Eine Woche nach dem Festival

Veröffentlicht: Samstag, Juli 2, 2011 in Bildung
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Folgende Sicht auf Lehren und Lernen ist mir sympathisch (Anm.: Manche bezeichnen diese als „konstruktivistisch“; mir gefällt die Bezeichnung nicht. Ist jetzt aber auch nicht so wichtig.): Als Lehrender bereitet man eine Lernumgebung vor, in der die Lernenden sich bestimmte Dinge (Inhalte, Methoden, …) selbst erarbeiten und aneignen. Der Lehrende begleitet diesen Erarbeitungprozess, unterstützt die Lernenden und gibt Feedback. Sowohl das Vorbereiten einer Lernumgebung als auch die Unterstützung während des Lernens sind wichtig: Hierdurch wird den Lernenden eine grobe Richtung vorgegeben, in die sie laufen sollen, und sie werden auf den richtigen Weg zurück gebracht, falls sie sich einmal verlaufen haben. Doch was ist eigentlich eine solche „Lernumgebung“? Hierzu zählen gut gewählte Aufgaben, anregende Fragen, Materialien zur Hilfe, „Tipps und Tricks“, Texte zur Anleitung oder Vorträge zur Einführung. Als Lehrender leitet man also, schubst in die richtige Richtung, hilft, wenn jemand hingefallen ist. Laufen müssen die Lernenden aber selbst. Das ist natürlich anstrengend.

Nehmen wir mal das Beispiel Mathematik: Ein wesentliches Ziel ist, dass die Studierenden lernen „Mathematik zu treiben“. Mathematik treiben lernt man nur, indem man Mathematik treibt. Also, beweisen lernt man, indem man selbst Beweise durchführt. Selbstverständlich steht man dabei zunächst auf dem Schlauch. Es ist also nicht schlecht, wenn der Lehrende erst einmal vorführt, wie man so etwas macht, und dann anschließend die Lernenden unterstützt, wenn sie es selbst machen (Cognitive Apprenticeship nennt man das). Auch diese Vorführung zähle ich zur vorbereiteten Lernumgebung (andere würden das vielleicht nicht dazu zählen; aber andere machen Dinge oft anders).

Wir sind heute in einer tollen Situation: Wir haben die digitale Medienwelt zur Verfügung, in der wir solche Lernumgebungen (zumindest zum Teil, blended-learning-mäßig) digital bereit stellen können. Also, Erläuterungen und Demonstrationen können sich Studierende auch vor einer Vorlesung anschauen, wenn diese aufgezeichnet und ins Netz gestellt wurden. Das können sie dann prima alleine machen, und zwar wann sie wollen und wie oft sie wollen. Die Vorlesungszeit selbst, also die Zeit, in der alle zusammenkommen, kann man dann prima nutzen, um die Studierenden „laufen“ zu lassen, also z.B. gemeinsam Probleme lösen zu lassen und dabei zu unterstützen. Das kann man dann z.B. umgedrehten Unterricht nennen. Muss man aber nicht.

Nehmen wir einmal einen anderen Bereich her. Einen bildungswissenschaftlichen. Thema: Kompetenzen und Bildung. Genauer: Medienkompetenz und Medienbildung. In diesem Bereich kann man sich viele Fragen stellen: Welche Kompetenzen sollen in der Schule / in der Ausbildung / in der Hochschule / … erworben werden? Welche Kompetenzen zählen zur Allgemeinbildung, welche nicht? Wie sollte man sie formulieren? Wie kann man sie erwerben? Wie kann man Lernende beim Erwerb unterstützen? Welche Kompetenzen müssen Lehrende haben? Auf viele dieser Fragen gibt es keine eindeutigen Antworten, sondern man muss Argumente finden, Entscheidungen treffen, Position beziehen. Natürlich könnte man den Lernenden fertige Argumente und Entscheidungen vorsetzen. Wenn man aber möchte, dass sie in diesem Kontext selbst Argumente finden, selbst Entscheidungen treffen, selbst Position beziehen, dann muss man sie laufen lassen – dabei aber natürlich unterstützen! (Das haben wir oben ja schon festgestellt.)

Genau dies habe ich in meiner opco11-Session letzte Woche versucht: Ich wollte keine fertigen Lösungen präsentieren, sondern die Teilnehmer ihre eigenen Lösungen und Positionen finden lassen. Als grundlegende Methode habe ich die „virtuelle Gruppenarbeit“ gewählt, in Etherpads, zu verschiedenen Themen. Die Teilnehmer hatten die Wahl, mit welchem Thema sie sich befassen wollen („wahrgenommene Autonomie“; an dieser Stelle grüße ich Deci und Ryan). Ich habe hierfür eine Wiki-Lernumgebung bereit gestellt mit einigen Infos in Form von Texten und Podcasts und mit Etherpads zur gemeinsamen Arbeit. Ziel: Die Teilnehmer arbeiten sich in einer asynchronen Vorbereitungsphase durch die Materalien, sammeln Argumente und Positionen, um dann in der synchronen „Vortragszeit“ gemeinsam zu einem Ergebnis zu kommen. Das Ganze war eingebettet in das Bild des Musikfestivals. (Das hatte keine echte inhaltliche Bedeutung, sondern hat einfach nur Spaß gemacht.) Dieser „Selbsterarbeitungs“-Ansatz hat meiner Ansicht auch wunderbar in den opco11-Kontext gepasst, in dem es ja auch um das gemeinsame Lernen in virtuellen Umgebungen geht.

Klar ist in einem solchen Szenario: Wer sich nicht vorbereitet, hat nix davon. Wer fertige, womöglich vorgekaute Häppchen erwartet, wird enttäuscht. Selbstverständlich kann man diese Erwartung haben, aber erfüllt wird sie nicht. Typische Gedanken hierbei sind oft: „Wozu gibt’s den Lehrenden, wenn man alles selbst machen muss?“ 🙂 Hierzu als Entgegnung: Es muss Aufwand und Anstrengung beim Lernenden liegen, denn Lernprozesse sind notwendigerweise mit Aufwand und Anstrengung verbunden. Die Frage ist nur, vor welchem Aufwand und welchen Anstrengungen bewahrt man als Lehrender die Lernenden, und vor welchen Anstrengungen bewahrt man sie gerade nicht, weil damit die intendierten Lernziele verknüpft sind? Darüber hinaus ist ein Trugschluss, dass man als Lehrender in einem solchen Szenario keinen Aufwand hat: Die Vorbereitung der Lernumgebung und die Planung der Lernaktivitäten sind verdammt aufwändig. (Im Beispiel opco11 habe ich mich bestimmt zwei volle Tage mit der Zusammenstellung befasst, wenn man auch das Grübeln auf dem Klo oder unter der Dusche dazuzählt).

Bin ich denn mit dem Ablauf und den Ergebnissen aus opco11 zufrieden? Hier muss ich differenziert Antwort geben:

  • Ich hatte zunächst Bedenken, dass in der Vorbereitungszeit nichts passiert. Schließlich machen die meisten Teilnehmer freiwillig mit, und ohne echten Druck könnte ein solcher Vorbereitungsaufwand eher abschreckend wirken. Daher war ich enorm erfreut, dass das Gegenteil passiert ist: Es wurden zahlreiche Ideen, Links, Positionen, … bereits im Vorfeld eingetragen. Die Aufgaben, die eigentlich für die synchrone Arbeitsphase geplant waren, wurden zum Teil auch schon angegangen. Darüber hinaus wurde eine komplett neue Aufgabenstellung (Konzert 6) von den Teilnehmenden selbst organisiert.
  • Wichtig ist während der asynchronen Vorbereitungsphase, dass man als Organisator präsent ist und Anregungen und Denkimpulse gibt. Das war aufwändig, aber notwändig… äh… notwendig. (siehe oben, Punkt „Unterstützung“)
  • Während der synchronen Arbeitsphase gab es leider technische Schwierigkeiten: Die Leitung in der Einführung war schlecht, der Ton katastrophal, und in der Arbeitsphase kamen nur max. 16 Nutzer in ein Etherpad hinein. Ich kannte diese Beschränkung tatsächlich nicht, insofern war ich überrascht, dass es sie gibt. Während der Arbeitsphase haben wir uns dann spontan entschieden, die Moderatoren der einzelnen Räume nach Adobe Connect einzuladen und die Ergebnisse zusammenfassen zu lassen. Diese Spontanaktion war aber letztlich eine Überrumpelung, die ebenso zu technischen Problemen führte (insbesondere bzgl. Audio).
  • Während der opco-Session ist ein Tool-Wunsch in mir entstanden: Ich hätte gerne Etherpads mit Audiochat. Also: Man geht in ein Etherpad rein, und man ist automatisch in einem Audioraum, in dem alle miteinander sprechen können, die gerade in diesem Etherpad arbeiten. Kann das bitte mal jemand implementieren? 🙂
  • Mit den inhaltlichen Ergebnissen bin ich nur teilweise zufrieden. Ich bin geneigt, es schade zu finden, dass die Teilnehmer auf manches Argument nicht gekommen sind, die vorbereiteten Informationen hier und da nicht umfassend genug ausgewertet haben oder nicht auf „meine“ Position gekommen sind. Das ist letztlich natürlich Quatsch: Hätte ich einen Vortrag gehalten und alles erzählt, dann hätte ich vielleicht den Eindruck gehabt, alles wäre „rübergekommen“, aber das ist ja auch oft ein Trugschluss. Die inhaltliche Bewertung fällt mir somit schwer, insbesondere auch aus folgendem Grund: Eigentlich muss jede Teilnehmerin und jeder Teilnehmer für sich selbst bewerten und entscheiden, ob sie bzw. er zufrieden ist mit der persönlichen „inhaltlichen Ausbeute“ und überlegen, was sie bzw. er gelernt hat. Und das waren zum Teil witzigerweise auch „nebenläufige“ Dinge wie beispielsweise die Diskussion um mein Outfit. Man muss also die Teilnehmer fragen, was sie gelernt haben und ob der Ertrag ihrem persönlichen Einsatz entspricht (hier entlang zu den Reflexionen der Teilnehmer).
  • Eine organisatorische Schwierigkeit: Die Zeit war einfach zu knapp bemessen für die synchrone Arbeitsphase. Das habe ich auch eine Woche später in meinem Seminar „Didaktik der Informatik“ festgestellt: Ich habe die Studierenden die Ergebnisse der opco-Session auswerten und eigene Positionen finden lassen. Auch hier waren 60 Minuten Arbeitszeit zu wenig. Ich muss, glaube ich, die Zeit für solche Zusammenarbeitsphasen zukünftig wesentlich großzügiger bemessen.

Ich würde also – summa summarum – sagen, dass es eine lehrreiche Aktion war: Für mich in methodischer Hinsicht, und für die Teilnehmer (hoffentlich) auch in inhaltlicher. Ich erkläre hiermit das Festival für beendet und freue mich auf das nächste! Auf Wiedersehen! 🙂

(Bild: Danke an @FrauFridur!)

Kommentare
  1. herrlarbig sagt:

    Während der Arbeitsphase haben wir uns dann spontan entschieden, die Moderatoren der einzelnen Räume nach Adobe Connect einzuladen und die Ergebnisse zusammenfassen zu lassen. Diese Spontanaktion war aber letztlich eine Überrumpelung, die ebenso zu technischen Problemen führte (insbesondere bzgl. Audio).

    Diese Spontanaktion lief der ganzen Ausrichtung der Session zuwider. Während die Teilnehmenden „frei“ arbeitenden, sollten dann Gruppensprecher die Ergebnisse vorstellen. Das war der Versuch einer Ergebnissicherung. Aber die Ergebnisse in den Gruppen waren / sind ja in den Etherpads (wenn man Zugang hatte) nachlesbar.

    Ich kenne dieses Problem der Gruppenergebnisvorstellung als Lehrer nur zur Genüge, abgesehen davon, dass ich mehr und mehr kritisch auf „Gruppen“arbeit blicke.

    Eine Ergebnissicherung, die über die nachlesbaren Ergebnisse in den Etherpads hinaus geführt hätte, wäre eine Diskussion gewesen, was da eigentlich passiert ist, wie die Kollaboration funktioniert hat, wo es bei der Kollaboration Probleme gab. Dazu hätte es aber keine Gruppenmoderatoren gebraucht. Überhaupt: Warum in diesem Prozess Moderatoren? Er hatte sich im Vorfeld selbst im Rahmen der Vorgaben (und über diese hinaus) selbst organisiert, das hätte er weiter tun sollen.

    Für mich ist es in diesem gesamten OpenCourse übrigens eine spannende Erfahrung, dass sich da viele tatsächlich selbst organisiert. An der Stelle der Moderatoreneinladung in der Session hast du im Prinzip das Format verlassen. Hinzu kamen noch die technischen Probleme dieser Session, aber auch das, was in den Rückmeldungen der „Moderatoren“ an Ergebnissen kam, war kein weiterer Lernschritt in dem Prozess, der da stattgefunden hat.

    Da die Aufgaben zwar inhaltlich ausgerichtet waren (gut so!), aber letztlich doch eher Planspiel waren, hätte angesichts des Lernformates dies Reflexion des Formates und der ihm gegenüber aufgetretenen Gefühle der Teilnehmenden wahrscheinlich an dieser Stelle noch einen weiteren Lernfortschritt bringen können, statt vor allem eine Redundanz zu erzeugen.

    Gruß,
    Torsten

  2. Herr Rau sagt:

    Danke für die Praxis-Erfahrungen und die Erläuterungen. Diese Sicht auf Lehren und Lernen ist mir jedenfalls auch sympathisch, und die Trennung in asynchrone Vorbereitungsphase und synchronen Austausch gefällt mir.

  3. Florian sagt:

    Moin Christian,

    ich war nur zu Beginn aktiv dabei und habe mich von den technischen Problemen abschrecken lassen. Bin dann eher auf dem Festivalgelände rumgeschlendert, als einer Band zuzujubeln.

    Aber zwischen Umsonst und Draussen und Rock am Ring gibt es eben Unterschiede. Ich fand es klasse was Du da auf die Beine gestellt hast und mit mehr Vorbereitungszeit (evtl. auch im Team, Du musst das ja nicht alleine stemmen) wird die Fortsetzung bestimmt klasse!

    keep it rockin`man!

  4. hosi1709 sagt:

    Schön, dass auch bei dir als Organisator ein Selbstlernprozess eingesetzt hat.
    Gestatte, dass ich als Autodidakt noch ein paar Dinge zum Nachdenken anfüge:

    –> Für mich gibt es eine Obergrenze (maximal 5 Teilnehmer!?) bis zu der Gruppen gemeinsam arbeiten können. In Gruppen finden Prozesse statt, die Zeit erfordern, d.h. bei mehr als 16 Teilnehmern dauert das seeeehr viel länger als bei 5 ;=). Virtuelle Gruppen mit Teilnehmern, die sich nicht kennen, haben es dann natürlich noch schwerer. Wenn dann zur Ergebniserstellung noch Teilnehmer hinzukommen, die vorher nicht dabei waren, ist Chaos vorprogrammiert.

    –> Im Etherpad können im Prinzip nur 2 Nutzer sinnvoll gleichzeitig arbeiten/ diskutieren. Das kann beim Schreiben des Textes und im Chat erfolgen, ist aber ziemlich kompliziert. In „unserer Band“ haben wir spontan parallel Skype genutzt und sind dann schnell zur konstruktiven Arbeit gekommen.

    –> Die Rolle des „Bandleaders“ ist mir bis heute nicht klar geworden. Wie soll eigentlich eine sich nicht kennende und ständig wechselnde Gruppe in einem Etherpad so einen Leiter bestimmen/wählen???

    –> Die gemeinsame 60minütige Veranstaltung war sicher nicht nur vom Zeitansatz unglücklich geplant, sondern auch von der Agenda. Warum 15 min nur zur Organisation? Warum dann 30 min, in denen man zwischen den Gruppen wechseln kann oder sollte? Sollten dort nicht Ergebnisse erstellt werden? Warum nur 15 min, in denen die 5 (bzw. 6) Gruppenergebnisse vorgestelllt (und diskutiert?) werden sollten?

    Ich bin durch diese Veranstaltung in meiner Skepsis gegen Gruppenarbeit im Allgemeinen und themenverschiedene im Besonderen bestärkt worden.

  5. Fontanefan sagt:

    Ich danke für die Zusammenfassung und den Anstoß, meine Kommentare endlich geschlossen zu verlinken: http://de.wikiversity.org/wiki/Benutzer:Cspannagel/opco11#Reflexionen
    Meine Kommentare hier verkürzt: Weil so viel kritisiert und nachgedacht wurde (s.o.), war es sehr anregend und lehrreich.

  6. Anja Lorenz sagt:

    Hallo Christian und danke für die interessante Einschätzung aus Orga-Sicht.
    vor allem über die folgenden Sätze bin ich gestolpert:
    Mit den inhaltlichen Ergebnissen bin ich nur teilweise zufrieden. Ich bin geneigt, es schade zu finden, dass die Teilnehmer auf manches Argument nicht gekommen sind, die vorbereiteten Informationen hier und da nicht umfassend genug ausgewertet haben oder nicht auf „meine“ Position gekommen sind.“
    Die gleichen Gedanken habe ich zuweilen auch, wenn ich Themen für Seminararbeiten formuliert habe: Man will einerseits nicht zu viel vorkauen, aber ist dann enttäuscht, wenn bestimmte Quellen nicht gefunden oder verwendet werden, wenn Argumente fehlen, die einem selbst als entscheidend erscheinen, oder wenn die Studenten nicht über das 0815-Argument hinauskommen, dass irgendetwas eine wihtige Rolle spielt. Dennoch glaube ich, dass es der bessere Weg ist, die Studenten weitestgehend sebstständig arbeiten zu lassen und „lediglich“ die Lernumgebung bereitzustellen. Denn auch der Weg, die grundlegenden Argumente quasi zu präsentieren, ist nicht optimal. Dann ist die Gefahr zu groß, dass die Studenten auch hier den Weg des geringsten Widerstandes gehen und die bereitgestllten Informationen und Argmente weitestgehend unreflektiert übernehmen. Als Kompromiss sehe ich derzeit nur, den Studenten im Nachhinein eine Art Musterlösung bereitzustellen, aber hier denke ich, dass es die Leistung der Studenten in den Hintergrund rücken würde, da man schon durch das Vorbereiten der Musterlösung dann nur noch auf diese Argumente wartet.
    Hach, ich weiß auch nicht. rgendwie kommt es mir derzeit vor, als müsste man sich dazwischen entscheiden, ob man den Studenten die Eigenständigkeit zutraut, oder auf Nummer Sicher gehen und ihnen die Argumente an die Hand geben will. Ich bin aber an Antworten interessiert, wie man die Selbstständigkeit fördern, gleichzeitig die Reflektion und den Wissenstransfer sicherstellen könnte.

  7. „Während der opco-Session ist ein Tool-Wunsch in mir entstanden: Ich hätte gerne Etherpads mit Audiochat. Also: Man geht in ein Etherpad rein, und man ist automatisch in einem Audioraum, in dem alle miteinander sprechen können, die gerade in diesem Etherpad arbeiten. Kann das bitte mal jemand implementieren?“

    Genau den Wunsch hatte ich auch. 🙂 Für Abstimmungen in der Gruppe ist der Textchat zu schwerfällig. Nach der Gruppenarbeit hatte ich den Eindruck einer gewissen Ratlosigkeit darüber, was nun mit den Ergebnissen passiert. Die Auforderung an die Bandleader zur Berichterstattung habe ich dabei als den eigentlichen Bruch empfunden.

    Ich denke, es wäre gut gewesen wenn nicht nur die Bandleader sondern alle Teilnehmer umgezogen wären zu Adobe Connect. Die Ergebnisse konnte man ja in den Etherpads nachlesen aber es wäre interessant gewesen, das Format zu diskutieren.

    Mein persönliches Fazit ist dennoch sehr positiv. Ich habe gerade aus den Brüchen und den Dingen die nicht ganz rund liefen viel gelernt. Man stelle sich den Aufwand vor, wenn man diesen Ablauf als Unterrichtssituation simulieren wollte. 🙂

    Ich sehe das Festival als Ansporn in diese Richtung weiter zu denken, zu erproben und zu diskutieren.

  8. Vielen Dank für diesen Beitrag.

    @Christian Spannagel: Auf wen beziehst du dich, wenn du den Begriff der Cognitive Apprenticeship verwendest? Ich würde den mal spontan Ronald T. Kellogg zuschreiben; denkt man als LdL‘er da noch an jemand anderen? (Deci und Ryan bspw. würdigst du relativ häufig mit Erwähnung – mich dünkt, dass da noch ein paar andere Leute credit verdient hätten).

    Sehe das ansonsten hier und da ein bisschen anders als hosi1709: Die zu geringe Gruppengröße in „meinem“ Etherpad (allenfalls 3 oder 4 Aktive) nehme ich als Hauptgrund dafür wahr, dass ich inhaltlich nichts gelernt habe. Gerade in virtuellen Teams, in denen man sich nicht kennt, sitzen in solchen Gruppen auch immer wieder Leute in „Lauerstellung“ und schauen erst mal, was die anderen da machen, ohne selbst zu produzieren. Gerade bei lediglich 30 Minuten Bearbeitungszeit geht so viel Zeit und Potenzial verloren. Andererseits gibt es da Leute, die „auf dem Festivalgelände umherschlendern“, hier und da mal rein schauen, und mit dem ein oder anderen unqualifizierten, oberflächlichen, unfreundlichen, oder einfach in Sachen Kommunikationsverhalten nicht sonderlich geschickten Kommentar a) andere in ihrer Lauerstellung bestätigen oder b) aktive Diskutanten die Lust auf Diskussionsversuche nehmen. Ohne das breittreten zu wollen – bottom line: virtuelle Kommunikation in (Klein-)gruppen mit Unbekannten hat ein paar eigene Regeln und Normen, die die Konstruktion eines inhaltlich produktiven settings erschweren; hinzu kommt die Vermutung, dass derartige Online-Kommunikation störanfälliger gegenüber widrigen Einflüssen ist (hier stimme ich hosi1709 wieder zu und denke nach dem ITG-Festival, dass „Medienkompetenz“ im Web 2.0 neben rein technischen Kompetenzen v.a. auch einen gehörigen Batzen kommunikativer Kompetenz und Intelligenz verlangt). Bei größeren Gruppen sehe ich jedoch die Wahrscheinlichkeit höher, dass starke Diskutanten mit qualitativ hochwertigen inhaltlichen Beiträgen das Ruder in die Hand nehmen. Kennen sich einige TN einer Gruppe zudem bereits besser, wird es leichter sein, auch in kurzer Zeit Ergebnisse zu produzieren.
    Ich stimme hosi1709 auch zu, dass es sehr komisch ist, in einer Gruppe, die sich nicht kennt, einen primus inter pares zu bestimmen. Ich hege da auch einen Widerstand gegen ein solches Verfahren in mir. Glück im Unglück: ich kannte bereits vorher den Blog von Sabine Hueber und wusste, dass sie „meine“ Anforderungen an eine solche Funktion sicherlich würde erfüllen können –was sie dann auch tat.

    Unterm Strich teile ich die hosi1709s Skepsis gegenüber dem Format nur bedingt: so wie wir es gesehen haben, ist es suboptimal – ok. Aber ich kann mir auch vorstellen, dass mit nur geringfügigen Anpassungen doch sehr viel aus diesem Format herauszuholen ist. Die 8. opco-Sitzung hat mich angeregt, in diese Richtung weiter zu denken und daher war es hilfreich.

    @Anja Lorenz: Was wären deiner Einschätzung nach vernünftige Wege, den Lernern die Kernaspekte, die man als Lernbegleiter selbst sieht, so mit auf den Weg zu geben, ohne dass man studentische Leistungen herabwürdigt? Wäre ein Blog-, Wiki- oder Foreneintrag deiner Meinung nach schon zu frontal / lehrerzentriert (in Ermangelung entsprechender Konzepte in E-Lernumgebungen eben nun hilfsweise Begrifflichkeiten aus dem alten Paradigma…)?

  9. Hallo Christian,
    ich habe mir eben dein Video angesehen. Und bin begeistert! Bei einer Sache muss ich dir widersprechen: Ich finde, du warst auch früher schon mutig. Mutig, du selbst zu sein und dir selbst treu zu bleiben. Es hat dich schon immer ausgezeichnet.

    Schöne Worte, die du über „Mut“ gewählt hast. Schade, dass wir uns so lange nicht mehr gesehen haben. Ich hoffe, das lässt sich bald ändern… kommt Zeit 😉 Liebe Grüße aus Vancouver, Astrid (soviel zum Thema „Mut“ ;-))

  10. Anja Lorenz sagt:

    @Daniel Spielmann: Ich weiß es nicht und ich glaube auch nicht, dass es darauf eine 0815-Standard-Antwort geben kann. Manchmal hat man ja sogar Glück und die Lernenden kommen tatsächlich auf die vorgesehenen Antworten, manchmal hilft ein kleiner Hinweis. Manchmal nützt da aber auch alles nichts und man muss die Antworten zumindest als Musterlösung vorgeben. Auf welchem Weg das geschieht, ob Wiki, Blog oder im Unterricht ist da denke ich nebensächlich. Ich finde es aber weiterhin wichtig, den Lernenden die Möglichkeit zum eigenständigen Erarbeiten einer Lösung zu geben.
    Oder hat jemand für die Transfersicherung eine bessere Lösung?

  11. cspannagel sagt:

    @herrlarbig „Eine Ergebnissicherung, die über die nachlesbaren Ergebnisse in den Etherpads hinaus geführt hätte, wäre eine Diskussion gewesen, was da eigentlich passiert ist, wie die Kollaboration funktioniert hat, wo es bei der Kollaboration Probleme gab.“ – Aber das wäre eine Diskussion über die Methode gewesen. Ich wollte die Inhalte in den Mittelpunkt rücken. Wir Web2-Menschen 🙂 mögen es gerne, über Tools und Methoden zu diskutieren. Ich wollte das gerade nicht machen, sondern die inhaltlichen Ergebnisse zusammenfassen. Über die Methode kann man ja im Anschluss diskutieren (also hier z.B.). Aber, nichtsdestotrotz, die Abschlussphase wurde während der Sitzung spontan umgeplant und war daher „ungeplant“, und das war nicht gut. 🙂

    @herrlarbig „Er hatte sich im Vorfeld selbst im Rahmen der Vorgaben (und über diese hinaus) selbst organisiert, das hätte er weiter tun sollen.“ – Mmh, das ist eine schwierige Sache: Wie viel Struktur gebe ich vor, wo lasse ich Raum für Selbstorganisation? Ich denke, eine gewisse vorgegebene Struktur muss sein, und der Prozess vorher war ja auch nicht „komplett selbstorganisiert“, sondern von mir mehr oder weniger stark vorstrukturiert.

    War die Zusammenfassung am Ende denn wirklich redundant? Na klar, man kann die Ergebnisse im Etherpad nachlesen. Aber, kurz die Ergebnisse im Plenum vorzustellen halte ich immer noch für eine gute Idee zur inhaltlichen Zusammenfassung (wenn diese denn vorher besser geplant ist), damit eben nicht alle überall nachlesen müssen.

    @hosi Ja, viele Probleme sind durch die zeitliche Beschränkung aufgekommen – mehr Zeit für die synchrone Sitzung wäre besser gewesen, obwohl bereits so viel im Vorfeld passiert ist. Meine Hoffnung war ja, dass es durch die asynchrone Vorbereitungszeit „ganz schnell“ gehen kann (hab ich unterschätzt). Bandleader bestimmen geht trotzdem meiner Ansicht nach schnell: Irgendeiner sagt, dass er es ist, und fertig. Dauert max. ne Minute.

    @Anja Ja, due beschreibst das „Dilemma“ sehr gut. Das ist mir hier auch (wieder einmal) deutlich geworden.

    @Cornelie „Ich sehe das Festival als Ansporn in diese Richtung weiter zu denken, zu erproben und zu diskutieren.“ – Ja, ich auch.

    @Daniel: Collins, Brown und Newman (1987) haben vor ewigen Zeiten den Begriff Cognitive Apprenticeship in die Runde geworfen, zumindest ist das ein viel zitierter Artikel in dem Zusammenhang. Siehe auch unter http://en.wikipedia.org/wiki/Cognitive_apprenticeship

    Zu selbstbestimmten Formen der Motivation hätten bestimmt auch noch andere „credit“ verdient (vermutlich tausende), aber Deci & Ryan sind einfach „Top-Adressen“, wenn es um selbstbestimmtes Lernen geht. Generell neige ich auch dazu, Blogartikel nicht wie „formal-wissenschaftliche“ Artikel zu schreiben (siehe dazu auch hier: https://cspannagel.wordpress.com/2010/02/13/schulmeisters-ansichten/ ).

    @Daniel „Kennen sich einige TN einer Gruppe zudem bereits besser, wird es leichter sein, auch in kurzer Zeit Ergebnisse zu produzieren.“ Stimmt – meine Hoffnung war, dass man sich über die asynchrone Zusammenarbeit vorher näher kennen lernt (zumindest eben inhaltlich).

    @Astrid Es freut mich, mal wieder etwas von dir zu hören/lesen! Viele Grüße nach Vancouver! 🙂

  12. Isabel Z sagt:

    Hi chris,
    danke für die tolle Beschreibung.
    Ich kann sehr zustimmen. Auch ich bemesse die Arbeitszeit und Zeit zum zusammenfassen nach meiner Vorab-Ansicht großzügig, im Endeffekt aber zu kurz.
    Zu Etherpads:
    habe damit sehr gute Erfahrungen beim gemeinsamen Artikel-Schreiben mit Co-AutorInnen gemacht. zusammen mit Skype. Aber du hast recht – man BRAUCHT Audio zum gemeinsamen Schrieben, warum also nicht alles in 1 Tool?
    Ich kenne bislang nur privat auf Server aufgesetzte Etherpads und natürlich Google Docs, das ich nicht mag.

    _Kennst du offene bestehende Etherpads, in denen man ohne großen installationsaufwand ein neues Projekt aufsetzen kann?_

    Gruß
    Isabel Z

  13. Isabel Z sagt:

    Free webbased Etherpads:

    Hab recherchiert:
    Was haltet ihr von:
    TitanPad? http://titanpad.com/
    Pirate Pad? http://piratepad.net
    oder TypeWith.me Pad ? http://typewith.me/

    Oder den hier genannten: http://etherpad.org/public-sites/

    Gruß
    isabel

  14. cspannagel sagt:

    @Isabel Ich habe http://ietherpad.com/ verwendet (Tipp von @_Rya_), kenne mich aber auch nicht weiter mit Vor- und Nachteilen der jeweiligen Anbieter aus. Vielleicht hat jemand anders etwas dazu zu sagen?

  15. […] gab es noch von Christian Spannagel, der sehr ausführlich sein Musikfestival ausgewertet hat (“Eine Woche nach dem Festival”), und dann haben sich einige noch am Stichwort “Microlearning” abgearbeitet (u.a. Lore […]

  16. Ich ergänze mal noch apprenticeship Kellogg (2008): „Training writing skills: A cognitive developmental perspective“. Gibt’s online.

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