Generationenübergreifendes Lernen im Web

Veröffentlicht: Samstag, Januar 23, 2010 in Bildungsreporter, Web 2.0
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Heute haben wir eine Bildungsreporter-Aktion zum Thema Seniorinnen und Senioren lernen im Web gestartet. Wie können ältere Menschen im Web lernen? Wie können sie dort ihre Erfahrungen weitergeben und welche Potenziale (und Gefahren) seht ihr für generationenübergreifendes Lernen im Netz? Sagt uns, was ihr daüber denkt, im Bildungsreporter-Blog!

Zum Hintergrund:

Am Mittwoch (27.1.2010) werde ich an einer Podiumsdiskussion im Rahmen der Veranstaltung Lebenslanges Lernen teilnehmen, in der es um genau diese Fragen geht. Ich werde dort die Position vertreten, dass das Web ein ganz großes Potenzial für generationenübergreifendes Lernen bietet. Ich würde dort gerne mit ganz vielen Beispielen aufwarten – also nehmt an der Aktion der Bildungsreporter teil!

An dieser Stelle möchte ich einmal ein paar erste, unsortierte Gedanken zum Thema äußern:

  • Ein glanzvolles Beispiel ist Jean-Pol, der sehr intensiv das Internet zum gemeinsamen Lernen nutzt und der sagt, dass ihn das Internet klüger macht. (Gerade stelle ich fest, dass Jean-Pol von Lutz einen Videoauftrag bekommen hat zum Thema Wie können Organisationen von Senioren lernen – emergiert etwa gerade das Thema „Senioren im Netz“?)
  • Herr Larbig schreibt in seinem Weblog: „Was vielen Jugendlichen aber fehlt – und in meinen Augen ist das ein wichtiger Grund für manche, von mir gar nicht in Frage gestellte, Fehlentwicklung  –, sind Leute, die selbst höchst produktiv mit Computer, vernetzten Strukturen und somit auch dem Internet umgehen und so zeigen, wo das eigentlichen Lernpotential im Umgang mit digitalen Medien liegt.“ Meiner Ansicht nach können ältere Menschen gerade diese Funktion übernehmen.
  • Bietet das Internet vielleicht eine Möglichkeit, Senioren, die nicht mehr so gut  aus dem Haus gehen können, vor der Vereinsamung zu schützen und neuen Lebenssinn zu geben? Gerade in social networks könnten sie ihr Wissen und ihre Erfahrungen weitergeben und würden so wieder stärker  in die Gesellschaft eingebunden werden. Meine Freundin meinte vorhin dazu: „Das Alter baut Mauern, aber das Internet kennt keine Mauern.“ Ist das Internet DIE Möglichkeit, die physischen Grenzen zu durchbrechen und trotzdem an sozialem Austausch teilhaben zu können, und zwar permanent?

Um Seniorinnen und Senioren an Online-Communities teilhaben zu lassen, müssen sie natürlich zunächst einmal lernen, wie man sich beteiligt. Wie sehen mögliche Startpunkte und Anfangshilfen aus?

  • Im Rahmen von Seniorenkursen, Seniorenuniversitäten o.ä. können ältere Menschen an das Web herangeführt werden. Beispielsweise haben Ulrike, Verena und Rebecca in einem Seminar letztes Semester einen Workshop im Rahmen der Ulmer 3-Generationen-Uni veranstaltet, in dem Schüler und Senioren gemeinsam in Wikis gearbeitet haben (zur Projektseite). Die 3-Generationen-Uni wird übrigens vom ZaWiW der Uni Ulm veranstaltet, deren Leiterin – Carmen Stadelhofer – auch an der Podiumsdiskussion teilnimmt. (Ich freue mich drauf, sie wieder zu sehen.)
  • Das ZaWiW bietet mit KOJALA einen „virtuellen Marktplatz“ an, in dem sich Jung und Alt austauschen können. In einer solchen, speziell auf generationenübergreifendes Lernen ausgerichteten Community können meiner Ansicht nach ältere Menschen an den Gedankenaustausch im Web herangeführt werden, diesen erproben und von dort als Startpunkt aus sich auch in die offenen Netze „trauen“ (wie beispielsweise Twitter o.ä.).
  • Wer sich noch nicht traut, ein eigenes Weblog zu führen, kann bei Blogpatenschaften einen Paten finden, der in seinem Weblog Gastbeiträge von älteren Menschen zulässt. So können Seniorinnen und Senioren die Erfahrung machen, dass auf ihre Beiträge andere Menschen reagieren und kommentieren. Sie können sich so als kompetent und erfahren erleben und werden vielleicht dazu angeregt, einmal ein eigenes Weblog einzurichten.
  • Neulich bin ich auf senioren-lernen-online gestoßen, eine Plattform, die ältere Menschen dabei unterstützen möchte, die Lernmöglichkeiten im Internet zu entdecken und zu nutzen. Hier gibt es zum Beispiel einen Computerstammtisch für ältere Menschen, in dessen Rahmen sich ausgetauscht werden kann.

Nachdem ich jetzt alles zusammengetragen habe, was mir zum Thema einfällt, habe ich wirklich den Eindruck, dass hier momentan ganz viel passiert. In diesem Sinne scheint die Veranstaltung, in deren Rahmen die Podiumsdiskussion statt findet, tatsächlich eine aktuelle Entwicklung aufzugreifen: Senioren entdecken das Web für sich – hier sehe ich ein großes Potenzial für die Gesellschaft und die Vernetzung der Generationen!

Wie seht ihr das?

Kommentare
  1. Herr Larbig sagt:

    Also… Das ich in letzter Zeit über Senioren im Netz nachdenke, möchte ich heftig dementieren. Das ist nur da mal kurz Thema, wo mich in den Gedanken Jean-Pols was anregt.
    Du zitierst mich richtig, aber diese hochproduktiv mit dem Netz umgehenden Menschen, die als Vorbilder für z. B. Jugendliche dienen können, sind nicht unbedingt Senioren. Nein, das dürfte eher die Ausnahme sein. Ich denke da an Leute, die wirklich mit den Netz arbeiten, in allen Altersgruppen. Da gehörst du dazu, da gehört Lutz dazu und wer nicht noch alles. Und ich glaube, das sind keine Senioren – oder?

  2. cspannagel sagt:

    @Herr Larbig Oh, sorry, stimmt – ich hatte einen falschen Eindruck, weil du auf Jeanpol verweist und er in letzter Zeit oft über Senioren spricht. Insofern: Sorry für die Fehlinterpretation. Dennoch denke ich, dass insbesondere ältere Menschen dazu prädestiniert sind, dass Netz produktiv zu nutzen und jüngeren als gutes Beispiel voranzugehen. Aber vielleicht ist das auch eine Fehleinschätzung?

  3. Hallo Herr Spannagel,

    In vielen Fällen wird der Aktionsradius im Alter ja immer eingeschränkter. ich finde den Gedanken sehr gut, dass man dies durch die virtuelle Welt kompensieren kann.
    Nun ist der Umgang mit dem Computer gerade für ältere Menschen eine Chance, aber auch eine zusätzliche Quelle für nervliche Belastungen. Unerklärliche Programmabstürze, Firewallmeldungen, Updatemeldungen…
    Nachdem mein Vater gestorben war, habe ich meine Mutter mit 65 ins Internet gebracht (damals dank AOL-CD – wirklich für blutige Anfänger bewältigbar). Jetzt surft sie schon 10 Jahre lang und hat sich erst kürzlich einen neuen PC und eine Digitalkamera gekauft. Sie beschäftigt sich intensiv mit dem Thema Foto-DVDs (mit Vertonung und Beschriftung), doch manchmal verzweifelt sie auch am Programm.
    Wirklich beherrschen kann sie ihren PC nicht. Sie braucht immer wieder Unterstützung. Eine ganz tolle Möglichkeit, wie die jüngere Generation der älteren hier helfen kann, ist Teamviewer, ein Programm, das für den Privatgebrauch kostenlos ist. Ich telefoniere mit ihr und habe gleichzeitig Fernzugriff auf ihren PC und kann ihr dann helfen (wenn es denn machbar ist). Schade nur, dass ich als Tochter das mache und nicht die Generation meiner Kinder, doch er will nicht und sie kann nicht…

  4. Sigi sagt:

    Soll ich mich jetzt als Fast-Seniorin outen ;-)….. ich lese mit großem Interesse eure Diskurse über die Zeit im „Ruhestand“ und mich treibt das jetzt auch seit einiger Zeit heftigst um, denn ich habe jetzt mit 60 meine Beurlaubung eingereicht, obwohl ich sehr an meinem Beruf hänge, weil er mir ständig die Möglichkeiten bietet, Neues zu lernen und mit den Schülern auf vielfältige Weise all die neuen Möglichkeiten des neuen Lernens zu beschreiten. Da ich seit langen Jahren immer die Nase vorne hatte bei neuen Medien und immer schief angesehen und misstrauisch beäugt wurde von Kollegium und Schulleitung, erfüllt es mich einerseits mit Genugtuung, etwas bewegt zu haben, andererseits überlege ich mir auch schon wie Jeanpol die ganze Zeit, dass ich doch gerne dies und jenes, wo ich durchaus über Expertenwissen verfüge, z.b. mit Moodle und MAHARA, gewinnbringend (nicht für mich!) im Bildungskontext wie z.b. der Studentenausbildung an der PH (Senioren sind nicht so mein Ding, weil ich der Meinung bin, dass Lehramtsstudenten diese Skills dringender benötigen als Senioren, damit wir mal aus dem Pisa-Loch rauskommen). Es bleibt in der Tat wirklich nur die Möglichkeit, in seinem Netzwerk Bereitschaft zu signalisieren, sein Wissen und seine Kompetenz anderen zur Verfügung zu stellen, ich gehe auch sicher gerne in die Schule, um bei einem Projekt Lehrern und Schülern unter die Arme zu greifen, Ideen hätte ich da genug… und vor allem mehr Zeit. Nicht, dass ich mich ohne diese Tätigkeiten langweilen würde, aber mir gehts da tatsächlich wie Jeanpol, dass ich noch was bewegen will .. obwohl ich mich dann besser endlich mal selbst bewegen sollte 😉
    Es wird eine interessante Geschichte und ich bin guter Dinge, denn ein Netzwerk wie hier schützt doch hoffentlcih davor, in Vergessenheit zu geraten .
    … und Christian.. Heidelberg ist ja grad um die Ecke und wo soviele kreative Köpfe sitzen, ist mir um meine Zukunft nicht bange…. also viel Spaß und Erfolg bei der Podiumsdiskussion!

  5. […] losgetreten, als 99,9 Prozent aller Blogger und 35. Mehr darüber beim Meister selbst, auf Christian Spannagels Blog und bei den […]

  6. cspannagel sagt:

    @Herr Larbig Ich habe den Text mal angepasst; ich denke, so sollte es stimmen.

    @Martina Das stimmt – viele ältere Menschen brauchen Hilfe beim Umgang mit Computern, aber sicher nicht alle. In dem Beitrag auf http://tinyurl.com/yftd5r4 kommentiert beispielsweise der Leser world, dass es ältere Menschen gibt, die bereits seit 20 Jahren mit dem Computer arbeiten – sie dürften einiges an Computerkenntnissen den 14jährigen Jugendlichen, die vielleicht gerade mal sei 4 Jahren mit dem Computer arbeiten, voraus haben. Nichtsdestotrotz muss man sich überlegen, wie man die älteren Menschen unterstützt, die diese Kenntnisse nicht haben. Hier können Kurse helfen oder „Online-Coaching“, so wie du es beschreibst.

    @Sigi Stimmt, Heidelberg ist um die Ecke. Hast du Lust, mal mit mir und meinen Studenten was zu machen? 🙂

  7. […] erwachsen, die für ältere Menschen eine Umgebung für Austausch und Kommunikation bieten können. Das Alter baut Mauern. Das Internet kennt aber keine Mauern. Ältere Menschen, die nicht mehr so mobil sind und auch nicht oft Besuch bekommen, kann der […]

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