Ein neues Jahr und die Wissenschaft

Veröffentlicht: Sonntag, Januar 9, 2011 in OeffentlicherWissenschaftler

Ich halte nichts von guten Vorsätzen für das Neue Jahr. Trotzdem kann ich mich in der Regel der Magie dieses besonderen Zeitpunkts nicht erwehren und komme an Neujahr immer ins Grübeln darüber, ob ich zufrieden mit mir bin, was ich besser machen möchte und was unbedingt geändert werden muss. Dieses Jahr hat es mich voll erwischt.

Schon seit langem stört mich die Diskrepanz zwischen Wissenschaft, wie sie sein sollte, und Wissenschaft, wie sie ist. Dies bewog mich dazu, mich mit öffentlicher Wissenschaft zu beschäftigen, mit Jean-Pol Martin und Oliver Tacke über den Paradigmenwechsel in der Wissenschaft zu diskutieren usw. Trotzdem: Ich befinde mich in gewissen Mühlen, in denen ich eigentlich nicht sein will.

Beispiel: Forschungsanträge. Von Zeit zu Zeit gibt es Ausschreibungen von Förderinstitutionen. In der Regel passen die Ausschreibungen inhaltlich nicht auf das, was man macht. Trotzdem ist man geneigt, einen Antrag zu stellen, weil: Es gibt Geld. Es gibt Mitarbeiter. All das ist wichtig. Für’s Renommee.

Für’s Renommee sind auch gut: Viele publications in peer-reviewed international journals. Ich habe den Ausdruck absichtlich in Englisch stehen lassen, weil es besser klingt. Also, renommee-technisch. Publish or perish ist etwas, darüber regen sich ja auch viele auf. Aber jeder macht’s trotzdem. Quantität zählt, denn wer viel veröffentlicht, der schafft auch viel, der ist produktiv, und der bekommt Geld. Bei Anträgen in Ausschreibungen, die nicht wirklich auf die eigenen Interessen passen. Aber Hauptsache Drittmittel.

Forschen. Was genau heißt das für einen Professor? Forschen heißt Forschungsprojekte managen. Projekte, bei denen man inhaltlich längst nicht mehr fest im Sattel sitzt. Auskennen müssen sich andere – z.B. die Doktoranden in den Projekten. Denn man selbst hat keine Zeit mehr zum Lesen.

Ach ja. Lesen. Das war noch schön, als man einen wissenschaftlichen Artikel von Anfang bis Ende gelesen hat. Wenn man erst mal in der Mühle drin ist, dann liest man nicht mehr. Man scannt. Scannen genügt auch in der Regel, zumindest für das Schreiben von Forschungsanträgen. Sooo genau muss man dabei ja nicht sein. Und: Inhaltlich arbeitet man dann schließlich später im Projekt. Hach nee, inhaltlich arbeiten die Projektmitarbeiter. Man selbst kümmert sich lieber wieder um die nächsten Forschungsprojekte.

Man hat wenig Zeit, so als Professor. Man muss neben der Lehre auch viel Selbstverwaltung, Organisatorisches usw. machen. Viele organisatorische Dinge müssen sein, und auch wenn hier der Sinn der einen oder anderen Aktivität angezweifelt werden kann, möchte ich mich darüber nicht beschweren. Hierauf hat man in der Regel keinen Einfluss. Einfluss hat man aber auf die Zeit, die einem für Forschung übrig bleibt. Hier kann man gestalten. Und trotzdem habe ich nicht den Eindruck, dass ich meine „Freiheit für Forschung“ in dieser Zeit wirklich nutze. Ich fühle mich wie ein Getriebener, der versuchen muss, Projekte an Land zu ziehen.

Muss ich das wirklich? Kann man nicht auch forschen, ohne fünf Drittmittelprojekte gleichzeitig am Laufen zu haben? Kann man nicht auch ohne Mitarbeiter forschen? Kann ich nicht diejenige Zeit, die ich zum Schreiben von Anträgen ver(sch)wende, nutzen, um selbst zu forschen? Um mich wirklich tief in neue Gebiete einzudenken? Um selbst erst einmal ordentlich zu lernen, bevor ich einen Antrag schreibe? Könnte ich nicht erst einmal wirklich interessante Forschungsfragen entwickeln, denen ich dann nachgehe (vielleicht auch in einem Projektantrag), und nicht anders herum? (Normalerweise erfindet man nämlich Forschungsfragen, die auf Projektausschreibungen passen.)

Ich habe das Gefühl, dass ich meinen Kopf nicht frei habe für neue Ideen, für neue Konzepte, für neue Fragen.

Das Jahr 2011 wird das Jahr, in dem ich meine Forschungsarbeit neu erfinde.

 

 

 

 

 

Kommentare
  1. Na, da muss ich ja direkt antworten — ich glaube es ist nicht so furchtbar, wie es bei dir klingt.

    A) Ich habe durchaus schon oft *erst* Forschungsfragen gehabt und *dann* geschaut, ob man das irgendwie finanzieren kann.

    B) Bei Ausschreibungen, die nahe an dem sind, was man sowieso macht, ist es total produktiv sich zu überlegen, was man wirklich macht und warum es förderungswürdig ist.

    C) Publish or perish ist für mich seit dem wunderbaren Beschluss der DFG, dass man nur noch 5 Artikel angeben darf, gestorben. Und der Zwang, dass man mal etwas aufschreibt und nicht nur sich alles denkt, ist durchaus sinnvoll.

    D) Lesen. Ja, ich scanne viel, und ich finde das keineswegs verwerflich. Und wenn ich es für nötig halte, dann lese ich halt im Detail. Wenn ich alles gaaaanz langsam läse, dann gäbe es keine Zeit fürs Denken.

    E) Ich habe total nicht das Gefühl, dass ich den Kopf nicht frei hätte für Neues. Im Gegenteil.

    Ich pflichte Dir aber bei, dass es sehr viele Dinge gibt, die einem Zeit rauben und die unproduktiv sind, gerade im Unibetrieb. Forschungsanträge schreiben gehört aber m.M. nach nicht dazu.

    FNY!
    Ulli

  2. gedankengang sagt:

    Für wissenschaftliche Mitarbeiter auf befristeten Stellen sind Professoren die Forschungsanträge schreiben im Wortsinne überlebenswichtig!

    Ich finde es nachvollziehbar was Du schreibst, sehe aber die Diskrepanz zwischen dem was „man“ machen will und zwischen möglichen Forschungsantägen nicht so krass wie Du.

    Auch im nichtwissenschaftlichen Bereich, so z.B. im Feld der Sozialen Arbeit werden permanent Projekte durchgeführt, die nicht immer mit den Interessen der sog. Träger einher gehen.

    Vielleicht hängt das doch mehr mit der Ökonomisierung der Bildung (swissenschaft) zusammen als uns allen lieb ist?

    Viele Grüße

    Florian

  3. cspannagel sagt:

    Hi Ulli,

    ad A) Ja, so sollte es ja auch sein. Ich habe aber den Eindruck, dass es eben oft nicht so ist. Wobei wir uns jetzt über die unterschiedlichen „ofts“ streiten könnten. 🙂

    ad B) Ja, genau.

    ad C) Stimmt, aufschreiben ist wichtig. Nur kann man das auch genauso gut in einem Weblog oder Wiki machen, hat dadurch den Vorteil, dass alles sofort online steht und auch diskutiert werden kann, aber den „Nachteil“, dass es nicht „publikationslistenwürdig“ ist.

    Hat eigentlich schon mal jemand erforscht, ob der wundersame Beschluss der DFG auch in Gesprächen von Berufungskommissionen berücksichtigt wird? Wenn nein, dann wird das mit publish and perish fröhlich weitergehen.

    ad D) Ich scanne auch viel, und ich fühle mich unwohl dabei, weil ich oft den Eindruck habe, nicht sauber genug zu arbeiten. Oberflächliches Lesen beunruhigt mich.

  4. cspannagel sagt:

    @Florian Letztlich ist es eine Frage, bis „wohin“ man noch gehen möchte, und ab wann man etwas macht, von dem man nicht mehr überzeugt ist. Der Übergang ist sicher fließend.

  5. cspannagel sagt:

    @Ulli Was heißt eigentlich FNY?

  6. W. J. S. sagt:

    Genau diesen Eindruck hatte ich beim Lesen von manchen Originalarbeiten während meiner Studienzeit. Es wird z. B. ein Detail eines bereits existierenden Modells untersucht, eine leichte Abwandlung führt dann dazu, dass ich das ganze mit meinem Namen versehen kann. Forschen um des Forschens Willen, going through the motions – ein Schema wird mit Inhalt gefüllt, darin steckt keine Leidenschaft, kein Forschungsdrang, sondern es wird etwas heruntergeleiert, das ich in der Liste meiner Veröffentlichungen aufführen kann.

    Als mir gesagt wurde, dass es durchaus üblich ist, zuerst die Untersuchung durchzuführen und erst nach der Auswertung die Hypothesen zu bilden, damit diese auch schön bestätigt werden, fühlte ich mich irgendwie wie ein Kind, das hinter einen Zaubertrick gekommen ist. Ich verstehe, dass Forschungsaufträge wichtig sind und eine gewisse Anzahl von Veröffentlichungen „sich gehören“, aber es wäre doch auch toll, wenn es mehr Forschung gäbe, die intrinsisch motiviert ist – aus reiner Neugier und Interesse daran, was dabei rauskommen könnte.

  7. […] This post was mentioned on Twitter by Alexander Florian. Alexander Florian said: lesenswert: RT @dunkelmunkel: Weblog-Artikel über meine Unzufriedenheit mit der Forschungspraxis: http://bit.ly/gsiy8P -> Viel Erfolg dabei […]

  8. cspannagel sagt:

    @W.J.S. Deinen Eindruck der Leidenschaftslosigkeit kann ich teilen. Forschen dient dem Veröffentlichen, und Veröffentlichem dem Renommee. Jedenfalls ist es „oft“ so.

    Das Bilden der Hypothesen nach der Untersuchung ist natürlich schon ein krasses Vergehen, das weit über das hinausgeht, was ich in meinem Artikel angesprochen habe. Es gibt scheinbar keine Grenzen für unlautere Methoden…

  9. Manuela sagt:

    Lieber Christian,
    wieder einmal berührt mich dein Eintrag.

    Forschen, forschen forschen…
    Wissenschaft, Wissenschaft, Wissenschaft…

    Was heißt Forschen?
    Diese Frage hast du dir gestellt – und diese Frage stelle ich mir auch gerade.
    Wo liegt noch was im Ungewissen, das es wert ist, erforscht zu werden?

    Du hast im Moment – wenn ich mir deine Gedanken so ansehe – das Gefühl,
    dass du deinen Kopf nicht frei hättest, neue Ideen, neue Fragen und neue Konzepte zu entwickeln.

    Dann ist es wohl auch noch nicht der rechte Zeitpunkt,
    denke ich.

    Bei mir sieht es ein wenig anders aus:

    Mein Kopf ist frei für neue Ideen – und genau diese Ideen reifen in mir heran.
    Heran – für die Entwicklung eines Lernkonzepts für Kinder, die sich,
    vielleicht wegen unserer herkömmlichen Unterrichtsmethoden, ein wenig schwerer im Lernen tun.

    Meine Energie fließt im Moment in die Entwicklung eines Lernprogramms für Kinder,
    die eine ganz besondere Wahrnehmungsfähigkeit haben.

    Eine Wahrnehmungsfähigkeit, die mitunter viele Genies und Prominente wie Albert Einstein, Leonardo da Vinci, Thomas Alva Edison und Winston Churchill hatten.

    Eine Wahrnehmungsfähigkeit, die allerdings beim Lesen und Rechtschreiben auf ihre Grenzen stößt.
    Dass es eine Lösung des „Problems“ gibt, weiß ich mit ziemlicher Sicherheit.
    Die Ergebnisse meiner Beobachtungen und all meine Ideen nun in ein Lernprogramm zu integrieren, das ist eine Herausforderung, der ich mich derzeit mit Spaß und Freude stelle.

    Du hast vor, deine Forschungsarbeit neu zu erfinden – und ich habe das Gefühl,
    meine Forschungsarbeit für das Jahr 2011 erfunden zu haben.

    Erfunden zu haben, ohne das Gefühl in mir zu tragen,
    einen Forschungsantrag ausfüllen zu müssen.

    Erfunden zu haben, ohne das Gefühl aufkommen lassen zu müssen,
    in einer Mühle zu stecken.

    Erfunden zu haben, ohne das Gefühl zu empfinden,
    getrieben zu sein.

    Ein Gefühl, die Herausforderung mit Freude anzunehmen und gespannt zu sein,
    wie es sich anfühlt, etwas aus eigener Kraft heraus geschafft zu haben.

    ETWAS geschafft zu haben, um den vielen Kindern, die sich immer noch mit „pseudowissenschaftlichen“ Lernmethoden abstrampeln, ein Programm anbieten zu können,
    mit dem sie voller Spaß den Rechtschreibdschungel auf ihre Art und Weise entdecken und erforschen können.

    Ich wünsche dir, lieber Christian, dass auch du sehr bald den Kopf frei von jeglichen Begrenzungen hast – und du deiner persönlichen Forschungsarbeit nachgehen kannst.

    Herzliche Grüße aus Oberbayern und einen angenehmen Start
    in die kommende Schul- und „Forschungswoche“ :=)
    wünscht dir und allen, die jetzt mitgelesen haben,

    Manuela Engl

  10. Oliver Tacke sagt:

    Ich bin weit entfernt davon ein Professor zu sein und kann daher nur von einer anderen Position aus berichten, was ich beobachte. Aber auch ich erlebe vielfach eine Diskrepanz zwischen dem Wissenschaftsbetrieb und meiner (möglicherweise naiven) Vorstellung von Wissenschaft. Vielleicht trübt also eine Art rosarote Brille meinen Blick. Vielleicht liegt es auch bloß an dem speziellen fachlichen Umfeld, in dem ich unterwegs bin; möglicherweise also ein Sonderfall. Vielleicht ist aber auch wenigstens ein bisschen was dran.

    Ins Detail möchte ich gar nicht gehen, das würde dauern, möglicherweise schreibe ich mal mehr dazu, aber ein paar Punkte führe ich einfach mal an. Nochmals sei angemerkt, aus meiner besonderen Perspektive.

    * Forschung scheint oft nicht der „Wahrheitsfindung“ zu dienen, sondern der Profilierung und dem eigenen Ego. Grigori Perelman hat vorgemacht, dass es anders geht – und wurde als Sonderling bezeichnet.

    * DFG-Beschluss hin oder her, bei der Berufungsverfahren zählt offenbar nicht selten immer noch Masse statt Klasse. Mir wurde von einem Wissenschaftler schon berichtet, dass er Publish-or-Perish nicht gut findet, er sich aber dennoch „fügt“. Um eine Chance auf eine Stelle zu haben, bedient er sich least-publishable-units und haut möglichst viel raus. Er spielt das Spiel still mit, denn alles andere könnte seine finanzielle Zukunft gefährden.

    * Ich weiß aus erster Hand, dass es durchaus auch in namhaften Verlagen vorkommt, dass eine Vorauswahl nach akademischem Grad vorgenommen wird. Es zählt nicht die Qualität. Stammt ein Artikel nicht mindestens von einem Doktoren. Ablehnung. Stammt er vielleicht von einem FH-Professor und nicht von einem „richtigen“. Ablehnung. Für die Mathematiker hier: Erkenntnisse von Ramanujan wären dann wohl nirgendwo untergekommen.

    * Anderes Publikationsgremium, umgekehrter Fall: Die Gutachter wurden von der Herausgeberschaft gebeten, einen eigentlich abgelehnten Beitrag vielleicht doch unter Auflagen zuzulassen – schlicht deshalb, weil der Autor in seinem Fachgebiet so renommiert sei.

    Ich hätte noch einige andere Dinge, teils mit etwas breiterem Fokus. Aber das sollte genügen um zu zeigen, dass der Wissenschaftsbetrieb mitunter seltsame Blüten treibt.

  11. Andreas Sander sagt:

    Ich fühle mit dir, denn es deckt sich zu 100% mit meinen Beobachtungen an meiner Uni.

    Immer neue Papers um jeden Preis veröffentlichen, schnell zusammen schreiben. Hauptsache man hat etwas zur Veröffentlichung.

    Meist sind es dann noch qualitativ magere Papers oder Papers mit vielen inhaltlichen Fehlern, weil man nicht mehr die Zeit hat sich alles in Ruhe durchzulesen.

    Ich wünsche dir, dass du einen evtl. Mittelweg findest der für dich ok ist.

    Gruß

    Andreas

  12. apanat sagt:

    Jemand sagte mir, er gehe von der Uni weg, weil er Ergebnisse erreichen wolle und nicht nur Anträge schreiben und publizieren.
    – Auch aus den Kommentaren geht hervor: Dei Gefühl legt sich nahe.

    Ich habe freilich den Eindruck, dass du ganz schön zum Forschen kommst; auf dem Gebiet der Didaktik glaube ich da etwas beurteilen zu können.

    Karl Jaspers soll auf dem Totenbett gesagt haben: „Alles umsonst!“
    Golo Mann hat das kommentiert: Ich glaube, dass er sehr viel erreicht hat. Wenn er die Menschheit retten wollte, dann hatte er sich zuviel zugetraut.

  13. hi Christian

    ich verstehe dich gut, auch wenn ich in einer anderen situation bin, lässt sich das grundsätzliche doch auf viele andere situationen übertragen.
    vielleicht kannst du dir jemanden leisten, der einen teil der administration abnimmt, du nur rohe brocken ausspucken musst ? naja, der gedanke wird dir auch schon gekommen sein….
    ich selbst habe dezidiert als vorsätze 2011 ganz bescheiden formuliert: weitere sehr wahrscheinlich eintreffende kleine überraschungsmomente, wie deine posts (:-) ) und ähnliche onlineimpulse, freudig aus zu schöpfen. damit bin ich erst mal auf der sicheren seite 🙂
    ich wünsche dir allerbestes gelingen deiner wünsche und vorhaben speziell für die weiterforschung im innovativen sinne

    liebe grüsse
    Jutta

  14. […] Thema, dass ich auch gar nicht weiter kommentieren möchte. Christian hat gestern einen Blogbeitrag geschrieben in dem er öffentlich (und wie ich finde sehr ehrlich) ein wenig über das kommende Jahr und seine […]

  15. cspannagel sagt:

    Danke für eure Kommentare. Tja, vermutlich muss ein Mittelweg gefunden werden… aber muss es ein Mittelweg sein? „Mittelweg“ klingt danach, dass man trotzdem ständig Eingeständnisse machen muss und letztlich nur „halbzufrieden“ ist. Muss man das wirklich?

  16. Oliver Tacke sagt:

    Mir wurde von einer ehemaligen Lehrerin mal gesagt, ich solle nicht immer den Weg des geringsten Widerstands gehen. Damals habe ich das noch überhaupt nicht begriffen, heute bin ich für diesen Ratschlag überaus dankbar.

  17. Respekt! Ich finde beachtlich, dass du deinen selbstkritischen Blick so lange gehalten hast! Als Orientierung: wen IN DEINEM FACH (ich sage nicht „überhaupt“, das wäre zu durchsichtig) achtest du wirklich? Wer hat wirklich was bewirkt? Wer war wirklich innovativ und hat Generationen beeinflusst? Vieilleicht wäre es wert zu untersuchen, wie er dieses geschafft hat. War er ein allseits bekannter Wissenschaftsmanager oder ein leicht belächelter Aussenseiter? Oder vielleicht beides? Oder weder noch? Ich erinnere mich an einen hervorragenden Germanisten in Erlangen, einen Mittelbauler, der nicht einmal promoviert war. Er war heraussragend und hat uns alle begeistert. Seine Seminare waren stets voll!

  18. als beispiel für extremere lösungsansätze die mir später einfielen ;:-)

    unter: Plenary Sessions Friday

    Prof.Kishore Mahbubani of Singapore

    http://www.stgallen-symposium.org/Media-Channel/Video-40.aspx (2010)

  19. Ich kann dir nur zustimmen. Ich finde die Darstellung auch nicht übertrieben. Das Problem ist, dass „man“ sich nicht traut auzuscheren. Es ist halt immer schwer, nicht nur was anderes zu sagen, sondern es auch anders zu machen als die Mehrheit. Und mir gehts da genauso. Ich schimpfe auch und versuche trotzdem, Geld an Land zu ziehen. Weil ich den Nachwuchs fördern will, weil mir meine Leute am Herzen liegen, vielleicht auch, weil ich zeigen will, dass ich auch was vom Kuchen abhaben kann, wenn ich mich nur anstrenge etc. Es IST so und vielleicht kommt mit den Jahren nicht nur das graue Haar, sondern auch der Mut, es dann doch irgendwann anders zu machen.

    Gabi

  20. cspannagel sagt:

    Danke an alle für die Kommentare und die Links!

    @Gabi Okay, dann lass uns in Zukunft einfach immer mutiger werden. 🙂 (siehe Jean-Pol, der immer schon „krass anders“ war)

  21. Ich dachte, ich sei normal und die anderen seien „krass anders“:-)))

  22. Übrigens: Geld habe ich an der Uni Eichstätt immer bekommen, fast mehr als ich brauchte. Allerdings nicht im Voraus, sondern nachdem ich meine Projekte durchgeführt hatte und zur Hochschulverwaltung ging mit der Bitte, die Ausgaben zurückzuerstatten. Mein Ansatz war: erst die Leistung, dann die Rückerstattung. Das fand ich cool!:-) So brauchte ich nicht auf Geld zu warten, bis ich ein Projekt startete, denn ich finanzierte meine Ausgabe selbst im Voraus. Einmal allerdings habe ich tatsächlich einen Antrag gestellt, das war bei der Virtuellen Hochschule Bayern. Der Kurs „Internet- und Projektkompetenz (IPK)“ wurde dann ins Programm aufgenommen und ich habe 75.000€ für die Startphase erhalten. Das war ganz toll, weil ich zum ersten Mal einen Mitarbeiter bezahlen konnte und eine Menge Tutoren. Auch Gabi Reinmann hatte sich freundlicherweise als Partnerin im Rahmen des Moduls angeboten. Das Modul läuft immer noch erfolgreich in Eichstätt.

  23. […] Beim Lesen habe ich an einen der letzten Blog-Beiträge von Christian Spannagel denken müssen (hier), in dem er beklagt, dass er nicht mehr dazu kommt, Texte oder gar Bücher ganz zu lesen, dass ein […]

  24. […] ist offenbar auch Christian Spannagel mit seiner Situation im Wissenschaftsbetrieb, er sucht nach einem Ausweg und auf die (Zwischen-)Ergebnisse bin ich sehr gespannt. Sein erster […]

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