Vor einiger Zeit hat mich Oliver Tacke mit einer Idee infiziert: den Einsatz eines Partyspiels, das „Party Dinner“ oder so so ähnlich heißt, und zwar nicht auf einer Party, sondern in einem Workshop. Beschrieben hat Oliver das in seinem Beitrag Aktives Zuhören in der Schillerstraße:
Vor einem Essen in geselliger Runde mit FreundInnen erhält jeder Anwesende geheime Aufträge, zum Beispiel “Klaue deinem Sitznachbarn eine Kartoffel vom Teller, ohne dass er es merkt” oder “Starte eine Diskussion zum Thema XY”. Das ist so ähnlich wie das Prinzip der Sendung Schillerstraße, bloß mit freier Zeiteinteilung. Nach dem Essen werden die Aufträge offen gelegt und es hat derjenige gewonnen, der die meisten absolviert hat.
Ich finde die Idee, das in einem Workshop mit den Teilnehmer_innen sozusagen begleitend zu spielen, total witzig. Heute hab ichs bei meinem Flipped-Classroom-Workshop in der Multimedia-Werkstatt der Universität Frankfurt ausprobiert, und das lief folgendermaßen ab:
- Ich habe den Teilnehmer_innen anfangs erklärt, dass wir im Rahmen des Workshops auch ein kleines Experiment machen, und ich habe das Spiel „Party Dinner“ so wie Oliver beschrieben.
- Dann habe ich erläutert, dass es zwei Gruppen geben wird: Die rote und die blaue Gruppe. Jeder erhält einen roten oder blauen Geheimauftrag, den er im Rahmen des zweistündigen Workshops erledigen muss, ohne dass es jemand bemerkt. Jeder, dem dies gelingt, verschafft seiner Gruppe einen Punkt. Die Gruppe mit den meisten Punkten hat gewonnen.
- Funny war: Ich habe die Aufträge vor Workshop-Beginn unter die Stühle mit Tesa geklebt. Ich konnte also sagen: „Um ihren Geheimauftrag zu erhalten, greifen Sie bitte mal vor sich unter den Stuhl… :-)“
Die Geheimaufträge waren dabei beispielsweise die folgenden (eine Gesamtliste gibt es auch):
- Wirf in einer Plenumsrunde den Begriff “Vorlesungsobertrottel” ein, ohne dass es auffällig wirkt.
- Jemand zweites aus deinem Team hat dieselbe Karte wie du. Findet euch durch Augenzwinkern.
- Erkläre einem anderen Teilnehmer, dass du die Kleidung von Christian Spannagel total unangemessen findest, und versuche ihn auf deine Seite zu ziehen.
- Versuche, den Text “Flipped Classroom ist cool!” auf dem Präsentationsrechner erscheinen zu lassen.
- Bringe in einer Plenumsrunde das Sprichwort “Der dümmste Bauer erntet die größten Kartoffeln” ein, ohne dass es auffällig wirkt.
- Überzeuge einen anderen Workshop-Teilnehmer davon, dass der Flipped Classroom gerade in seiner Disziplin besonders gut passt.
- Überzeuge einen anderen Workshop-Teilnehmer davon, dich einmal in einer deiner Lehrveranstaltungen zu besuchen.
- Sammle mindestens drei Visitenkarten von anderen Workshop-Teilnehmern ein.
- usw.
Dabei kann man drei Kategorien von Aufträgen unterscheiden: Diejenige, die einfach nur witzig sind (1-5). Diejenigen, die inhaltlich-sinnvoll sind (6). Diejenigen, die der sozialen Vernetzung dienen (7-8).
An dem Workshop haben ca. 20 Personen teilgenommen. Am Ende hatten acht davon ihren Auftrag erfüllt, vier rote und vier blaue – ein schönes Unentschieden! Eine kurze Feedback-Runde dazu hat ergeben, dass die Teilnehmer_innen es witzig fanden, dass das Spiel nicht gestört hat (bzw. nur eine Person war abgelenkt, als sie versucht hat, einen Text auf den Präsentationsrechner zu bekommen), und dass dies eine zusätzliche Spannung in den Workshop gebracht hat. Witzig war: Mir selbst ist nur eine der acht Auftragserfüllungen aufgefallen, obwohl einige Sprichwörter in der Plenumsrunde genannt wurden, die ich ja selbst eingefordert hatte. Strange!
Fazit: Auf jeden Fall wiederholenswert und ausbaufähig!
Fallen euch noch weitere witzige, inhaltlich-sinnvolle und/oder sozial-vernetzende Aufträge für das Spiel ein?