Twitter, Chats, Großraumbüros und Jogginghosen

Veröffentlicht: Dienstag, Dezember 2, 2008 in Twitter
Schlagwörter:

Ein Kommentar von itari zu meinem Beitrag Twitter und der sechste soziale Sinn beginnt folgendermaßen:

Im Moment erkenne ich noch nicht, warum Twitter für die geschilderte Situation des wechselseitigen Wahrnehmens mehr Vorteile haben würde als ein Chat-Channel.

itaris Kommentar hat mich dazu angeregt, über die Unterschiede zwischen Twitter und einem normalen Chat-Channel nachzudenken – und diesen Gedanken gleich einen eigenen Artikel zu widmen. Was ist so besonders an Twitter – gegenüber einem Chat-Channel? Hier einige Überlegungen:

Twitter kann als Chat verwendet werden – fraglich ist, ob es das sollte. Mehr als kurze Wortwechsel finden dort eigentlich in der Regel nicht statt. Wenn man sich zahlreiche Tweets ansieht, so wird man feststellen, dass doch neben direkten Gesprächen die Status-Updates vorherrschen. Menschen schreiben, was sie gerade denken, fühlen, tun oder vorhaben zu tun. Sie schreiben, welche interessanten Webseiten sie gerade gefunden haben, sie regen sich über Fernsehsendungen auf, oder sie fragen, ob jemand eine Kippe hat (ohne eine echte Reaktion zu erwarten). Wenn ich twittere, dann bin ich eigentlich nicht in erster Linie daran interessiert, mit anderen zu sprechen. Ich bin in erster Linie daran interessiert, an den Gedanken anderer, ja sogar an deren Leben teilzuhaben.

Chatten ist eine Tätigkeit, der man entweder hauptsächlich nachgeht („Ich will jetzt chatten“), oder beiläufig im Kontext einer anderen Tätigkeit (beispielsweise in Form eines Chat-Channels, während man eine Online-Vorlesung verfolgt). Beides Situationen ist gemeinsam, dass man sich bewusst auf ein Gespräch mit anderen einlässt – sei es, um einfach „kontextlos“ zu quatschen, oder um sich „kontextgebunden“ auszutauschen, z.B. über die Vorlesungsinhalte. Zudem erwartet man eine Antwort des Gegenübers. Twitter ist – anders. Twitter ist allgegenwärtig. Ich twittere nicht mit der Intention, mich auf ein Gespräch einzulassen. Ich twittere einfach, weil ich eine Information in mein Netz einspeisen möchte – völlig egal, ob das jemand mitkriegt oder nicht. Ich erwarte keine Antwort. Und ich lese auch nicht die Tweets der anderen Personen in meinem Netz, um ein Gespräch zu beginnen. Ich lese sie, einfach um zu wissen, was die anderen so machen. Natürlich ergeben sich dabei immer wieder kurze Sequenzen des direkten Austauschs, sei es über @’s oder über direct messages – das sind aber eher beiläufige kurze Intermezzi der direkten Kommunikation.

Um ein Bild zu gebrauchen: Stellen wir uns vor, wir seien in einem Großraumbüro ohne Trennwände. Jeder kann sehen, was der andere macht. Ab und zu geht man durch’s Büro und schaut sich um. Wenn man etwas bestimmtes bei einem Kollegen sieht, dann spricht man ihn kurz darauf an, dieser antwortet, und man geht weiter. Man ist allzeit „aware“ der Dinge, die in der Gruppe passieren. So bekommt man auch z.B. mit, wenn sich zwei Personen untereinander kurz austauschen, einfach im Vorbeigehen. Das ist Twitter. Chatten hingegen ist anders: Chatten ist mehr wie die Mittags- oder die Kaffeepause, in der alle ihren Arbeitsplatz verlassen, in die Kantine gehen, sich eine halbe Stunde hinsetzen und plaudern – einfach um zu plaudern. Hierfür gibt es bestimmte Zeiten oder Gelegenheiten. Twitter hingegen „ist immer“ – allgegenwärtig. Hier spielt nicht nur das gesprochene Wort eine Rolle, sondern das, was man tut. Twitter ist authentischer, unmittelbarer, direkter am Leben.

Ein weiteres Bild: Chatten ist wie sich mit Freunden in einem Café oder einer Kneipe treffen und quatschen. Man macht sich schick, geht an einen bestimmten Ort, trifft sich dort, redet, und nach einer gewissen Zeit geht man wieder. Eine herausgehobene Situation, in der viele versuchen „sich zu geben“, „sich darzustellen“, „zu wirken“ usw. Twitter hingegen ist mehr wie Alltag – in der Jogginghose vor dem Fernseher, bügelnd mit der Kippe im Mund, gähnend im Zug sitzend, und alle sind dabei.

Ich weiß genau, was einige jetzt denken: Auf Twitter kann man auch unauthentisch sein. Ehrlich gesagt – ich glaube es nicht.

Kommentare
  1. Fischer sagt:

    Es ist auf jeden Fall wesentlich schwieriger, auf Twitter etwas zu sein, was man nicht ist.

  2. Jana sagt:

    Einen sehr interessanten Vergleich zeichnest Du hier auf. Wobei sich mir die Frage stellt, ob man das Gespräch in der Mittagspause – Chatten als „Instant Messaging“ oder mit Chaträumen für eine große Anzahl von Anwesenden zu beschreiben ist.

    Je mehr User anwesend sind, desto mehr gleicht der Chat Twitter? Wobei in Chaträumen wohl noch nach Themen unterschieden werden kann und Twitter sehr allgemein gehalten ist.

    In beiden Kommunikationsformen muss sich der User, und das ist ihnen zumindestens gleich, über ein Anmeldeverfahren registrieren. Twitter funktioniert glücklicherweise so einfach, im Gegenzug zu Chats, das es von jedem Ort über die unterschiedlichsten Zugänge (SMS, ….) benutzt werden kann.

    lg
    Jana

  3. Ja, wirklich interessant. Natürlich muss das nicht jeder so handhaben. Ich benutze twitter wie chats, weil ich gerne vor großem Publikum chatte. Eigentlich chatte ich dadurch gar nicht. Ob das gut ankommt, ist eine andere sache. Und kannst du schildern, wozu du Blogs benutzt?

  4. arual0 sagt:

    > Auf Twitter kann man auch unauthentisch sein. Ehrlich gesagt – ich glaube es nicht.

    Hm, da wäre ich vorsichtig. Es gibt so viele Fakeblogs… Manche Leute sehen bestimmt eine Herausforderung darin, auf Twitter eine Person darzustellen, die sie gar nicht sind, bzw. das Bild dieser Person durch das Microblogging zu komplettieren.

    Ansonsten finde ich den Großraumbüro- / Mittagspausevergleich ziemlich passend.

  5. Tobias Unger sagt:

    Vielleicht wäre folgender Vergleich hilfreich:
    Chatten – hier wird letztendlich bzw. primär die Form eines Dialoges gesucht, wobei meist eine Person oder Peronengruppen direkt angesprochen werden („Wie geht es Dir/Euch?“)
    Twitter – mehr Statusmeldungen stehen im Vordergrund, dabei geht es mehr um den eigenen Status, das eigene, derzeitige Handeln („Tatort heute: LANGWEILIG“)

    Interessant wäre hier eine linguistische Untersuchung (z.B. Sprechakttheorie).

    Nur eine Idee!

  6. Hallo Christian,

    sehr gelungene Abgrenzung!

    Martin Lindner hatte Anfang des Jahres auf der Learntec Twitter auch mit einem Großraumbüro verglichen. Was er noch ergänzte war, dass man sich im Gegensatz zum Büro an der Arbeit in Twitter sein eigenes Büro „zusammenstellen“ kann und dies durchaus international! Meint, man hat in Twitter die Möglichkeit sich die Kollegen (Following_me), an deren Befindlichkeiten man teilhaben will, auszusuchen oder über Tools wie Twitterific zu entscheiden, wem man genauer zuhört und wem nicht 😉

    Ich würde aus den selben von dir genannten Gründen Twitter klar vom Chatten abgrenzen. Wobei natürlich Tweets die Initialzündung für einen themengebunden Chat-Dialog (dann aber eher mit einem anderen Tool, z.B. Skype) sein können.

    Beste Grüße,

    Thomas

  7. itari sagt:

    Ich bin ein Avatar. Was ist das? Eine Kunstfigur, die bestimmte Eigenschaften meines Selbst verkörpert, aber nicht alle. Die bestimmte Rollen spielen kann (wie im wirklichen Leben), aber nicht alle Facetten auslebt, aber manche übertreibt. Ich spiele mich, nicht irgendwas. Es ist gut für dich zu sehen, dass ich spiele und dass es immer einen Rückzug für dich gibt, den man sonst im realen Rollenspiel nicht hat, weil man dann ‚beschädigt‘ ist. Und es lässt Möglichkeiten zu, die außerhalb des normalen Rollenklischees liegen *guten morgen liebe Vorurteile*. Soviel mal dazu.

    Ich stimme Jana voll zu *zwinker*, weil sie ein anderes Chat-Bild hat. Der ‚world‘-channel in einem Online-Game ist auch Twitter. Ich spiele manchmal stundenlang in ihm, um andere Chars kennen zu lernen und ihre SpielerInnen natürlich auch. Da ist kein Unterschied zum Twittern. Vielleicht kennt ihr alle wirklich nicht die ‚zweite‘ Welt und seid so von dem Twitter-Spielchen überrascht. In der zweiten Welt gibt es Menschen mit Sorgen und Nöten und Fantasien, die sie in ihrer ersten Welt nicht äußern können oder würden …

    Ich twittere hauptsächlich, um andere Twitterer kennen zu lernen. Wie bei jedem ordentlichen Smalltalk gehört dazu ein wenig Selbstdarstellung (was ihr ja auch ganz ordentlich macht *gg*) und natürlich auch das eingehen auf andere Beiträge (auch wenn das nicht immer funzt). Viel mehr geht ja auch bei Twitter nicht … wie man am schönen aktuelle Beispiel des Adventskalenders sieht. Schluss ist mit 500 Responses … irgendwie stößt man ja immer an Grenzen. Leider.

    itari

    PS. Es gibt mehr als Mittagspausen, Großraumbüros und Jogginghosen *gg*

    PS. für JP: Ich bin keine Prostituierte (ROFL)

  8. cspannagel sagt:

    @Jean-Pol Blogs benutze ich (vermutlich genauso wie du), um größere Gedankengänge im Zusammenhang darzustellen.

    Ich möchte auch Tobias zustimmen, dass sich Chat und Twitter dadurch unterscheiden, dass man Personen direkt anspricht (oder eben nicht). Dabei handelt es sich nur um eine Tendenz. @Jana: Selbst wenn ich sehr viele Nutzer in einem Chat habe und mich nur mit einem kleinen Teil zu einem bestimmten Zeitpunkt unterhalte, würde ich trotzdem einen Unterschied zu Twitter sehen (nämlich genau den, den Tobias beschreibt).

    @itari: Sehr spannender Kommentar. Du machst einen wirklich neugierig. Ich sprudele jetzt einfach mal mit meinen Gedanken raus, die mir beim Lesen gekommen sind, und du sagst mir, ob ich richtig liege, ok? Ich vermute, du treibst sich in WoW oder Second Life herum und vergleichst dies mit Twitter? Liegen beiden Ansätzen nicht unterschiedliche Motivationen zugrunde? Gehst du in Online-Games, um „in eine andere Welt“ einzutauchen, um andere Dinge zu erleben und (wie du schreibst) Fantasien auszuleben und Sorgen zu diskutieren, die man im „first life“ nicht ausleben bzw. besprechen kann? Das, was du beschreibst, erscheint mir eher wie der Eintritt in eine andere Welt, in der man Kunstfiguren erschafft und Grenzen überschreitet, die man im first life hat. Liegt hier nicht der Unterschied zu twitter? Ich will mich im first life vernetzen, und versuche dabei, nicht Kunstfigur zu sein. Das heißt, natürlich ist man in Kommunikationsszenarien nie 100% man selbst (was heißt es eigentlich, zu 100% man selbst zu sein?). Ich will keine Grenzen überschreiten, und ich will auch keine Sorgen diskutieren und Fantasien ausleben. Meine Intention ist es, mich einfach in meinem Alltag mit Menschen permanent zu vernetzen, die alle nicht an ein und demselben Ort sind. Ein wichtiges Element dabei ist auch, dass ich diese Menschen ab und zu offline treffe (z.B. auf Barcamps). So wie du es beschreibst, gehst du in die zweite Welt, um mal anders sein zu können. Ich nutze twitter, um andere Menschen in meinen realen Alltag einzubinden und mich in ihren Alltag einzuklinken. Insofern denke ich schon, dass es Unterschiede zwischen Chats in Online-Games und Twitter gibt.

  9. cspannagel sagt:

    @Thomas Witzig, dass Martin Ebner den Großraumbüro-Vergleich gebracht hat. Ich erinnere mich nicht, davon gewusst zu haben – aber vielleicht hab ich’s auch einfach wieder vergessen. Mist – nie hat man einen Einfall als erster.. 🙂

  10. itari sagt:

    hi Christian, guter Kommentar.

    Um deine Vermutungen ein wenig zu reflektieren: Manchmal sind Beispiele mit der Gamer-Welt ganz gut, weil auch sie (bis auf die Süchtigen) nicht ganz ernst zu nehmen sind und dadurch mehr Spielraum lassen. Nebenbei bemerkt: Mich findest eher bei EverQuestII als bei WoW, weil es die weiblichen Sinne mehr anspricht.

    Zu dem Eigentlichen: Ist dir schon mal aufgefallen, dass Menschen lieber telefonieren als face-to-face was auszufechten? Oder in einem Versandhaus was bestellen, damit sie nicht den Laden betreten müssen? Warum?

    Nun der Bogen: Neue (alte) Kommunikations-Medien, wie E-Mail, Chat, Blogs, Foren, Twitter und ich weiß nicht was noch sind für diese Leute eine Möglichkeit, sich einzubringen, wo sie sonst nicht hingehen oder sich beteiligen. Deswegen ja auch ‚unsere‘ Fantasien, dass die neuen Medien auch ‚unseren‘ Zwecken dienlich sind. Neben der Tatsache, dass es auch ’schick‘ ist, sich damit auszustatten (iPhone, Blog, Twitter usw.), sind sie Öffnungen für unser Selbst (‚der Mensch ist das, was er an Kommunikationsleistung erbringt‘).

    Fazit: Die Games sind es nicht, die die Kunstfiguren schaffen, sondern die Kommunikations-Medien sind es (denk auch mal an die Pseudonym-Autorenschaft, die ja auch schon recht alt ist, gell, die Griechen haben’s schon erfunden). Also: Twitter = auf dem Weg zum ’second life‘.

    Ich denke, alle Twitters sind Kunstfiguren, nur sie wissen es oft nicht. Und dass sie oft Grenzen überschreiten, wie sie sonst im ‚first life‘ nicht tun, kannst sicherlich auch erkennen, oder?

    Ich denke auch, dass du Erving G. gelesen hast, so alt ist er ja nu nicht. Also spielen wir alle mal ein wenig weiter unser Twitter-Theater, weil es die Seele streichelt, wahrgenommen zu werden. Proof: Gestern hat jemand seinen Twitter-Account wegen Aufmerksamkeitsmangel gelöscht.

    itari

  11. @cspannagel
    Danke für die Antwort (Blogs für größere Gedankenzusammenhänge).

  12. Interessante Diskussion, die sich hier ergeben hat. Für mich ist twitter eine Bereicherung, nicht weil ich den Alltag anderer miterlebe sondern, weil die Aktualität im Vordergrund steht. Wenn ich WOW spiele, dann spiel ich… da bleibt keine Zeit für andere Inhalte. In der Situation sind sie dann auch nicht erwünscht. Twitter läuft neben der eigentlichen Arbeit her, ich erfahre Neues und bei Bedarf folge ich dem Link oder dem Gedankengang. Anders als bei Skype, wo eine Konzentration auf den Gegenüber besteht. Ich denke, das ist ein großer Vorteil von twitter, eben die Unabhängigkeit. Ähnliche Strukturen sehe ich natürlich auch bei den Allgemein-Channels bei Online-Games. (Intentionales Handeln, Mitteilen, Kommunizieren.) Das hat dann weniger mit dem Konstrukt zu tun ob nun Real-Life oder virtuell. Auch die Gamer sind real und lassen sich treffen, wenn man denn möchte. Die Frage nach der Authentizität ist von jedem selbst abhängig. Wenn: „wir alle spielen Theater“ angesagt ist, dann bleibt es doch an jedem Einzelnen hängen, daraus ein besonders gutes Stück zu produzieren.

  13. itari sagt:

    @melanie, ich bin ganz bei dir. muss allerdings aus erfahrung noch ein wenig liften: erlebe laufend, dass gerade weibliche gamer parallel zum game mehrere nicht-game-chat-channels offen haben. wundere mich oft, wie sie den überblick behalten und bekommen dann locker gesagt: schon was von weiblichem multitasking gehört? was eigentlich ja sofort einsichtig ist *gg*. deshalb beginnt bei mir in einem etwas zweisameren chat einem fremden char gegenüber die konversation zwecks identifizierung immer mit den fragen: welche augenfarbe hast denn? und chattest du nebenbei? bin damit erst einmal falsch gelegen, naja nicht ganz, er war halt schwul, was aber dem chat nichts abtat.

    ansonsten teile ich deine meinung voll und ganz ^-^

    cya itari

  14. mila78 sagt:

    @itari
    oh das Phänomen kenne ich nur Ingame. Gildenchannel, Groupchannel, Allgemein, Whisper, Privatchannel… also Kommunikation pur, daneben noch skype, icq, twitter, etc das schaff ich nicht… g
    Und wer mir über die Schulter guckt dabei, der kann einfach nur noch den Kopf schütteln, wie ich nebenbei noch meinen Char steuer 😉 Aber das fällt zeitlich eh in die vorlesungsfreie Zeit. Da genieße ich doch den unkonventionellen Austausch über Twitter. (Blogs, Skype etc.) während des Semesters.
    Lg Mel

  15. […] alles über Twitter By apanat Cspannagel vergleicht Twitter mit einem Großraumbüro im Unterschied zum Kaffeeklatsch beim Chatten. Es […]

  16. Jana sagt:

    Die Wahl eines Chatrooms (egal, ob jetzt „Instant Messaging“ oder „Multi-User-Chats“ beeinflusst die Selbstdarstellung, zum Bsp. durch thematische Chatrooms.

    Wähle ich Twitter (mit einer vergleichbaren Ähnlichkeit zu Chats), dann weil ich mich dort in einer gewissen Art und Weise präsentieren möchte. Einige nennen diese Selbstdarstellung authentisch, andere begründen ihre Wahl damit, dass dort am besten Informationsbruchstücke weitergegeben und aufgeschnappt werden können (vgl. Tobias mit dem gewählten Begriff des Statusmeldens). Immer (so meine These und so ist es jedenfalls bei mir) stelle ich mir, so wie auch Jon-Pol beim Blogschreiben vorgeht, mir meine Adressaten vor. Diese sind bei Twitter ein anderes Publikum.

    In Multi-User-Chatrooms kann der eine dem anderen (bzw. der interessierten Gruppe, denn sonst wären andere User ja auch nicht in dem Channel) seine Erlebnisse zum gemeinsamen oder auch anderen nicht geteilten Bezugsfeldern mitteilen.

    Woraufhin in einem Multi-User-Chat allgemein gehaltene Redebeiträge zu Dialogen in anderen Kanälen führen können.

    Ein signifikanter Unterschied wäre wahrscheinlich wirklich, wie von Christian formuliert, der direkte bzw. indirekte Zugang. Auch wenn in Chatrooms ab und zu einfach nur Gedanken eingegeben werden, die völlig aus dem bisherigen Zusammenhang fallen und scheinbar an niemand gerichtet sind, so erwartet der Chatter hoffend, dass einer der Anwesenden diesen Gedanken aufgreift.

    Deutlich ist der direkte Zugang zu bestimmten Informationen hervorzuheben, indem man einfach bestimmte Personen in ihrer dargestellten Identität folgt.

    lg
    Jana

  17. Fontanefan sagt:

    Angeregt durch den Blogeintrag und die nachfolgende Diskussion habe ich mich entschlossen, mich auch bei Twitter anzumelden, um auszuprobieren, wie ich es erlebe.
    Bisher war ich skeptisch.

  18. cspannagel sagt:

    @itari Erving G. hab ich nicht gelesen. Wer ist das? 🙂

    @Fontanefan Ich bin überrascht, dass sich ein „Skeptiker“ durch den Beitrag und die anschließende Diskussion bei twitter anmeldet. 🙂 Freut mich! Und: ich freue mich darauf, etwas von deiner Jogginghose mitzubekommen. ;-)))))

  19. mila78 sagt:

    Erving Goffman ist ein amerikanischer Soziologe, soweit ich weiß ist „Wir alle spielen Theater“ sein berühmtestes Werk. Ein interessantes Bild darüber wie man sich in der sozialen Welt seinen Rollen hingibt und im Grunde doch nur Theater spielt. Das Theater als Modell für die soziale Welt.

  20. cspannagel sagt:

    @itari @mila78 Und weshalb weiß ich sowas wieder mal nicht?? ;-)))

  21. itari sagt:

    „Wieso weiß ich das nicht?“ … keine Ahnung. Das Leben ist so. Aber man kann was dagegen tun 🙂

    Stand: Jeder twittert auf seine Weise. Es gibt leichte Unterschiede in der Auffassung zwischen denen, die das schon aus anderen Welten her kennen und den anderen. Auch die Absichten sind unterschiedlich. Ich denke, das wird auch individuell (sehr) unterschiedlich bleiben. Dazu 2 Links (eigentlich einer) von den Hunderten, die es dazu gibt: http://blog.guykawasaki.com/2008/12/how-to-use-twit.html und http://blog.guykawasaki.com/2008/11/looking-for-m-1.html. Und? Heute schon manipuliert worden?

    Literatur: Neal Stephenson: Snow Crash (das Buch aus dem Jahre 1992, im dem Second Life erfunden wird) und vom gleichen Autor: Diamond Age (wie ein Computerprogramm einen Menschen erzieht [Werteerziehung]). James Gillies & Robert Cailliau: Die Wiege des Web (ist gut gegen das Halbwissen übers Web). Bill Lessard & Steve Baldwin: Computersklaven (Insider-Report über Menschen, die mit dem Internet ihren Lebensunterhalt verdienen). Erving G. ist ja schon von Mel hinreichend beschrieben worden.

    itari aka itari_itari@twitter

  22. cspannagel sagt:

    Ououou… da hab ich jetzt aber ganz schön viel Lesestoff… 🙂

    Vielen Dank für die Tipps!

  23. […] Im akademischen Kontext kann die Rekrutierung über Kurse erfolgen. In Schule und Hochschule können Kurse angeboten werden, die explizit die gemeinsame, virtuelle Wissenkonstruktion als Ziel festlegen, so z.B. das Modul “Internet- und Projektkompetenz” (IPK).  Außerhalb des institutionalisierten Kontextes besteht die Möglichkeit, zur  Rekrutierung Kommunikationsplattformen anzusteueren, die von vielen Menschen besucht werden. Da diese sich nach Interessen aggregieren, findet man relativ schnell eine Community, die bereit ist, bei der Wissenskonstruktion mitzuwirken. Dazu ein Beispiel: die Plattform Twitter erreicht eine sehr hohe Anzahl von Menschen, die permanent über ihre momentane Position berichten (”sitze gerade vor Frankfurt im Stau”, “bin aufgestanden: schönes Wetter, freue mich auf meinen ersten Kaffee“). Eine anschauliche Beschreibung der Twitterplattform im Leben eines Twitters beschreibt Christian Spannagel in einem Blogeintrag: “Twitter, Chats, Großraumbüros und Jogginghose“. […]

  24. Fontanefan sagt:

    Mein Twitterexperiment ist beendet. Meine Skepsis bestätigt.

  25. itari sagt:

    @Fontanefan,

    ähm, du bischt mir gar net gefollowed un nu packscht scho dei Päckerl ei?

    itari

  26. […] Twitter, Chats, Großraumbüros und Jogginghosen […]

  27. @Fontanefan So früh gibst du auf?

  28. […] Da ich keine Antwort wusste, fragte ich einen Kollegen, der es wissen musste. Er verwies mich an einen Post von C. Spannagel, in dem genau diese Frage thematisiert […]

  29. […] Twitter, Chats, Großraumbüros und Jogginghosen […]

Hinterlasse einen Kommentar

Diese Seite verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden..