Die umgedrehte Mathematikvorlesung II

Veröffentlicht: Mittwoch, Oktober 19, 2011 in Vorlesungsaufzeichnung
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Als ich in Maputo das Konzept der umgedrehten Mathematikvorlesung vorstellte, meinte ein Zuhörer dazu (sinngemäß): „Wenn man die Videos einmal aufzeichnet und sie dann immer wieder einsetzt, dann legt man sich ja inhaltlich auf seine Lehre fest. Lehre ist doch aber etwas, das im Fluss ist. Lehre entwickelt sich weiter, von Semester zu Semester. Ist der inverted classroom nicht zu statisch?“ Ein berechtigter Einwand, wie ich finde. Antworten würde ich darauf folgendes:

  • Die Videos sind zwar in diesem Sinne statisch, aber nicht die eigentliche Plenumssitzung, die man jedes Semester anders gestalten kann. Videos sind ein Input-Medium, ähnlich wie ein Lehrbuch. Man nimmt ja auch in klassischen Vorlesungen nicht jedes Semester ein neues Lehrbuch, sondern man kommentiert es entsprechend in den Vorlesungen oder führt neuere Entwicklungen an. Ähnlich würde ich die Verwendung von Vorlesungsvideos im Rahmen des inverted classroom sehen: Einmal aufgezeichnet, kann man sie in Folgesemestern in unterschiedlichen Kontexten verwenden, neue Aufgaben stellen, bezüglich bestimmter Aspekte kommentieren usw.
  • Die aufgezeichneten Videos können eingesetzt werden, müssen aber nicht. Anders gesagt: Wenn ich denke, dass ein Video gut als Input für die nächste Sitzung dient, dann nehme ich es, ansonsten nicht. Wenn sich die Inhalte der Vorlesung ändern, dann muss ich später eben wieder „zwischendurch einmal“ eine „richtige“ Vorlesung halten, aufzeichnen und ins Netz stellen. Ab diesem Zeitpunkt habe ich dann das Video wieder für die Folgesemester zur Verfügung. Genau dies geschieht gerade in diesem Semester in meiner Veranstaltung: Mit dem Umstieg auf die neue Prüfungsordnungen im Lehramt hat sich der inhaltliche Fokus der Einführungsveranstaltung verschoben. Das heißt: Ich kann nicht alle alten Videos verwenden, und ich muss neue Teile einfügen. Ich werde somit im Laufe des Semesters wieder ein paar Videos aufzeichnen (Danke an Maike Fischer, die diesen Job übernommen hat!).

Ein erstes, neues Video gibt es schon. Thema: „Die Wissenschaft Mathematik. Oder: Warum sind Mathematiker eigentlich so hässlich?“

 

Kommentare
  1. apanat sagt:

    „Ich werde somit im Laufe des Semesters wieder ein paar Videos aufzeichnen (Danke an Maike Fischer, die diesen Job übernommen hat!).“
    Erinnert mich an meine Studienzeiten, wo es von Einführungsveranstaltungen hieß: „Professor Killy durch Assistenten“ Der Professor tauchte folgerichtig nie auf. Er hatte ja schon durch den Assistenten gelehrt.
    Hoffentlich habe ich jetzt für das nächste Mal ein Lob frei. 😉

    Übrigens sollte ich gestehn, dass ich als Lehrer lange ganz unreflektiert Sätze formuliert habe wie: „Ich habe leider keine Zeit, ich muss nächste Woche drei Arbeiten schreiben und habe noch keine einzige entworfen.“

  2. cspannagel sagt:

    @apanat Okay, ich habe ein „lassen“ vergessen. Sorry. 🙂 Du hast ein Lob gut. 🙂

  3. […] Kommentare « Die umgedrehte Mathematikvorlesung II […]

  4. Klaus Steitz sagt:

    Für alle, die über das Thema „Inverted Classroom“ (ICM) hier landen, sei auf die erste deutschsprachige Konferenz zu diesem Thema verwiesen, am 14. und 15.2.2012 an der Uni Marburg.

    http://twitter.com/#!/elcblog/status/137208165694574592

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