Luft ablassen

Veröffentlicht: Freitag, März 25, 2011 in Teaching

Ich muss mal kurz Luft ablassen über etwas, das mich heute aufgeregt hat.

Studierende beklagen sich oft, dass sie zu wenig Feedback zu ihren Arbeiten und Texten bekommen. Ich kann mir das gut vorstellen, denn in dem ganzen Prüfungsmarathon, den wir hinlegen, hat man als Dozent kaum Zeit, fundiert Feedback zu geben. Ich nehme mir die Zeit und gebe immer detailliert Rückmeldung zu Hausarbeiten. Ich finde es wichtig, nicht nur eine Note oder ein „bestanden“ zu erteilen, sondern informatives Feedback zu geben. Die Studierenden sollen schließlich lernen, wie man es richtig macht. Und damit sie es auch tatsächlich lernen und sich mein Feedback auch „lohnt“, erwarte ich, dass sie den Text gemäß meiner Kommentare überarbeiten. Ich finde, das ist eine gute Sache: Ich nehme mir die Zeit und gebe ausreichend Feedback, und die Studierenden nehmen sich die Zeit und verbessern ihren Text.

Kurz beschrieben, wie ich Feedback gebe: Ich lasse mir die Hausarbeiten als Word-Datei geben. Ich lese den Text am Computer und verbessere/kommentiere gleich. Das heißt: Wenn mir auffällt, dass irgendwo ein Komma fehlt, dann setze ich es einfach. Muss ich das mehrmals machen, dann schreibe ich beim vierten oder fünften Mal in einen Word-Kommentar, dass bitte die Kommasetzung nochmal komplett überarbeitet werden muss (und ggf. erwähne ich nochmal, dass eingeschobene Relativsätze von Kommata umgeben sind). Oder: Wenn inhaltlich etwas nicht stimmt oder fehlt, dann schreibe ich an die entsprechende Stelle einen längeren Kommentar in Word.

Natürlich mache ich mir auch die Mühe, die verbesserten Texte mit meinen Kommentaren von damals abzugleichen, um zu schauen, wie sie umgesetzt worden sind, und um gegebenenfalls nochmal Rückmeldung zu geben. Ich finde, ich investiere hier schon ordentlich. Und deswegen regt mich auch auf, was heute passiert ist: Heute war die Deadline für eine Gruppe von Studierenden für die Verbesserung ihrer Texte. Heute nachmittag hatte ich gerade mal die Hälfte der Texte (was kein Problem ist, heute ist ja Deadline). Ich habe den Studierenden nochmals eine Erinnerungsmail geschickt. Dann kamen fast alle anderen Texte heute abend. (Ich hätte natürlich auch ein Auge zugedrückt, wenn Studierende gemailt hätten, dass sie es vergessen haben oder zu viel zu tun hatten, und dann hätte ich auch Aufschub gegeben. Ich habe dieses Mal auch spät mit der Korrektur angefangen.)

Jetzt der Hammer: In einigen Texten wurde kaum etwas von dem umgesetzt, was ich als Kommentar hingeschrieben hatte. Ich hatte beispielsweise bei einer Studentin gefordert, dass sie ein Kapitel nochmal komplett überarbeiten soll. In der „verbesserten“ Fassung war das Kapitel unverändert. Bei einer anderen Studentin, die heute spät geschickt hat, hatte ich einen Kommentar in den Text eingefügt, in dem stand, dass sie bitte noch Literatur hinzufügen soll. Das hat sie nicht gemacht, stattdessen hat sie in einem Kommentar geantwortet, dass sie keine gefunden hat, und ob ich einen Tipp hätte. Das mach ich ja prinzipiell, aber nicht am Abgabetag! Wie hätte sie denn die Literatur besorgen, lesen und einarbeiten sollen? Ich werde die Vermutung nicht los, dass einige Studierende den Text heute noch „schnell, schnell“ überarbeitet haben, um ihrer Pflicht genüge zu tun.

Wieso mache ich das? Weshalb investiere ich viel Zeit für die Rückmeldungen?

Ich mache es für diejenigen 10 %, die es ernst nehmen.

Kommentare
  1. ThS01 sagt:

    Moin Christian,

    vorweg mal eine Frage, kennen Deine Studentinnen und Studenten Deine Leistungsanforderungen und die damit verbundenen Konsequenzen bei nicht Einhaltung?

    Gruß

    Thorsten

  2. Lisa Rosa sagt:

    Du solltest mal Gunter Dueck lesen. Seine Unterscheidung zwischen 2+ und 4- Modus und dem Exzellenz-Modus. Und warum die Bildungssysteme eben den 4- Modus als Hauptmodus produzieren. Diese Haltung ist davon gekennzeichnet, dass der Bildunsanstaltsinsasse versucht, mit möglichst wenig Aufwand durchzukommen.
    Nicht verwechseln mit Einzelpersonen. Es gibt sie eben auch, die 10 %, von denen du sprichst. Aber das System produziert mehrheitlich die anderen. Das persuasive design unserer Bildungssysteme legt den 4- Modus für die Mehrheit nahe.

  3. cspannagel sagt:

    In diesem konkreten Fall gibt es keine echten Konsequenzen. Ich bin davon ausgegangen, dass das Feedback und die Überarbeitung an sich als Wert angesehen wird.

    Anders herum gesagt: Wenn ich kein Feedback gegeben hätte, wäre das ein Kritikpunkt von seiten der Studierenden gewesen („Die Dozenten lesen ja die Texte gar nicht.“). Ich habe den Eindruck, dass oft von den Dozenten gefordert wird, dass man aber nicht bereit ist, selbst zu geben. Aber das wäre im Lernprozess ja gerade das Wesentliche!

  4. Herr Larbig sagt:

    Das werden doch mal Lehrer und Lehrerinnen. Die zeigen noch immer Schülerverhalten. Und wie so oft werden sie später von ihren Schülern einfordern, was sie selbst nicht zu leisten bereit sind. – Oder aber sie kapieren, wie es laufen kann, weil sie sich ihres Unidozenten erinnern, der ihnen in seiner Vorbildlichkeit dann nachgelagert zum Vorbild wird. In diesem Fall stiege die Erfolgsquote dann noch.

  5. Nur so und vielleicht nicht einmal richtig zum Thema: in den 45 Jahren, in denen ich als Lehrender tätig war, habe ich tatsächlich zweimal Gruppen erwischt, die ich problemlos als Vollidioten bezeichnen kann. Einmal an der Uni, einmal an der Schule. An der Uni waren wir eine ganze Mannschaft (ich + Trainer + Tutoren), die diese Gruppe betreute und egal was wir an Zeit und Kreativität inverstierten, sie wollten nichts machen und ließen sich auf keinen Vorschlag ein. An der Schule war es eine Gruppe von Schülern, die sich schüchtern bis autistisch verhielten. Ich setzte meine ganze Kräfte ein, auch viel Zuwendung, da half nichts.
    Damit möchte ich zum Ausdruck bringen, dass man tatsächlich nicht davon ausgehen kann, dass man jede Gruppe einmal doch durch Einsatz und Verständnis gewinnt. Manchen geht es einfach nicht.
    Aber dein Fall liegt womöglich ganz anders!

  6. cspannagel sagt:

    @Lisa Ja, da magst du Recht haben. Genau wegen dieser Einzelpersonen mach ich es ja auch weiterhin. Dadurch rentiert sich der Aufwand irgendwie trotzdem…

  7. gedankengang sagt:

    Hi Christian,

    wenn es wirklcih nur 10%, sind dann stimmt mich das traurig

  8. Daniel S sagt:

    Den Frust kann ich verstehen. Leider läuft das oft so im Studium. Für die 10% lohnt sich das natürlich enorm. Aber es wird immer Studenten geben, die das nicht so ernst nehmen. Sie werden aber auch dahingehend konditioniert.. Mir ist es sogar passiert, dass ich beim Abholen der Hausarbeit feststellen musste, dass die druckfrischen Seiten noch immer „zusammenklebten“ und nur das Inhaltsverzeichnis und die Literaturliste überflogen wurden. Da wundert es mich nicht, dass sich eine derartige Einstellung entwickelt. Ihr Einsatz und das Feedback hingegen sind natürlich hoch lobenswert, aber leider eher die Ausnahme. Auch nicht ordentliche Arbeit wurde oft nicht wirklich kritisiert und es erfolgt zu oft keine Konsequenz.
    Meine Meinung ist also, dass wenn die Spielregeln bekannt waren, durchaus ein „Rüffel“ nicht schaden würde.
    Spätestens bei der wissenschaftlichen Hausarbeit oder später im Referendariat rächt sich die schlechte Arbeitseinstellung. Da wird sie nämlich nicht mehr toleriert.
    Also Kopf hoch! Feedback ist einfach zu wichtig, auch wenn es nicht alle nutzen.

  9. Adi Kreft sagt:

    Komisch.
    Ich dachte, daß jeder Mensch, wenn er/sie einen Sinn hinter dem angebotenen Lernstoff sieht, gerne lernt.

    Von Kindheit an….

    Irgendetwas läuft in unserer Gesellschaft schief – wenn die natürlichen Instinkte des Lernens eingetauscht werden mit einer Welt, die eine künstlich erzeugte Dringlichkeit erzeugen soll…….

  10. Oliver Tacke sagt:

    Ich kenne das. Ich handhabe das ebenso (siehe auch http://de.wikiversity.org/wiki/Benutzer:O.tacke/Gedanken_zur_Lehre#Betreuung_von_Arbeiten) und stelle mitunter fest, dass manche Hinweise nicht beachtet wurden. Das ist zwar ärgerlich, manchmal fühlt man sich persönlich getroffen, weil dem eigenen Engagement keine Wertschätzung entgegengebracht wird. Andererseits hast du dadurch kaum Mehrarbeit gegenüber einer Durchsicht nach Abgabe, denn wenn nichts verändert wurde, hast du die Kommentare ja schon fertig.
    Habe aber immer auch Studis dabei, die sehr dankbar sind für die Kommentare und richtig damit arbeiten. In Prozentsätzen könnte ich das allerdings nicht gießen.

  11. ThS01 sagt:

    Ich denke einerseits kann ich Jean-Pol Recht geben, es gibt Lerngruppen, bei denen alles gute Reden nichts nützt. Da steht man auf verlorenen Posten…
    Mir fällt da aber noch ein ähnlich gelagertes Problem ein. Ich hatte in einer Klasse mir Feedback von meinen Schülern geben lassen. Sie schrieben mir dass ich für mehr Ruhe in der Klasse sorgen sollte. Ich fand diesen Punkt zuerst sehr amüsant, da meine Schüler von mir verlangten, dafür zu sorgen, dass sie ruhiger sein sollten. Nun verstehe ich es etwas anders. Die Schüler verlangen von mir, dass ich ihnen sage, „wohin die Reise geht.“ Es wird einfach erwartet, dass einer den Ton angibt. Ich glaube es ist ein ganz normales Gruppenverhalten.
    Seltsam finde ein solches Gruppenverhalten bei Studenten. Da gibt es aber noch andere Faktoren. Z.B. interessiert mich der Lernstoff? Wenn ja, dann arbeite ich freiwillig mit (das sind dann die 10%, die Du erreichst) oder brauche ich den Lernstoff (bzw. den Schein)? Dann muss ordentlich „extrinsisch“ nachgeholfen werden (erst nacharbeiten, vorlegen und wenn alles ok ist, dann gibt es den Schein).
    Aber wie Jean-Pol es auch geschrieben hat: „Aber dein Fall liegt womöglich ganz anders!“…

  12. Tom sagt:

    Ich wollte spontan schreiben: „Hej, das ist wie bei mir in der Schule – Deutschunterricht 8.-10. Klasse.“

    Danach dann der Gedanke: 10%…guter Schnitt.

    Wenn ich weiter nachdenke, was ich dir und deinem ja im mindesten schulde ;), würde ich es als Deutschlehrer schon auch der Schreiberziehung anlasten. Das Überarbeiten von eigenen Texten hat doch bis zum Abitur keine Tradition bzw. keinen Wert, denn benotetes Schreiben heißt ja auch nur „zeitlich begrenzt und in einem Zug“ = in einer Klausur zu schreiben.
    Die Fähigkeit, Distanz zum eigenen Text aufzubauen als wichtige Voraussetzung für eine Überarbeitung, bleibt untrainiert.

    Oder noch ganz einfacher: wenn es doch eh nur um „bestanden“ oder nicht geht…ist eben auch der Reiz gering, besser zu werden – denn was ist besser als bestanden?

    PS: Ich würde mich schämen, wenn ich bei so etwas ertappt worden wäre.

  13. […] Anlass für diesen Beitrag ist der Blogartikel „Luft ablassen“von Christian Spannagel. […]

  14. rabele sagt:

    Gruß von den 90% 🙂
    dein Artikel und die Kommentare haben mich zusammen mit ein paar Erlebnissen der letzten Woche zum Nachdenken gebracht. Meine Erkenntnis in Kurz:
    Ohne Motivation überarbeitet niemand seine Texte. Zuviel Aufwand für zu wenig Nutzen.
    1. Dreh den Spieß um. Biete es als besonderes Angebot an, dass auch jeder ausschlagen darf. Solange die Person vorher Bescheid sagt, da es ja auch für dich Aufwand bedeutet. (Ziel: Veränderung der Motivation). Dadurch ärgerst du dich weniger und alle retten geht nun mal nicht.
    2. So blöd es klingt: Stell fest, ob die SuS wissen, wie man Texte überarbeitet (vgl. Tom)Wenn nicht gibt es bestimmt auch bei euch eine Schreibberatung.(Ziel: Lernen mit seinen Texten kritisch umzugehen)
    3. Hoffnung nicht aufgeben!!! Manche lernen es erst später (*mich zaghaft meldend*) und haben im Nachhinein etwas davon, wie Herr Larbig bereits erwähnte.

  15. Christian – ich mache das schätzungsweise für 5%. Ich habe das gleiche Problem – EXAKT das gleiche. Und mein Ärger ist mitunter groß – sehr groß. Am liebsten würde ich dann zu jedem einzeln gehen und mal kräftig schütteln. Lass uns doch mal gemeinsam nachdenken, was man da tun kann. Das ist ein riesiges Problem (so lange es mich noch aggressiv macht, ist es ja nicht so schlimm; wenn es mich aber resignieren lässt, wird es problematisch).

    Gabi

  16. @gedankengang Es sind gefühlte 10%… Vergiss die Prozentzahl, keine Ahnung, wie viele es sind. It depends.

    @Tom Genau! Die Deutschlehrer sind schuld! 🙂 🙂
    http://tinyurl.com/co9bax

    Nur bestanden oder nicht ist zu wenig Reiz…. ja, das stimmt… aber wollen wir nicht die Studierenden dazu bringen, zu erkennen, dass sich Lernen an sich schon lohnt… also, ohne Note… wäre das nicht eine tolle Situation, um den Wert informativen Feedbacks zu erkennen…

    … ich hadere mal wieder am Konflikt zwischen formaler Lernsituation und Ansprüchen informellen Lernens… das kommt auch gut in rabeles Blog-Antwortbeitrag raus, auf den ich hier explizit verweisen möchte. Danke, @rabele – ich habe bei dir geantwortet:
    http://tinyurl.com/6l5zmso

    @Gabi Cool – lass uns einen Sandsack kaufen! 🙂 Im Ernst: Ja, lass uns überlegen, wie man es besser machen kann. Vielleicht ist rabeles Vorschlag (in ihrem Blog) ganz gut, die Studierenden selbst entscheiden zu lassen, in der Hoffnung, dass sie sich tatsächlich selbst ihr Kreuzchen setzen und dann auch bereit zur Überarbeitung sind… Sie haben sich ja selbst dazu entschieden…

  17. cspannagel sagt:

    @Oliver Du schreibst in deinem Text, dass du das Angebot machst (also genau rabeles Vorschlag folgst). Wie wird das angenommen?

  18. Hallo Christian,

    um ehrlich zu sein, halte ich wenig davon, Studierende davon zu „verschonen“ Feedback zu erhalten, denn: Diejenigen, die interessiert sind, wirst Du auch mit einem freiwilligen Angebot erreichen (und vermutlich hätten sie Feedback schon gar nicht mehr nötig). Diejenigen, die keine Lust auf das Annehmen von Feedback haben, werden von vonherein ablehnen. Was ist aber mit den Studierenden „in der Mitte“? In meinen Projektseminaren mache ich oft die Erfahrung, dass die Rückmeldungen gerade denjenigen helfen, die im Prinzip tolle Leistungen bringen können, sich aber vielleicht nicht trauen, aus sich herauszugehen, die ihre Gedanken noch nicht ausreichend „zusammen“ denken können, die das Geniale in ihrem Ansatz vor lauter Bäumen noch nicht sehen etc. Und speziell bei den Studierenden habe ich es selten erlebt, dass sie Feedback nicht annehmen wollen. Allerdings, das will ich einschränkend sagen: Durch die Organisation der Veranstaltung als problem- und/oder projektorientierte Seminare steht am Ende meist eine Abschlusspräsentation vor externen Partnern, im Falle von w.e.b.Square sogar eine studentische Tagung (Du kennst das ja ;-)). Auch habe ich den Eindruck, dass es den Studierenden bei w.e.b.Square besonders gut gelingt, das Feedback aufzunehmen, weil wir es von Beginn an in die Lehrveranstaltung integrieren und der individuell zugeschriebene „Wert“ über die Zeit deutlich wird.
    Was ich damit sagen will: Vielleicht kommt es nicht nur auf die Transparenz von Leistungsanforderungen an, sondern auch darauf, zu welchen Zeitpunkten und welchen Zwecken man Feedback in die Lehrveranstaltungen integriert. Auch scheint mir der didaktische Abschluss, wie Frey (2010) es nennt, auffällig bedeutsam. Einmal das Feedbackprozedere erlebt (ja, es ist aufwendig – für beide Seiten!), sind die Studierenden aus meiner Sicht eher bereit, es beim nächsten Mal anzunehmen und ganz oder teils auch umzusetzen.

    Liebe Grüße,

    Sandra

  19. Anja sagt:

    Ich habe soein Problem noch nie gehabt, unsere Studenten sind immer vorbildlich und… Quatsch beiseite. Ich habe mit Verpflichtungen und Freiheiten für Hausarbeiten etwas experimentiert und dabei festgestellt: Je mehr Freiheiten man gibt, desto weniger werden Angebote angenommen. Das fängt bei „formuliert doch Eure Aufgabenstellung selbst“ an und hört bei „macht bitte freiwillig im Vorfeld Termine aus“ auf. Wir hatten auch die Studenten einmal in einem Peer Review gegenseitig die Texte korrigieren lassen, hier hatten sie noch nicht einmal gegenseitig genug Respekt voreinander, die Anmerkungen der anderen Studenten einzuarbeiten. Ich überlege dann an und ab wieder, sie mehr in die Pflicht zu nehmen, finde aber, dass das mit den Anforderungen an ein selbstständiges Arbeiten nicht passt: Die Studenten können nicht lernen, sich selbst zu organisieren, wenn man sie nicht mal „aus dem Nest schubst“, und da ist die Fallhöhe in einem Seminar vielleicht niedriger als bei einer Abschlussarbeit.

    Ich werde als nächstes folgendes versuchen: Studenten paarweise unterschiedliche Aspekte des selben Grundthemas bearbeiten zu lassen. Damit sind sie vielleicht gegenseitig auch mehr in der Pflicht. Ein Kollege hat sowohl gute als auch schlechte Erfahrungen damit gemacht, ich wills mal ausprobieren.

  20. Oliver Tacke sagt:

    @Christian
    Auch das fruchtet nicht immer. Keine Ahnung, ob das so etwas wie ein „Free Rider“-Problem ist nach dem Motto: „Kostet mich ja nichts, nehme ich erst einmal mit.“ Auch mit dem Vorgehen werden Kommentare schon mal ignoriert oder, auch schon vorgekommen, einfach 1:1 in den Text eingebaut inkl. der Literaturquelle, die als Tipp dran stand, die aber natürlich nie selbst gelesen wurde. Da frage ich mich dann auch schon mal, wozu ich mir die Mühe mache. Dann ärgere ich mich auch. Aber, andererseits genügt dann als Kommentar in der finalen Fassung „siehe Vorabansicht“, so dass das Vorgehen mir selbst in diesem Falle nicht sonderlich mehr Arbeit macht und man schon daran deutlich machen kann, dass an der Arbeit ja offenbar noch etwas zu tun wäre.

    Allgemein sind die meisten aber schon dankbar, denn zumindest hier scheint so ein Angebot eher die Ausnahme zu sein. Gerade gestern waren zwei Studentinnen bei mir, die fragten, ob ich das wirklich machen würde. Hätten sie sich bei einer ihrer Seminararbeiten wohl gewünscht, weil sie ja vorher noch nie einen Text nach wissenschaftlichen Kriterien geschrieben hatten.

    Was die Motivation dahinter ist, ob nur die Note oder reiner Lernwille, weiß ich nicht. Andererseits spielt das doch eigentlich keine Rolle: Wenn jemand versucht, meine Kommentare nachzuvollziehen (einige kommen dann durchaus noch vorbei und lassen sich das näher erklären), weiter am Text arbeitet und dabei tatsächlich etwas lernt, ist doch das Ziel erreicht. Ob ich tatsächlich „messen“ kann, dass dadurch etwas gelernt wurde oder bloß „Instruktionen“ abgearbeitet, weiß ich allerdings nicht.

    Was man mit dem Vorgehen aber vielleicht auch erzeugt, ist ein „komplettes Verlassen“ auf den Betreuer. Ich weise zwar immer auch auf Literatur zum wissenschaftlichen Arbeiten hin, aber die scheint selten jemand von sich aus zu lesen. Muss noch ein Gespür dafür entwickeln, wie ich auch deutlich mache, dass man sich nicht nur auf das stützen sollte, was ich sage. Spätestens bei der Abschlussarbeit sollten die Studis ja auch zeigen, dass sie es allein draufhaben.

  21. @Sandra: Die MuK-Studierenden sind nicht in allen Punkten repräsentativ, auch nicht die Art von Veranstaltung, daher würde ich deine Erfahrungen nicht generalisieren. Daran sieht man aber eben AUCH, dass es schwer sein wird, hier „Rezepte“ zu suchen.

    Vor kurzem habe ich zu den Studierenden (mal wieder im Ärger) gesagt: „Können Sie sich eigentlich vorstellen, dass es mir NICHT egal ist, wenn Sie nichts lernen?“. Das habe ich wohl gesagt, weil ich den Eindruck habe, dass Studierende oft nicht erkennen, dass man Instruktionen und Feedback gibt, weil man ihnen etwas beibringen, weil man Ihnen ein ernst gemeintes Lernangebot machen will. Und dann frage ich mich: Woher kommt das und warum ist das so?

    Es muss ja irgendeinen Grund haben, wenn sich eine solche „Kultur“ entwickelt, und ich bin (noch) nicht gewillt anzunehmen, dass sich diese Kultur nicht ändern lässt. Ich glaube, wenn Studieredne sich nicht so recht auf das Lernen und Arbeiten an der Uni einlassen (und dann eben auch Feedback nicht annehmen, Instruktionen nur abarbeiten etc.), dann deshalb, weil sie noch nicht verstanden haben, was ihnen Wissenschaft bringt, was sie davon haben, wenn sie wissen, wie man mit wissenschaftlichen Mitteln Probleme löst, wenn man argumentieren und sich auch schriftlich präzise artikulieren kann etc. Aber WIE kann man genau das vermitteln?

    Gabi

  22. @Sandra @Anja Ja, es ist der Spagat zwischen „keinen Studenten verschonen“ und „Selbstverantwortung fördern“. Ich tendiere zur Selbstverantwortung, wohlwissend, dass man dadurch bei denjenigen, die diese Verantwortung nicht wahrnehmen wollen, auch Lernprozesse verhindert, die sehr sinnvoll wären…

    @Sandra Was ist denn der „didaktische Abschluss“?

    @Oliver Stimmt, „Instruktionen abarbeiten“, ohne diese tief zu verarbeiten, ist eine weitere Gefahr. Gerade bei denjenigen Texten, die ich jetzt vor mir liegen hatte, hatte ich genau das Gefühl. Hier müsste man tatsächlich auch didaktisch dahingehend arbeiten, dass man mit den Studierenden explizit durchspricht, wie man Texte überarbeitet, wie man mit solchen Kommentaren umgeht usw… und dann frage ich mich: Wieso muss ich das als Mathematik- und Informatikdidaktiker eigentlich machen? Wieso wird so etwas nicht an anderen Stellen im Studium gelernt? Antwort: Weil man einfach immer den ganzen Lernprozess in den Blick nehmen muss, auch als „Fachmensch“. Verhält sich ähnlich wie mit Medienbildung. Die „muss“ auch jeder machen. Nein, stopp: Das klingt alles zu negativ. Anders: Es macht einfach Spaß, auch solche Dinge mit in die eigenen Veranstaltungen zu integrieren, weil es „ganzheitlicher“ wird.

    @Gabi Man kann dies vermutlich nicht mit „klassischen Seminararbeiten“ vermitteln, weil diese keine Leserschaft haben. Es gibt keinen Grund, sich präzise auszudrücken, wenn es nur der Dozent liest. w.e.b.Square ist dahingehend eine wirklich tolle Sache, aber nicht in jedem Seminar umzusetzen. Öffentlich Texte schreiben (in einem Wiki) wäre vielleicht noch eine Idee… das hab ich mal machen lassen, aber ich kann schlecht einschätzen, ob dabei die Textqualität letztlich besser war oder nicht…

  23. Mir fällt gerade auf: Hätte es eigentlich nicht „Dampf ablassen“ heißen müssen? Man „lässt Dampf ab“, und manchmal „ist die Luft raus“, oder? 🙂

  24. Ruth sagt:

    Ich bin ‚Fernstudierende‘ und habe nicht in dem Sinne gelehrt, wie es hier beschrieben wird.
    Es klingt in den Beiträgen manchmal der Begriff ‚Respekt‘ durch.
    Und das ist es, was ich versuche meinen Kindern (Abiturientin und Studierende) zu vermitteln. Ich glaube es fehlt der Respekt vor der Arbeit des anderen (in diesem Fall des Lehrenden).
    Und dieser Respekt fehlt mir auch bei vielen Lehrern, die ich beruflich oder als Mutter erlebt habe.
    Da beisst sich die Katze in den Schwanz: keinen respektvollen Umgang gelernt (wo und durch wen auch immer), als Schüler, als Student und dann als Lehrer.

    Bei Christians Schilderung wird der Respekt gegenüber den Studierenden deutlich. Von wem habt ihr respektvollen Umgang gelernt?

    Und Studierende sind erstmal Schüler, die die Institution gewechselt haben.
    Soweit mal die Ansicht einer älteren Lernenden.

    Orthografie- und Interpunktionsfehler bitte ich zu entschuldigen.

  25. Sammelmappe sagt:

    Was du beschreibst, scheint mir nicht nur ein Problem im Bildungsbereich zu sein, sondern eher eine gesellschaftliche Zustandsbeschreibung. Von den anderen wird viel gefordert, die eigene Person navigiert sich durch flache Gewässer um mit möglichst wenig Aufwand das Optimum zu erreichen. Dabei werden die Maßstäbe für die eigene Person niedrig gesetzt, das Selbstbild ist unrealistisch.

    Das ist oft ärgerlich und manchmal ist es schade für die 10% von denen du sprichst.

  26. Oliver Tacke sagt:

    @Christian
    Der „Sinn“ des wissenschaftlichen Arbeitens für die Praxis liegt ja nicht auf der Hand. Das war mir als Student auch nicht klar, da war das für mich einfach das Verfassen von Aufsätzen nach bestimmten (formalen) Kriterien.
    Dass Arbeiten nach wissenschaftlichen Kriterien (eben nicht nur Texte schreiben) losgelöst von den Inhalten durchaus auch außerhalb der Uni Nutzen stiften kann – so wie Gabi das beschreibt –
    wird vielleicht viel zu selten

  27. cspannagel sagt:

    @Ruth „Und Studierende sind erstmal Schüler, die die Institution gewechselt haben.“ Ja, genau. Und das Problem dabei ist, dass sie schon in der Schule nicht diejenigen Verhaltensweisen (z.B. wechselseitiger respektvoller Umgang) gelernt haben. Oder anders gesagt: Ich hätte überhaupt kein Problem damit, dass Studierenden Schüler sind, die gewechselt haben, wenn sie als Schüler schon so wären, wie sie sein sollten. 🙂 Uuund, bitte nicht falsch verstehen: Ich will die Problematik nicht den Schulen in die Schuhe schieben, keinesfalls. Das ist ein gesellschaftliches und systemisches Problem. Wir müssen genauso daran arbeiten wie die Schulen, die Eltern, usw… Insofern: Zustimmung, @sammelmappe.

  28. Oliver Tacke sagt:

    Hops, die Handytastatur ist zu klein für meine Gnubbelfinger.
    […] klar im Studium. Und wenn ich nicht sehe, welchen Sinn etwas für mich hat, ist meine Motivation mitunter deutlich geringer, kennt man ja.

  29. cspannagel sagt:

    @Oliver Dein Beitrag jetzt regt mich dazu an, mal kurz die Möglichkeiten zu ordnen:

    Naheliegend wäre: Man zwingt Studierende, Texte gemäß Feedback zu überarbeiten. Vorteil: Man erwischt auch die „faulen“. Nachteil: Evtl. wird nur mechanisch abgearbeitet, ohne tiefe Verarbeitung und ohne Lernprozess. Oder es wird – wie im Blogbeitrag beschrieben – nur halbordentlich gemacht.

    Besser: Sinn stiften und Motivation fördern. Es muss deutlich werden, weshalb es sinnvoll ist, qualitativ hochwertige Texte zu schreiben, beispielsweise dadurch, dass man ein echtes Auditorium bzw. eine echte Leserschaft hat (vgl. w.e.b.Square), oder dadurch, dass die Texte öffentlich verfasst werden (z.B. in einem Wiki). Alternativ könnte ich mal ausprobieren, die Studierenden entscheiden zu lassen, ob sie Feedback haben möchten (dann fühlen sie sich autonom und haben die Entscheidung selbst getroffen). Besser ist vielleicht eine Kombi gleich von Anfang an: Die Teilnahme an dem Seminar ist nur sinnvoll, wenn die Studierenden sich von Anfang an dazu entscheiden, einen längeren Textproduktionsprozess mit Feedback-Schleifen zu durchlaufen, an dessen Ende eine echte Leserschaft steht und die Mühe auch außerhalb des Seminars und nicht nur vom Dozenten gewürdigt wird…

    Gute Texte will man doch im Wesentlichen dann schreiben, wenn man weiß, dass sie auch potenziell von anderen gelesen werden können…

  30. Oliver Tacke sagt:

    Dann steige ich mal ins Ordnen ein 🙂

    Option A würde ich schon wegen der Anekdote von Ariely (bei mir im Wiki) ausschließen: Vielleicht sind macht es dann wirklich jeder ordentlich, die Ergebnisse könnten insgesamt besser ausfallen, aber förderlich für die Selbstbestimmung ist es nicht.

    Option B klingt besser, aber ist bekanntlich deutlich aufwändiger. Jetzt wäre es allerdings komisch zu fragen: „Warum soll ich den Mehraufwand betreiben, ohne vorher den Nutzen zu kennen?“ – schließlich erwartet man das ja auch im Seminar 🙂

    Es ließen sich verschiedene Dinge ausprobieren und vielleicht auch kombinieren:

    * Produzieren für die Öffentlichkeit: Wikis, spezielle Zeitschriften – oder warum nicht mal einen besonderen Sammelband in Buchform oder gar etwas ganz anderes, vielleicht Multimediales produzieren??? Mit Medienwissenschaftlern zusammentun: sie bekommen ein Live-Projekt mit echten Inhalten, die Inhaltelieferanten bekommen die Produktion abgenommen. Vielleicht spornt das an, die Inhalte auch möglichst gut zu gestalten. Und ganz nebenbei arbeitet man schon interdisziplinär und ggf. in Teams zusammen… Interessant fand ich auch den campusemerge-Beitrag von Ralf Raths (Uni Hannover): Die Erfahrung der neuzeitlichen Schlacht: http://www.youtube.com/watch?v=-Kh8LD5rlT4 Da ist natürlich die Zielgruppe erst einmal diffus, wenn man die nicht vorher eingrenzt.
    * Einführung ins wissenschaftliche Arbeiten verpflichtend im Seminar anbieten: Seit einem Jahr habe ich eine 90-Minuten-Sitzung im Programm, bei der es aber weniger um den Formalkrams geht, sondern um eher um das „Warum“.
    * Fächerübergreifend (Lastverteilung + größeres Publikum) ganze Kurse zum wissenschaftlichen/methodischen Arbeiten allgemein anbieten, mein Kollege Björn Hobus hat das bisher immer angeboten. Teilnahme hielt sich (vermutlich wegen des freiwilligen Charakters und dem ja VORHER fehlenden Verständnis für den Sinn) in Grenzen.
    * Mehr Ideen?

  31. Tom sagt:

    Ich ergänze mal aus Deutschlehrersicht – wobei das jetzt Dinge sind, die man eben in einer Gruppe durchführt – ich weiß nicht genau, ob das Studenten so passt oder ob die sich wie Kinder behandelt fühlen würden..

    1. Nicht nur die Endarbeit als notenrelevant sehen, sondern Vorstufen einbauen:
    – Abgabe einer Gliederung / eines Exposes, aus der die grundlegenden Linien der Arbeit hervorgehen sollen (in Stichworten)
    – Formulieren des Inhalts in einem Essay, das eine begrenzte Wortanzahl hat (je nach dem 200-500 Worte)
    – Abgabe der Gesamtarbeit und Rückerhalt nach einer Woche mit der Pflicht, diese zu überarbeiten
    – alle Schritte in die Beurteilung mit einbeziehen.

    => sieht nach viel Arbeit aus, ist es aber nicht, weil man nicht in allen Stufen wirklich korrigiert, sondern oft auch nur überfliegt, bei Gliederung und Essay würde ich sogar vorgeben, dass sie handschriftlich erfolgen muss 😀

    @Anna
    => solche Schritte kann man im Studium auch immer wieder unternehmen, wobei ich grad so viel vom derzeitigen Studium weiß, dass da wohl oft die Ruhe fehlt

    2. Schreibsitzungen anbieten oder den Raum dafür
    – im DU benutze ich Schreibsitzungen, d.h. Schüler schreiben und geben ihre Texte weiter, Mitschüler bewerten nach bestimmten Vorgaben oder frei die Qualität
    – kann man an der Uni viel auch machen, viel mit anderen Medien
    => der Effekt ist doppelt: die Schüler schreiben nicht mehr nur für sich und den Lehrer, sondern wissen, dass auch der Mitschüler es liest UND sie lesen Sachen von anderen und können sich einordnen („das ist Mist, da war ich besser…das formuliert der aber gut, das merke ich mir)

    3. Die Idee mit dem öffentlichen Schreiben finde ich auch gut, die mein Vorredner anführt. Das rückt eben einen Adressaten und eben LESER wieder stärker in den Focus.

  32. m.g. sagt:

    Lieber Christian,
    Deine Suche nach Alternativen und Möglichkeiten, mit unseren Studierenden doch noch irgendwas zu erreichen in allen Ehren, wenn wir jedoch wirklich was erreichen wollen, müssen wir die Dinge beim Namen nennen:

    Mindestens 50% unserer Studierenden sind nicht studierfähig.

    Ich warte auf den ersten funktionalen Analphabeten, der die Abiturprüfungen bestanden hat.
    Ein Studienplatz an der PH wäre ihm sicher, sinnvollerweise mit Deutsch als Hauptfach.
    Die PH ist das Sammelbecken für viele, die per Dekret schlau gemacht wurden und ein Abitur abgelegt haben, das den Namen nicht verdient.
    Aber für den Lehrerberuf sollte es schon noch reichen oder?

    Grüße
    Micha

  33. hallo Christian

    vielleicht wäre eine unkonventionelle kleine intervention wie diese von nutzen:

    du erfragst so 2,3 mal pro semester die motivation als solche und visualisierst sie dann kurz, so dass alle sie sehen können.
    angefangen bei:
    zur zeit mache ich nur das nötigste um durch zu kommen, ja-nein, insgesamt max. 5 stufen.

    – ein ungewohnter, daher irritierender impuls
    – ein sprung auf die metaebene lernen lernen, ohne grosses gedöns
    – auch „nur durchkommen“ wird benannt und damit explizit für die betreffende person
    – dir kann es zur erinnerung daran dienen, deine eigenen erwartungen zu temperieren und nicht bei den rückläufen der arbeiten ins messer zu laufen 🙂

    liebe grüsse
    Jutta

  34. Hallo zusammen,

    achje, ich fürchte, ich habe etwas den Anschluss verloren 😉

    Zu den offenen Punkten von oben:

    @ Gabi: Da bin ich natürlich bei Dir, die kreativen und leistungsbereiten Studierenden im Augsburger MuK-Studiengang sind nicht mit dem Durchschnittstudierenden vergleichbar. Allerdings, und das ist mir wichtig zu sagen: Die Skepsis gegenüber umfassenden Feedbackschlaufen bzw. gegenüber dem studentischen Peer Review ist auch in dieser Gruppe der Studierenden zu Beginn recht groß. Sie wird erst im Verlauf der Seminare abgebaut, indem die Studierenden selbst merken, was ihnen die Rückmeldungen im Lernprozess für ihr eigenes Ergebnis bringen.

    @ Christian: Damit ist der bewusste Abschluss eines Projektseminars gemeint, der sich z. B. in einem öffentlich erbrachten Produkt zeigen kann.

    Liebe Grüße,

    Sandra

  35. Danke nochmals für eure Hinweise / Tipps / Anregungen!
    Das war übrigens eine richtig schöne und fruchtbare Diskussion hier – das hat Spaß gemacht! Ich glaube, ich werde diesen Beitrag als Beispiel für einen gelingenden Diskurs in Weblogs zukünftig verwenden (Haaaallo! Herr Schulmeister! :-))

  36. Oliver Tacke sagt:

    Bitte vormerken: Bin natürlich an deinen konkreten Bemühungen und Resultaten interessiert 🙂

  37. […] „Oberstes Gebot der Kommunikation in den Wissenschaften ist es, Wissen genau und unmissverständlich zu kommunizieren. Texte stellen dabei eine Art Transportmittel für Wissen dar. Das Wissen muss im Text so ´verpackt´ sein, dass es den Transport heil übersteht und vom Empfänger wieder dem Text entnommen werden kann“ (Kruse, 2010, S. 57). Dass es viel Scherben auf diesem Transport geben kann, ist mir in den letzten Tagen wieder so richtig bewusst geworden, als ich etliche Hausarbeiten von Studierenden gelesen, kommentiert und bewertet habe. Nicht bei allen, aber bei vielen dieser Arbeiten stehe ich ratlos vor einzelnen Sätzen, Abschnitten oder ganzen Kapiteln und frage mich, was wohl der eigentliche „Transportgegenstand“ war und wie es sein kann, dass ich so viele Verständnisprobleme allein auf der sprachlichen Ebene habe. Ich sitze da mitunter vor Sätzen, die ich aufschlüsseln muss wie einen lateinischen Text, erahne dann allenfalls die Botschaft, die da „verpackt“ wurde, und frage mich natürlich: Woher kommt das? Die meisten dieser Studierenden können z.B. bei mündlichen Präsentationen doch einigermaßen schlüssig formulieren, einige auch argumentieren. Die Schriftform scheint dann wie ein Katalysator für eine Entstellung dessen zu wirken, was man mitteilen möchte. Auch bei Doktoranden gibt es das bisweilen: Schachtelsätze, Nominalstil und neutrale sowie Passivkonstruktionen scheinen eine wissenschaftliche Verpackung zu signalisieren. Schlimm ist dann nur, wenn man nach dem mühevollen Auspacken erkennen muss, dass das Innere leer ist. Neben diesen Sprachproblemen, die aus meiner Sicht massiv unterschätzt werden, sind es natürlich die bekannten Hürden, über die Studierende stolpern: keine genaue Eingrenzung des Themas, zu wenig oder zu diffuse Recherche, handwerkliche Fehler beim Zitieren und Schwierigkeiten, eine klare Struktur und Argumentationslinie zu finden. Ich bemühe mich in der Regel, ausführlich Rückmeldung zu geben – immer mit dem Bewusstsein, dass dieses Feedback womöglich gar nicht gelesen, oder aber nicht verstanden, oder aber emotional abgelehnt wird (siehe zu diesem Problem auch die interessante Diskussion in Christians Blog: hier). […]

  38. Hallo Christian,

    habe lange nicht bei dir vorbeigeschaut. Heute endlich und worauf bin ich gleich gestoßen?
    „Jetzt der Hammer: In einigen Texten wurde kaum etwas von dem umgesetzt, was ich als Kommentar hingeschrieben hatte.“
    Es ist das ewige Problem: die Lernenden lesen einfach die Aufgabenstellung nicht genau, geschweige denn die Anweisungen in den Kommentaren. Je schneller, desto besser:-(
    Nur die Hoffnung nicht verlieren! Wenn sich unter den 10 eine/einer findet, die/der das macht, geht die Sonne auf;-)

    LG
    Ela

  39. […] kommt hier die Frage auf, warum ich das gerade jetzt schreibe (nachdem auch in Christians Blog hier kürzlich ein ähnlicher Beitrag für Diskussionsstoff gesorgt hat). Der aktuelle Grund: Zwei […]

  40. Birgit Lachner sagt:

    Ha … es scheint, als ob unsere Schüler, von denen wir das schon kennen, nun an der Uni angekommen sind 😉

  41. Karsten Ehms sagt:

    Aktuell assoziierte Gedanken finden sich hier:
    http://www.ehms.net/?story=4121 (Von Lernen, Verantwortung und Benotung) angestoßen durch http://teacher.twoday.net/stories/25482871/ (niemehrschule: Reifeprüfung)

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