Vor einigen Wochen habe ich in meiner Vorlesung „Elementare Funktionen“ von den Studierenden ein Feedback zum Einsatz der Methode LdL in Form des aktiven Plenums eingeholt. Neben den zahlreichen positiven Anmerkungen gab es auch mehrere Kritikpunkte und Verbesserungsvorschläge, die ich versucht habe umzusetzen. Hierzu zählen zum Beispiel das Vorgeben einer klareren Struktur, eine kleine Einführung, in der ich die aus meiner Sicht wichtigsten Punkte des vorzubereitenden Texts nenne, das zügigere Einschalten des Dozenten in Diskussionen und das Sammeln und Beantworten von Fragen bereits während des Lesens in unserem E-Learning-System STUD.IP. Die letzten beiden Sitzungen haben mir gezeigt, dass die Veränderungen zu einer wirklichen Verbesserung geführt haben. Ich zumindest habe bei dieser Veranstaltung (und in der Vorlesung „Angewandte Mathematik“, die ebenfalls eine Fachvorlesung ist) ein ganz gutes Gefühl mit dem jetzigen methodischen Vorgehen.
Ein kleines Sorgenkind ist allerdings die Didaktik-Vorlesung „Didaktik 8-10 (Didaktik der angewandten Mathematik)“. Hier wollen die Diskussionen nicht so richtig in Gang kommen. Woran das liegt, ist mir mittlerweile auch klar: Ich habe fälschlicherweise angenommen, dass ich in fachwissenschaftlichen und fachdidaktischen Vorlesungen ähnlich vorgehen kann. Ich bin mir mittlerweile bewusst, dass ich in der Didaktik-Vorlesung eine andere „Lernumgebung“ schaffen muss. Dabei meine ich nicht „nicht LdL“, sondern: Ich muss andere Aufgaben stellen, ich muss andere Diskussionsanlässe bieten, ich muss anders mit dem vorzubereitenden Text umgehen. Doch kommen wir zunächst erst einmal zu dem Feedback der Studierenden, das sie mir in der letzten Veranstaltung gegeben haben.
Als positive Aspekte wurden ähnliche Punkte genannt wie in der Befragung in „Elementare Funktionen“, daher die positiven Punkte hier nur als Aufzählung: gute Atmosphäre, offene Diskussion, sehr viel intensiver (tiefer gehend & erklärend) als traditionelle Vor-Lesung, sehr locker (zu locker!), Dozent ist offen für Neues und evaluiert, Raum für Diskussionen, Raum für unerwartete (!) Diskussionen, Methodenvielfalt, Schwerpunkt liegt auf Didaktik, Studenten werden mit einbezogen, auf Studentenfragen wird eingegangen, „Ich finde, dass gerade wir als Lehrer eine Vorlesung auch mitgestalten können sollen“, Zeit muss nicht abgesessen werden, sondern verfliegt, Möglichkeit eigene Aufgaben zu formulieren und zu besprechen, Fördern und Fordern stehen im Vordergrund.
Und nun zu den Dingen, die aus Sicht der Studierenden (und auch aus meiner Sicht) nicht funktionieren:
Auch die Studierenden haben vermutet, dass man in der Didaktik-Veranstaltung anders vorgehen muss: „LdL ist träge, ich denke Didaktik ist das Problem, denn wir haben davon ja keine Ahnung, können hauptsächlich vermuten (beim Rechnen leichter)“, „Vieles ist irgendwie ziemlich schwammig. Wie man es besser machen kann? Gerade in einer Didaktik-Veranstaltung brauche ich mehr Eckpunkte und Erfahrungsberichte“
Der Hauptkritikpunkt ist dabei wohl der folgende: Die einleitende Diskussion zu Fragen zum Text und auch die anderen Diskussionen sind zu schleppend. Zu Beginn lasse ich immer einen Studenten eine Diskussion führen, in der das Plenum Fragen zum Vorbereitungstext klärt. In fachwissenschaftlichen Veranstaltungen funktioniert das wunderbar, weil man hier leicht Punkte benennen kann, die man nicht verstanden hat. Bei den Didaktik-Texten ist es aber gar nicht zu einfach, Fragen zu stellen, weil man nicht so richtig weiß, in welche Richtung man fragen soll. Das Ziel der Fragerunde ist unklar. Daher sind die Diskussionen in dieser Vorlesung immer „zu zäh und zu langsam“ und „schleppend“. „Der Wert steht in keinem Verhältnis zur benötigten Zeit“. „Die Gesprächsleiter wissen nicht, wo sie hin wollen/sollen“. Eins ist mittlerweile klar: Die einfache Frage zu Beginn „Gibt es Fragen zum Text?“ funktioniert hier nicht. Die Studierenden haben dafür zahlreiche Verbesserungsvorschläge genannt: „an konkreten Problemen arbeiten / diskutieren“, „früher abbrechen & eingreifen“, „Klärung der Fragen am Anfang strukturieren“, „Vielleicht können Sie zu Beginn eine Frage in den Raum werfen und dann diskutieren wir untereinander (sorgt evtl. für mehr Struktur)“, „Wenn keine Fragen gestellt werden, vielleicht die Punkte, die Sie (Dozent) für wichtig und schwierig halten“, „evtl. Partnergespräche zu Beginn, um sich abzusprechen“, „Fragen in ersten Minuten sammeln und Plan für Sitzungsverlauf erstellen“ ,“Skript auf eine Fragestellung hin durcharbeiten, damit früher eine Diskussion entsteht, aus der wieder neue Fragen entstehen“und „erst Basisinfos geben, danach mit Studenten weiterdiskutieren und überlegen“. Mir ist jetzt klar: Mehr Abwechslung und spannende Fragen zum Einstieg müssen her! Ich werde die zahlreichen Verbesserungsvorschläge der Studierenden aufgreifen und den Anfang evtl. mal so und mal so gestalten. Dann können wir schauen, was am besten funktioniert…
Eine Studentin oder ein Student hat folgenden Strukturhinweis gegeben: 1) Unklarheiten im Text klären 2) Klären, was an dem Text relevant/besonders wichtig ist 3) Schülerfehler/-probleme diskutieren und wie man damit umgehen kann. Ich würde vorschlagen, das folgendermaßen zu adaptieren: 1) Spannende Einstiegsfrage 2) Relevante Teile klären 3) Fragen klären 4) Schülerfehler, gute Einstiege, …
Zudem wünschen sich die Studierenden mehr Unterrichtsbeispiele, und dass die Ergebnisse besser festgehalten werden. Zum Beispiel sollte ich (wie in der anderen Veranstaltung jetzt auch) Zusammenfassungen geben. Auch wünschen sie sich konkretere Hinweise darauf, wie die Klausur aussieht. Dem bin ich bereits nachgekommen und habe Beispiel-Klausuraufgaben bereit gestellt.
Eins muss ich hervorheben: Ich bin mir sicher, dass die Schwierigkeiten nicht an LdL liegen, sondern an der Art, wie ich LdL umgesetzt habe. Ich habe zum Einstieg unglückliche Fragen gestellt und es öfters versäumt, anregende Diskussionsanlässe zu bieten (also, es gab natürlich schon öfter eine sehr gute Diskussion, aber es braucht immer sehr lange, um in Gang zu kommen).
Ein Student / eine Studentin hat auch geäußert, dass sie es schlecht findet, dass Studierende nach vorne kommen und die Diskussionen leiten müssen. Meiner Ansicht nach ist das aber ein ganz wesentliches Element, von dem ich nicht abrücken möchte: Diskussionen verlaufen anders, wenn nicht ich die Diskussion leite. Ich habe es bei den letzten Malen gemerkt: Wenn ich moderiere, dann wird die Diskussion zum „Frage an mich und Antwort von mir“-Spiel. Insofern ist es wichtig, dass die Studierenden „unter sich“ diskutieren. Dazu gehört aber eine passende Fragestellung und ein guter Diskussionsanlass – das habe ich jetzt gelernt.
Mmh…vielleicht liegt es auch an etwas ganz anderem? Ein Kommentar war: „Hat es einen Grund, weshalb Sie schwarze Kleidung vorziehen? Oder bilde ich mir das nur ein?“ Vielleicht sollte ich mal ganz in weiß kommen? 🙂