Wie macht man sich kaputt? Hier ein paar Tipps:
- Begeistere dich für alles.
- Nimm alles ernst. Sei hunderprozentig gewissenhaft und immer und überall perfektionistisch.
- Versuche alles termingerecht zu erledigen.
- Und entscheidend ist: Wenn du das alles nicht schaffst, dann denke, dass du noch effizienter arbeiten musst. Mach dir darüber Gedanken, wie du deine Ineffizienz los wirst.
Heute habe ich mich mit einem Kollegen über genau dieses Problem unterhalten, und es ist nicht das erste Mal, dass ich mit Kollegen darüber spreche. Mir scheint es, als sei es kein seltenes Phänomen im Wissenschaftsbetrieb. Man hat unglaublich viele Dinge zu erledigen, in der Lehre, in der Forschung, in der Selbstverwaltung und Organisation. So viele Dinge, dass man das eigentlich gar nicht alles schaffen kann. Und wenn man dann etwas nicht schafft, dann überlegt man sich, wie man sich organisieren kann, dass man noch effizienter arbeitet und noch mehr in derselben Zeit schafft. Oder noch besser: in weniger Zeit, damit man auch noch Freizeit hat. Die bleibt allerdings oft auf der Strecke.
Ich möchte ein kurzes Plädoyer für die Ineffizienz abgeben. Ich denke, wir alle haben ein Recht darauf, (in gewissem Maße) ineffizient zu sein. Sich ein Recht auf Ineffizienz heraus nehmen bedeutet: Nicht mehr vollends „einfach nur“ funktionieren, das System ein Stück weit aushebeln, die Macht über das eigene Selbst wiedererlangen.
Das Gehirn arbeitet nicht ununterbrochen auf Hochtouren. Es braucht Pausen. Diese Pausen dienen dem Lernen. Das heißt: Pausen machen bedeutet, dem Gehirn Zeit lassen, Dinge zu verarbeiten. Letztlich hat Ineffizienz Bildungswert. Wenn wir ununterbrochen fremdbestimmt funktionieren und wie Getriebene agieren, haben wir keine Zeit, uns zu bilden – im eigentlichen Sinn des Wortes. Wo bleibt Zeit für die persönliche, selbstbestimmte Weiterentwicklung? Ist diese Weiterentwicklung nicht enorm wichtig für Tätigkeiten wie Lehren und Forschen?
Und wenn man mal von den persönlichen Konsequenzen absieht: Tut das alles der Wissenschaft gut? Sind lauter getriebene, gehetzte Wissenschaftler dem Fortkommen der Wissenschaft dienlich? Sind wir denn wirklich effizient, wenn der Motor des Wissenschaftsbetriebs permanent auf Hochtouren läuft?
Letztlich bleibt nur folgende Strategie: Begeistere dich für die wesentlichen Dinge, und mache die unwichtigen Dinge einfach nicht gut. Ein hartes Los für einen Perfektionisten, aber ein notwendiger Schritt für jemanden, der wieder ideenreich und schöpferisch sein will.