.

    Es bedurfte in einem Semester insg. nur 3 Veranstaltungen, um sich „in echt“ zu treffen.
    Die komplette Kommunikation und auch das gegenseitige anregen, motivieren seine Gedanken und Texte nochmal unter anderen Gesichtspunkten zu betrachten, verlief ausschließlich über die digitale Plattform Illias.
    Aus meinem Verständnis von Wissen aneignen (dem Aufnehmen von Informationen und dieser Kritisch zu betrachten, in einer Diskussion mit den eigenen Gedanken weiter zu entwickeln und wiederum zu reflektieren) konnte mir persönlich diese Methode mehr geben, als ein formales Lernen und vielleicht auch als die flipped classroom Methode.

    Ich weiss dass diese didaktische Methode nicht immer und bei jedem Thema angeregt werden kann, aber gerade in einer Geisteswissenschaft oder auch bei Fragen von eigenem Gedankengut, ist diese Methode m.E. unschlagbar mit einem hohen Mehrwert, der die Reflektion der eigenen Gedanken verstärkt und somit zu neuen Gedanken anregt.
    Vielleicht kann man sie aber auch in der Mathematik anwenden 😉

    „Wirkliches Neuland […] kann wohl nur gewonnen werden, wenn man an einer entscheidenden Stelle bereit ist, den Grund zu verlassen, auf dem die bisherige Wissenschaft ruht, und gewissermaßen ins Leere springt“ (Heisenberg, 1901-1976)

  7. […] via Flipped Classroom: Frequently Asked Questions […]

  8. […] begegnet: Seine Vorlesung kann soll man sich auf Youtube ansehen – in der Uni selbst werden dann Fragen besprochen und Gelerntes angewandt. Eine Umsetzung an Schulen findet hier und da statt. Auch meine […]

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