Ich frage mich immer wieder, wie man Studierenden in kurzer Zeit den Wert eines Wikis und dabei gleichzeitig die zu Grunde liegende Philosophie (Konnektivismus, Netzsensibilität, Partizipationskompetenz, Neuronenmetapher, verteilte Kognition, …) vermitteln kann. In Maputo habe ich etwas ausprobiert, das (so glaube ich zumindest wahrgenommen zu haben) ganz gut funktioniert hat.
Folgendes Szenario: Ich habe zwei Wochen lang in Maputo verschiedene Einheiten zu „Computer im Mathematikunterricht“ mit unterschiedlichen Inhalten gestaltet. Am Ende (das heißt am letzten Tag) galt es nun, die verschiedenen Inhalte nochmals zu rekapitulieren, zusammenzubringen und zu festigen. Die Studierenden sollten die wesentlichen Erkenntnisse zusammentragen. Hierfür habe ich eine Glossar-Seite in unserem Veranstaltungswiki angelegt, und die Studierenden sollten dort alle Begriffe, die sie kennen gelernt hatten, kurz definieren (auf die Idee des Glossars hat mich *m.g.* gebracht, der dies in ähnlicher Weise im GeoWiki versucht hatte). In Kürze die Stichpunkte hierzu:
- Die Studierenden saßen in Zweier- oder Dreiergruppen vor Computern. Wir hatten ca. eine Stunde Zeit.
- Jede Gruppe sollte sich selbstständig aus dem Glossar einen Begriff aussuchen, der ihnen besonders gut gefallen hat und den sie gerne definieren möchte. Die Gruppe sollte sich eine kurze, prägnante Definition überlegen und diese eintragen.
- Wenn sie damit fertig sind, dann sollen sie sich entweder einen anderen Begriff suchen, oder sie sollen sich ansehen, was andere Gruppen geschrieben haben und dies ergänzen oder verbessern.
- Studierende, die Probleme mit Englisch hatten, sollten den Text auf Portugiesisch einstellen. Andere Gruppen, die portugiesische Texte sehen, sollen diese dann verbessern.
Anschließend habe ich dann mit den Studierenden die Arbeitsweise in einem Wiki reflektiert und Analogien zum aktiven Plenum gesucht. Aus diesen Analogien haben wir die entsprechenden „philosophischen“ Aspekte herausgearbeitet: ein eigenes Wissen soll nicht zurückgehalten werden, verteiltes Wissen wird zusammengetragen, Emergenz, … Gerade das aktive Plenum als „offline-Variante“ und das Wiki als „online-Variante“ eignen sich gut, um in ganz unterschiedlichen Situationen gemeinsame Aspekte zu entdecken.
Ein großes Problem sehe ich noch: Es ist zwar gut verstanden worden, wie man mit einem Wiki arbeitet und wofür das gut ist. Allerdings sind die inhaltlichen Ergebnisse nicht sonderlich überzeugend. Problem: Was macht man jetzt? Die Studierenden arbeiten nicht mehr darin, und die Ergebnisse stehen nun mehr oder weniger halbfertig und halbkorrekt im Internet. Soll ich das als Dozent verbessern? Soll ich einen Kommentar auf die Seite schreiben, der die Inhalte relativiert? Any ideas?